Und abends etwas Liebe
zu unserer großen Überraschung war der Pfarrer nicht so leicht zu schlagen. Er konnte die Pistole packen, obwohl Sutton sie noch krampfhaft festhielt. Dann folgte ein lauter Knall. Beide Männer taumelten, und Craig stolperte über die Betontreppe, schlug schwer auf dem Boden auf und blieb liegen, ein Bein untergeschlagen.
Für einen Moment rührte sich niemand. Dann ließ Sutton die Pistole fallen und schaute erstaunt auf die Szene, die sich seinen Augen bot. Dann sah er den Pfarrer auf der Erde liegen und hoppelte zu ihm herüber. Laut und voller Bedrängnis sagte er: »Hab’ ich ihn verletzt? Diesem Mann hätte ich doch nie etwas zuleide tun können. Aber warum versuchte er, mir die Pistole zu entreißen? Warum konnte er einen Burschen nicht tun lassen, was er wollte?«
13
Weder Larry noch ich bewegten uns, aber Tony sprang auf und rannte zu Norman Craig. Sie hob seinen Kopf an, nahm ihn in die Arme und gab merkwürdige, klagende Laute von sich, die halb von einem Kind, halb von einem Tier hätten stammen können.
»Er ist tot. Er ist tot.« Das schrie sie immer wieder, während ich sie hilflos anschaute. Der alte Mann stand wie betäubt da und starrte auf die beiden hinab. Dann sprach Larry sehr klar und sehr energisch: »Er ist nicht tot. Versuch’ nicht, ihn zu bewegen, Tony. Er braucht Luft. Er ist lediglich ohnmächtig — ist mit dem Kopf auf der Betontreppe aufgeschlagen. Der Schuß hat ihn nicht einmal gestreift. Er ging da oben in die Bäume. Aber wahrscheinlich hat er sich am Bein verletzt.«
Und jetzt kam Sutton wieder richtig zu sich. Er beugte sich über Craig und stöhnte: »Nicht tot! Nicht tot! Gott sei Dank dafür. Ich muß verrückt gewesen sein, so mit einer geladenen Pistole herumzufuchteln. Ich würde ihm nie etwas zuleide tun. Weder ihm noch euch.«
»Das wissen wir doch, Bob, und Sie haben ja auch nichts angerichtet. Haben Sie Whisky im Haus? Gut. Dann nehmen Sie einen kräftigen Schluck, und lassen Sie uns allein. Geben Sie mir die Pistole. Der Arzt braucht es nicht zu sehen und auch nichts davon zu erfahren. Ich leg’ sie in meinen Wagen. Bob, Sie können uns jetzt nicht helfen. Gehen Sie endlich ins Haus.«
Er gehorchte Larry, und ich sagte: »Was sollen wir tun? Das Beste ist, wenn ich deinen Wagen nehme und von der nächstgelegenen Telefonzelle aus Dr. North anrufe. Zum Glück ist er heute in Tiri.«
»Ja, Susan, mach das, und fahr wie der Teufel. Sag dem Arzt; er soll sich beeilen. Sag ihm, daß wir glauben, daß das Bein gebrochen ist.« Sie ging mit mir zum Wagen, legte die Pistole in den Handschuhkasten, und ich fuhr davon. Sie war sehr beherrscht und sachlich, obwohl ich genau wußte: Auch sie hatte große Angst gehabt. Sie nahm eine Fußmatte und ein Kissen aus dem Wagen mit und sagte nur noch kurz: »Zum Glück ein Auto, das funktioniert. Fahr wie der Blitz, Susan.« Sie wandte sich ab und ging auf das Haus zu.
Dr. North verschwendete keine Zeit. Natürlich erwähnte ich die Pistole nicht. Ich sagte nur, Mr. Craig sei gestürzt, und es sehe so aus, als habe er sich dabei sein gesundes Bein gebrochen. Auch schien er durch den Aufschlag bewußtlos zu sein. »Was für ein Pech. Er hat doch wirklich genug zu tragen. Gut! Nicht bewegen. Ich komme so schnell wie möglich.«
Als der Arzt eintraf, gab Craig wieder Lebenszeichen von sich. Wir hatten ihn nicht bewegt, nur ein Kissen unter seinen Kopf gelegt und ihn mit einer Decke zugedeckt. Der Arzt brauchte nicht lange dazu, den Beinbruch festzustellen. Er fügte noch hinzu: »Der Kopf hat einen ganz schönen Schlag bekommen, aber das gibt sich wieder. Er muß schwer auf den Beton aufgeschlagen sein. So ein Pech, das gesunde Bein zu brechen.«
Tony hatte alle ihre Tränen abgewischt, aber mit jammernder Stimme meinte sie: »Sein gesundes Bein, wird er denn jemals wieder gehen können?«
Der Arzt lächelte sie kurz, aber freundlich an. »Aber sicher. Ein glatter Bruch, etwas über dem Knöchel. Er wird so gut wie immer laufen können, aber jetzt müssen wir ihn zunächst einmal in ein Krankenhaus schaffen. Ich habe den Krankenwagen sofort angerufen, nachdem Sie mich von dem Unfall benachrichtigten, er muß jeden Augenblick hier sein. Was ist mit dem alten Mann, der hier wohnt? Ist er nicht da?«
Schnell sagte ich: »Nein, er ist im Haus. Er ist sehr aufgeregt wegen dieses Unfalls, und weil sein alter Hund gerade gestorben ist. Können Sie sich Sutton wohl einmal kurz ansehen? Wir sagten ihm, er solle
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