Und abends etwas Liebe
Schultern und rollte die Hosenbeine
auf. Ich half ihr, die Kuh in den Verschlag zu manövrieren, und schließlich
konnten wir sie mit einem Seil fesseln. Dann überließ ich Tony auf ihren
ausdrücklichen Wunsch hin ihrem Schicksal, um Christopher zur Schule zu
schicken.
Nach einer halben Stunde ging
ich in den Stall zurück. Tony hatte einen hochroten Kopf, sah sehr zerzaust aus
und war sehr wütend. »Irgendwie hat sie es fertiggebracht, das Seil
abzustreifen. Wahrscheinlich saß es nicht fest genug. Dann fing sie an
auszuschlagen und verfing sich mit einem Huf in einem meiner Hosenbeine. Sie hatte
einen Heidenspaß daran, auf drei Beinen herumzutanzen und mit dem vierten mein
Bein zu massieren. Als sie das Spiel leid wurde, versuchte sie, sich auf mein
Knie zu setzen. Aber zum Glück konnte ich noch rechtzeitig hochkommen und sie
dann doch wieder festbinden. Sie schlug wie verrückt um sich und schnaufte wie
ein Drachen, allerdings habe ich einen richtigen Drachen noch nie schnaufen
hören.«
»Arme Tony. Laß sie zufrieden.
Ein bißchen Milch hast du doch melken können, oder?«
»Nicht ein Gramm. Ich hätte
schon Milch gehabt, aber die Kuh fiel plötzlich hin und stieß den Melkeimer um.
Da lag das widerliche, kleine Biest auf dem Boden, das festgebundene Bein in
der Luft. Ich mußte sie losbinden, denn wie hätte sie sonst wieder auf die
Beine kommen sollen. Jetzt können wir sie ja zusammen wieder festbinden. Ich
mach das schon. Einmal schlug sie richtig fest nach mir aus, aber das laß ich
ihr nicht durchgehen.«
Mit schwacher Stimme willigte
ich ein, das zu tun, was Tony »die Kuh am Kopfende ablenken« nannte, während
sie mit der Kuh kämpfte. Ich bin gar nicht besonders begierig darauf, brüllende
Kühe abzulenken, aber es gelang mir dennoch, unheimliche Geräusche zu zaubern,
die das Tier zu interessieren schienen. Für kurze Zeit vergaß die Kuh ihr
Hinterteil, und Tony konnte sie festbinden. Diesmal fest. »Jetzt kann
eigentlich nichts mehr passieren«, meinte sie, setzte sich auf die Kiste und
begann die Kuh zu melken. Nun konnte ich sehen, was sie mit dem Instrument
gemeint hatte. Denn Tony benutzte nur einen Finger und den Daumen, und jedesmal
nur eine Hand, so daß man den Eindruck haben konnte, sie streichele irgend
etwas sehr liebevoll. Leider mochte die Kuh das aber überhaupt nicht, denn
plötzlich trat sie mit aller Kraft aus, und das Seil riß. Dann brach die Hölle
los.
Der Eimer fiel mit großem
Getöse um, und die Kuh versuchte, sich in den Eimer zu setzen. Tony fiel
hinterrücks um und verfing sich hoffnungslos in den langen Hosenbeinen von
Pauls Drillichhose, denn die Sicherheitsnadeln hatten nicht gehalten. Milch
spritzte in mein Gesicht, und für einen Augenblick konnte ich nichts mehr
sehen. Ich rutschte aus und fiel auf Tony.
In dem Moment, als wir wieder
auf die Beine kamen, trat ich entschieden in Aktion. Ich wartete erst gar nicht
darauf, mich mit Tony zu unterhalten, sondern ließ den Kopf der Kuh los und gab
ihr einen so festen Schlag in den Nacken, daß sie rückwärts aus dem Verschlag
ausbrach, über die Leisten sprang, um dann friedlich zu muhen, während sie mit
ihrer Schnauze liebevoll das Kälbchen streichelte. Das Kalb hatte die ganze
Zeit die Vorgänge im Stall mißmutig aus der Nähe mit angesehen.
Tony lehnte am Gatter und brach
in ein lautes Lachen aus. »Warum hast du sie freigelassen? Ich wollte gerade
wieder anfangen. Denk doch mal daran, welch einen schlechten Einfluß es auf
ihren Charakter hat, daß sie ungestraft davongekommen ist.«
»Aber bedenke du doch, wie gut
es für dich ist, demütig eine Niederlage zu ertragen«, meinte eine sanfte
Stimme aus dem Hintergrund. Wir beide drehten uns um, und Norman Craig stand
vor uns und versuchte krampfhaft, ein Lachen zu unterdrücken.
Ich konnte es ihm kaum
verübeln. Wir waren schon ein lustiges Team. Mein Gesicht war mit Schlamm und
Milch verschmiert, meine Bluse zerrissen. Tony war noch schlimmer dran, denn
Pauls Hosen hatten den Kampf nicht überstanden, und sie baumelten an Tonys
Füßen. Ihre niedlichen Shorts waren total verdreckt, und eines von Tonys Beinen
war zerkratzt und blutig.
Ich sagte nur: »Wie konnte das
passieren?«
»Ach, das ist nicht so schlimm.
Es passierte, als das widerliche, kleine Biest sich in dem einen Hosenbein
verfing und mich mit dem Huf kräftig kratzte. Trotzdem hättest du sie nicht
loslassen dürfen. Jetzt meint die Kuh sicher, sie würde ungestraft solche
Sachen machen
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