Und abends etwas Liebe
Bob sein wird, wenn das Tier stirbt.«
Auch ich wünschte, der Hund würde im Schlaf verenden, und Bob Sutton würde von einem Heim aufgenommen, wo er die richtige Pflege hätte. Dann käme es auch nicht mehr zu diesen vielen Zusammenkünften von Tony und Craig. Augenblicklich lebte sie fast nur noch dafür und war immer sehr glücklich und fröhlich, wenn sie von Sutton zurückkam. Gleichzeitig war sie immer etwas träumerisch und geistesabwesend. Ich war mir leider im klaren darüber, daß Tony in einer anderen Welt lebte, einer Welt, in der sie und Norman Craig auf unmögliche Art romantisch miteinander verbunden waren. Ich glaube nicht einmal, daß sie ans Heiraten dachte. Dazu war sie zu klug und zu praktisch denkend.
Plötzlich wurde die Situation auch Paul klar. Ich glaube, es war der Gesichtsausdruck Tonys, als sie eines Tages von Sutton zurückkam und sagte: »Mr. Craig geht es nicht gut. Er besuchte Bob heute, und von dort wollte er zu einem Spezialisten. Das Bein schmerzt. Oh, Susan, ich wünschte, ich könnte noch mehr für ihn tun.«
Unentschlossen meinte ich, die Betreuung Suttons sei für den Pfarrer eine große Erleichterung. Alle in der Pfarrei hätten ihn sehr gern und würden alles für ihn tun. Tonys Gesicht glühte.
»Sie hängen sehr an ihm, nicht wahr? Sie meckern nicht an ihm herum, wie sonst an Pfarrern. Aber er ist auch so voller Verständnis für alles.«
Ich wollte das Thema wechseln und sagte: »Wie ging es dem alten Sutton heute?«
»Schlecht. Sein Rheumatismus wird immer schlimmer, und er rechnet damit, daß Toss ihm wegstirbt. Gestern abend wollte der Hund sein Fleisch nicht fressen.«
»Wenn das passiert, das wird schrecklich sein. Hat Bob keine Verwandten, die sich um ihn kümmern können?«
»Er sagt nein. Vor langer Zeit war er einmal verheiratet, aber Kinder hatten sie nicht, und seine Frau starb. Er sagt, seitdem habe er nicht mehr viel für Frauen übrig, obwohl er nichts gegen Larry und mich hat.«
An diesem Abend meinte Paul wie zufällig zu mir: »Wäre es nicht eine gute Idee, Tony wenigstens vorübergehend zu ihrer Mutter zurückzuschicken? Schließlich ist sie jetzt schon drei Monate bei uns. Es wird Zeit, daß sie sich Gedanken über ihre Zukunft macht.«
Ich geriet in eine richtige Panikstimmung. »O nein, Paul, noch nicht. Noch kann sie sich nicht gegen Claudia und Macgregor wehren. Und sie ist doch schon wie unser eigenes Kind. Ich weiß, warum du das vorschlägst, aber das geht doch vorbei. Junge Mädchen sind nun einmal so.« Mit Paul braucht man nie die Klinge zu kreuzen, weswegen er auch zu den stillen Ehemännern zählt. Er sagte: »Craig gehört zu den Besten. Fast ein Heiliger, obwohl er über diesen Vergleich lachen würde. Aber... aber...«
»Aber nicht für Tony. Ganz bestimmt nicht für Tony. Sie ist für ihn noch ein Kind. Natürlich mag er sie sehr gerne, aber er ist schon vierzig oder noch älter. Das Ganze merkt der Mann überhaupt nicht, vielleicht auch, weil er nicht gewohnt ist, mit jungen Mädchen umzugehen. Man kann im Moment einfach nichts daran ändern. Und schaden tut das Ganze auch nichts. Mr. Craig wird uns in Kürze verlassen, und er wird nie erfahren, welche Gefühle Tony bewegten. Er wird sie immer als das nette, hilfsbereite, kleine Mädchen in seiner Erinnerung behalten, das ihm so oft Grund zum Lachen gegeben hat. Nichts weiter. Wir müssen einfach warten!«
Aber ich irrte mich gewaltig. Es kam nicht zu dem langen, qualvollen Warten.
An einem Morgen beschlossen Larry und ich aus heiterem Himmel, nach Te Rimu zu fahren. Sie wollte Stoff für ein Winterkleid einkaufen, ein Wunsch, den ich mißbilligte, weil ich das Kleid dann schließlich nähen mußte. Wie gewöhnlich konnte sie nicht abwarten, endlich das Kleid zu besitzen. Paul und Sam nahmen ihren Lunch draußen ein, und die Kinder waren zu den Zwillingen eingeladen worden. Eine erstklassige Gelegenheit, aber wir konnten Tony nicht mitnehmen. Sie meinte, sie sei wegen des alten Hundes beunruhigt, und hatte Milch und Traubenzucker mitgenommen, um ihn zum Trinken zu bringen.
Wir wollten zunächst einen Zettel mit der Nachricht hinterlassen, wir hofften, gegen vier zurück zu sein, aber dann sagte Larry: »Fahren wir doch eben bei Bob Sutton vorbei und sagen ihr Bescheid. Dann können wir gleichzeitig nachsehen, ob dort alles in Ordnung ist. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Schließlich ist es nur ein Umweg von zehn Meilen, und was bedeutet diese Strecke dir und mir
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