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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe
Autoren: Mary Scott
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sich auch für sie interessieren. Tony gehört zu den Mädchen, die einen Mann bemuttern möchten.«
    »Idiotisch in ihrem Alter. Und wenn sie das schon möchte, warum verliebt sie sich dann nicht in einen Jungen, anstatt in einen Pfarrer, der in den besten Jahren ist.« Larry seufzte tief und fuhr dann fort: »Unser Glück, andere Menschen ein wenig zu lenken, scheint uns ganz verlassen zu haben. Auch die Sache zwischen Julian und Alison scheint steckenzubleiben. Die kommen auch nicht zum Ziel. Es macht mich allmählich krank, zu sehen, wie Alison anständig ist und sich selbst aufopfert. Mrs. Anstruther ist vollkommen in Ordnung. Denn seit ihr Mann nicht mehr da ist und sie ständig bedauert, hat sie sich ganz schön hochgerappelt. Diese Kränkelei ist reiner Unsinn.«
    Diese harten Worte schockierten mich. Wir hatten uns alle daran gewöhnt, Patricia Anstruther als eine kränkliche, anfällige Treibhauspflanze zu sehen. Aber als ich dann alles wirklich einmal überdachte, kam ich zu dem Schluß, Larry könnte eigentlich recht haben. Mrs. Anstruther war mit einem zärtlichen und aufmerksamen Mann verheiratet gewesen, und als er plötzlich starb, waren wir alle bestürzt und überrascht gewesen. Und laut meinem unfreundlichen Mann war Mrs. Anstruther ausgesprochen gekränkt. »Der alte Mann hat ihr die Schau gestohlen und ist gestorben, obwohl sie doch für sich in Anspruch nahm, die entschieden Kränkere zu sein«, hatte er gesagt.
    Auch schon vor seinem Tode war Alison von ihrer Mutter schlimm genug versklavt gewesen. Und als das dann noch passierte, da war die Versklavung perfekt, denn wenn Alison schon vorher nicht von zu Hause weg konnte, dann bestimmt nicht, nachdem ihr Vater gestorben war. Mrs. Anstruther hatte sehr an ihrem Mann gehangen und war sehr abhängig von ihm. Jetzt aber, da sie sich mehr denn je auf sich selbst verlassen mußte, während Alison sehr stark beschäftigt war und ihr Sohn die Farm bewirtschaftete, rappelte sich Patricia wirklich langsam hoch, wie Paul es nannte.
    Selbst jetzt war sie noch eine sehr schöne Frau. Alison, schlank, mit goldglänzendem Haar und würdevoll zurückhaltend, war sehr anziehend, aber ihre Mutter muß in dem gleichen Alter eine ausgesprochene Schönheit gewesen sein. Sie war groß und schlank, wie ihre Tochter. Das reiche Haar lag locker geflochten und leuchtend weiß um ihren Kopf. Sie hatte große, traurige, blaue Augen und eine sehr ansprechbare Art.
    Larry sagte: »Ich habe den Eindruck, sie hat in letzter Zeit einen suchenden Blick. Sie hat ein Jahr lang wunderbar getrauert, und ich würde mich nicht wundern, wenn sie ein Auge auf den Colonel geworfen hätte.«
    Diese Vorstellung war so verrückt, daß wir beide laut lachen mußten. Der Colonel war der perfekte und eingeschworene Witwer, der seine Erinnerung an die junge Frau pflegte, die er so früh verloren hatte, wie auch die an den einen Sohn, der im Kriege gefallen war. Seine ganze Liebe galt heute Anne und deren Kindern. Eine planende Witwe würde kaum eine echte Chance haben.
    Das sagte ich auch, und Larry mußte mir recht geben. »Na ja, da bleibt eigentlich nur noch Mr. Taylor übrig«, setzte sie an, hielt dann aber ein, um sich Doris Taylors sanftmütigen, lammfrommen Vater vorzustellen, der immer darauf bedacht war, jedem zu gefallen und das >h< nie ganz sicher aussprechen konnte. Und der Mann in Verbindung mit der eleganten Patricia Anstruther. Er mußte gestrichen werden, und Larry war darüber so böse, daß sie sagte: »Es ist direkt eine Schande, daß Onkel Richard mit seiner Lydia so glücklich ist. Aber nein. Selbst wenn man Alison befreien und so auch Julian glücklich machen könnte, würde ich Onkel Richard diesem höflichen Bulldozer nicht zum Fraß vorwerfen.«
    Diese Bezeichnung für Mrs. Anstruther stammte von Sam. Sie hatte eine so leise Stimme, so makellos und sanft und süß, daß man sich einfach die Rücksichtslosigkeit nicht vorstellen konnte, mit der jeder Widerstand niedergemäht wurde. All das tat sie mit dem freundlichen, Abbitte leistenden, sehnsuchtsvollen Lächeln, und sie erreichte unweigerlich, was sie wollte. Ich wunderte mich gar nicht, daß Larry sich schämte, an sie auch nur für eine Minute als einen passenden Ersatz für Lydia gedacht zu haben.
    Widerwillig trennte sie sich von dem Thema Julian und dessen Liebesgeschichte und meinte: »Susan, du siehst schrecklich müde aus. Die Erkältung scheinst du nie mehr loszuwerden. Dieses heiße Wetter und die ganze
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