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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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auf ihn einzureden. Dabei machte sie ein sehr kindliches und eifriges Gesicht. Nach und nach wurden seine Gesichtszüge weicher, bis er schließlich einen Schraubenschlüssel aus der Hand legte und zu uns herüberkam, um den Wagen etwas näher zu betrachten. Alles, was die anderen uns gesagt hatten, mußten wir uns hier erneut anhören, nur daß der Tonfall diesmal noch entmutigender war. Er wollte nicht einmal eine kleine Runde drehen, er stieg nur kurz ein und lauschte dem Lauf des Motors. Aber das schien ihn auch nicht besonders zu interessieren, denn sofort stieg er wieder aus und meinte:
    »Nicht viel wert. Nichts an dem Wagen scheint in Ordnung. Auch die Karosserie ist hinüber.«
    Dann sah er Tony an, die den Kopf hängenließ und völlig niedergeschlagen vor sich hinstarrte, und sagte plötzlich: »Vielleicht kann ich mit dem Schinken doch etwas anfangen. Es gibt Burschen, die für diese alten Bomben etwas übrig haben. Ich könnte Ihnen fünfzig Pfund dafür bieten.«
    Dankbar lächelte Tony den Mann an und meinte: »Vielen, vielen Dank, aber wir versuchen es noch irgendwo anders. Vielleicht bekommen wir noch ein wenig mehr dafür. Wenn nicht, dann kommen wir noch einmal zurück.« Ich sah, wie der Mann seine Lippen bewegte, während wir davonfuhren. Ich glaube, er betete, von uns verschont zu bleiben.
    Larry wuchs jetzt über sich selbst hinaus. Die nächste Station war einer dieser gleißenden Paläste, in denen keines der dort ausgestellten Autos überhaupt wie ein Gebrauchtwagen aussah. Der Inhaber war ein sehr elegant gekleideter, offensichtlich wohlhabender Mann. Larry stieg aus und sprach ihn mit gesetzten Worten und einer besonderen Würde an.
    »Ich biete Ihnen die Chance, diesen erstklassigen Wagen zu erwerben.«
    Das war für Tony fast zuviel, und der Mann war völlig verblüfft. Er starrte sie einen Augenblick so an, als sei sie offenbar aus einem Irrenhaus entwichen. Dann meinte er sehr höflich, dieser Wagen passe nicht in das Angebot seiner Firma, und wie es denn mit den Schrotthändlern aussehe? Und das war der allgemeine Tenor aller dieser Gespräche. Wir waren es leid, das Wort Schrotthändler zu hören. In einer verwirrenden Reihenfolge bot man uns 30, 50 und 35 Pfund, und dann folgte ein Angebot über 75 Pfund. Ich war sehr dafür, anzunehmen, aber die beiden anderen erinnerten mich an unsere Wetten, und wir entschieden uns, es noch weiter zu versuchen. Schließlich lief der Wagen inzwischen sehr zufriedenstellend, die Kupplung funktionierte noch, und wir hofften, auch die Bremsen würden uns nicht im Stich lassen. Als wir dann in den Hof eines weiteren Händlers einfuhren, meinte Larry: »Ich habe mich oft gefragt, wie sich die Mädchen fühlen, die an Schönheitskonkurrenzen teilnehmen und vor die Jury treten. Jetzt weiß ich es. Diese Männer tun so ungefähr alles, was man sich denken kann, fehlt nur noch, daß sie ein Bandmaß herausholen. Sie schauen, dann starren sie, schütteln ihre Köpfe, und ich verliere sämtlichen Mut. Den armen Mädchen muß es ähnlich ergehen. Sie müssen sehr tapfer sein, sich diesen Dingen auszusetzen.«
    Dann passierte etwas sehr Verblüffendes. Schon der nächste Händler bot uns 90 Pfund. Das konnte ich kaum glauben und war sehr verärgert, daß die anderen mich überredeten, noch einen weiteren Versuch zu machen und einen noch höheren Preis zu erzielen. »Niemals«, sagte ich, aber Larry meinte lakonisch, wenn nicht, dann würden wir noch einmal dorthin zurückkehren. Sie war als nächste wieder an der Reihe und rechnete, ein Bombengeschäft zu machen.
    Aber das war ein grober Fehler. Denn als erstes schaute der Mann unter den Wagen, seufzte auf und fragte: »War der Wagen schon einmal auf offener See? Vielleicht von der Flut überrascht oder so?«
    Larry sah für einen Moment leicht belustigt aus, aber wahrheitsgemäß sagte sie: »Nie«, und mit großem Nachdruck, »wir leben in den Bergen. Nicht einmal nahe der Küste ist der Wagen gewesen.« Das hörte sich wie ein Klagelied an.
    Voller Hoffnung fuhr Larry fort: »Wollen Sie nicht eine kleine Probefahrt machen? Er fährt sich sehr gut. Gute Straßenlage. Wirklich zuverlässig.«
    Tony schnappte nach Luft und verschwand auf dem Boden des Wageninnern. Sie tat so, als suche sie nach einem Taschentuch. Als sie sich wieder aufrichtete, war ihr Gesicht stark gerötet und Tränen standen in ihren Augen. Nachher meinte ich zu Larry: »Das war die falsche Bezeichnung. Er ist so beständig, daß man einen

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