Und abends etwas Liebe
setzen, während alle anderen auf Schemeln und Kisten Platz nahmen oder sich einfach auf den Boden setzten. Alle, außer Ken und Cecily, schienen guter Laune zu sein, und ich hoffte sehr für Barry, daß seine Einladung den nötigen Erfolg haben würde.
Wie immer lösten sich auch diesmal alle Spannungen, nachdem zwei Drinks gereicht worden waren. Man begann mit der Erörterung sachlicher Probleme. Ob die Schulbehörde die Pläne für die Schule genehmigen würde? Wo sollte man das Schwimmbad anlegen? Und so fort. Als man sich über diese Fragen geeinigt hatte, wurden die Eltern gebeten, Vorschläge allgemeiner Art zu machen. Barry zeigte sich äußerst aufgeschlossen, erklärte seine Methoden und Ansichten und ging sehr freundlich auf die geringfügigen Klagen der Eltern ein. Er stand jedermann offen Rede und Antwort.
Larry und ich waren gerade dabei, in der Küche einige Gläser zu spülen, als die Katastrophe eintrat. Plötzlich hörte ich die Stimme von Ida Willis: »Mein Gott? Was ist denn das? Ich fürchte, ich habe die ganze Zeit darauf gesessen. Ein Schal? Direkt unter dem Kissen!«
Es folgte eine tödliche Stille, die uns magisch anzog, und ungesehen standen Larry und ich dann in der Tür. Wie ein Wachsfigurenkabinett, denn niemand bewegte sich oder sprach.
Ich schaute Mrs. Willis an und wußte sofort, warum. Ein unglücklicher Einfall hatte sie veranlaßt aufzustehen und ihren Lehnsessel jemand anders anzubieten. Dabei hatte sie offensichtlich das Kissen aus dem Sessel gefegt, und nun stand sie da, den roten Schal in der Hand, den zumindest zwei Männer und die meisten der anwesenden Frauen kannten. Es war der Schal, den Cecily oft als Kopftuch trug.
Ich sehnte mich danach, ihn Mrs. Willis aus der Hand zu reißen, zusammenzuknüllen und in eine dunkle Ecke zu werfen. Sie aber spürte nicht, welche Sensation sie entfesselte, und außerdem fand sie den Schal komisch.
Ich schaute Kenneth Young an und war über die unverhohlene Wut in seinem Gesicht entsetzt. Barry schaute sehr verlegen drein, und Cecily war dem Zusammenbruch nahe. Sie konnte nicht mehr tun, als den rasenden Ken flehend anzublicken, und die Augen niederzuschlagen. »Ich... ich...«
Er würdigte sie keines einzigen Blickes. Er starrte zu Barry herüber, und die ganze Eifersucht, das ganze Mißtrauen, das er zu bekämpfen suchte, standen in seinem Gesicht geschrieben. Er trat einen Schritt vor, mit gesenktem Kopf und gefährlich funkelnden Augen. Cecily, die begütigend einen Arm auf den seinen gelegt hatte, beachtete er überhaupt nicht. All das war innerhalb von weniger als einer Minute passiert, obwohl diese Zeit mir wie eine kleine Ewigkeit erschien.
Dann löste sich die Spannung. Tony lachte leise, stand auf und nahm Mrs. Willis den Schal aus der Hand. »Ach so, hier ist der Schal also. Den habe ich gesucht und gesucht. Ja, das ist mein Schal. Ich mochte Cecilys Schal so sehr, daß ich mir den gleichen beschaffte. Ich trage ihn als Kopftuch, wenn ich reite. Ich verlor ihn, hätte aber nie daran gedacht, ihn hier wiederzufinden.«
Alle hörten gespannt zu, und ich fragte mich, was nun passieren würde. Aber ich brauchte mir keine Sorgen zu machen. Tony war sehr ruhig und nett, und entschuldigte sich fast. »Susan, weißt du, der Zettel, den ich Barry bringen sollte?« Sie hielt ein und schaute mich an. Ich ließ einen gurgelnden Laut vernehmen, aber sie fuhr fort: »Du warst nicht zu Hause, Barry. Ich legte den Zettel auf den Tisch, und dann — na ja, tut mir leid, aber ich habe ein bißchen bei dir herumgeschnüffelt. Ich wollte sehen, welche Art von Büchern du liest, nahm mir eins aus dem Regal und setzte mich dort in den Sessel. Dabei muß ich den Schal verloren haben. Wie schön, ihn wiederzuhaben, denn ich hatte schon Angst, einen neuen kaufen zu müssen.« Dann, wie um die Sache perfekt abrollen zu lassen, nahm Tony den Schal und legte ihn um ihr Haar. Ein entsetzliches Bild!
Diese Krise war überstanden, und alles lachte und unterhielt sich. Ich glaube, nur ich fing den bittenden Blick auf, den Tony dem Pfarrer zuwarf. Er lächelte nur und klopfte kurz ihre Hand. Dieser Klaps bedeutete nicht nur, daß diese Lüge unbedingt verziehen, sondern sogar eine galante Notwendigkeit war. Sie wußte sofort, was er meinte, und ich wünschte mir, er hätte seine Zustimmung für sich behalten, denn plötzlich füllten sich ihre Augen mit großen Tränen. Schnell schaute ich weg und sah, daß der Ärger und die Wut aus Kenneths Gesicht
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