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Und abends etwas Liebe

Und abends etwas Liebe

Titel: Und abends etwas Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Susan?«
    Ich gab meinen Kommentar über die »Alteingesessenen« (denn zu denen gehörte ich ja auch schon) und die vielen Gründe, weshalb wir alle Miss Adams dankbar sein müßten. Wenn sie wegziehen müßte, dann würden wir weiß Gott was für einen neuen Postmeister bekommen. Cecily hörte ernst zu. Dann sagte sie: »Ich glaube, May kauft in letzter Zeit sehr oft bei Miss Adams ein. Aber ich werde mit ihr reden, vielleicht gibt sie Freeman ganz auf. Und wenn ich erst einmal verheiratet bin (und das mit einem Unterton von Wichtigkeit), dann kaufe auch ich ausschließlich bei Miss Adams.«
    »In Ordnung«, meinte Tony und bügelte eifrig weiter. »Aber erzähl uns doch ein wenig von deiner Hochzeit. Hast du zwei Brautjungfern?« Als dieses Thema erschöpfend behandelt war und Cecily aufbrach, drehte sie sich sehr zu meinem Mißfallen an der Tür noch einmal um und sagte großmütig: »Natürlich werde ich May die Sache mit dem Schal beichten.«
    Aufgeregt unterbrach ich sie: »Oh, bitte tu das nicht. Glaubst du nicht, über diese Geschichte sollte so schnell wie möglich Gras wachsen?«
    Aber Cecily, die Buße tun wollte, sagte, sie könne sich nicht hinter dem Rücken von jemand anderem verstecken. Sie setzte zu einem würdevollen Abgang an. Tony verdarb ihr diesen Abgang jedoch dadurch, daß sie plötzlich auf ihr Zimmer rannte, um den Schal zu holen. »Hier ist er, Cecily, ich hätte beinahe vergessen, daß ich ihn an mich genommen hatte.«
    Cecily zitterte. »Den könnte ich nie mehr tragen«, erklärte sie, und Tony antwortete sachlich, sie wolle den Schal nicht. Schließlich verließ Cecily uns, den Schal in der Hand, als sei er giftig, und Tony mußte lachen. »Manche Leute machen doch wirklich ein bißchen viel Theater, nicht wahr?«
    Sie hielt ein und schaute seelenvoll vor sich hin, als ich fragte: »Was würdest du tun?«, wobei ich hoffte, daß sie eine solche Affäre vergessen würde. Aber ihr Gesichtsausdruck war plötzlich alarmierend gefühlvoll, und langsam meinte sie: »Wenn ich Cecily wäre, dann würde ich die Geschichte einem Menschen erzählen, und das wäre Ken. Ich könnte das vor dem Mann, den ich heiraten würde, einfach nicht verbergen.« Und der träumerische Ausdruck in ihren Augen ließ mich auf die entsetzliche Vorstellung schließen, daß Tony sich dabei sah, wie sie eines Tages alle ihre Sünden Norman Craig beichtete.
    Inzwischen sprach sie ganz anders über den Pfarrer. Etwas reservierter, aber zweifellos nahm er den ersten Platz in ihren Gedanken ein. Sie zeigte das auch dadurch, daß sie sich sehr besorgt um Bob Sutton kümmerte, den sie dreimal in der Woche besuchte, um sein Häuschen zu putzen, seine Wäsche zu holen und zurückzubringen, Mahlzeiten zu kochen und sich um den alten Hund zu kümmern. Ich vermutete, daß sie im Geiste alle diese nicht gerade schönen Arbeiten für den Vikar tat. Ich ärgerte mich, daß die beiden sich dort öfter sahen. Craig ahnte natürlich nichts von seiner Wirkung auf Tony und erzählte mir glücklich von der eifrigen Betreuung und daß der alte Mann inzwischen auch das Mädchen sehr liebgewonnen habe. Sutton wurde von Rheumatismus gepeinigt, und da oben, in dem kalten, feuchten Haus war eine Besserung in seinem Zustand einfach unmöglich. Er konnte sich kaum bewegen und hatte ständig große Schmerzen. Craig erzählte mir, er habe alles versucht, den alten Mann zu überreden, die scheußliche, kleine Hütte aufzugeben.
    »Er kann in ein Heim für alte Männer, ein sehr nettes Heim. Aufgrund seines Zustandes würde er dort jederzeit aufgenommen. Dort würde er auch Freunde finden. Das einsame Leben tut dem Mann nicht gut. Nur Tonys Betreuung ist es zu verdanken, daß er es überhaupt so lange da oben ausgehalten hat. Ich fürchte, ich habe ihn Tony praktisch ganz überlassen.«
    »Will er dort nicht weg?«
    »Er denkt nicht daran, solange der alte Hund noch lebt. Ich glaube, wenn Toss erst einmal tot ist, wird er sich überreden lassen. Er sagte mir einmal sehr wütend, nichts auf dieser Welt könne ihn dazu bewegen, den alten Kameraden im Stich zu lassen: >Er hat vierzehn Jahre lang treu zu mir gehalten, und ich halte zu ihm. Wir werden gemeinsam sterben.<«
    »Vierzehn Jahre? Dann hat das Tier aber nicht mehr sehr lange!«
    »Oft wünsche ich mir, der Hund würde im Schlaf verenden. Das passiert auch eines Tages, wenn er nicht vorher überfahren wird. Er ist taub und fast blind. Ich fürchte mich schon etwas, wenn ich daran denke, was mit

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