Und abends etwas Liebe
Ich sagte, das sei reine Zeitverschwendung.
Schließlich war die Zentrale nur von neun bis fünf in Betrieb, und es war schon
weit nach Mitternacht. Aber Ted meinte, irgend jemand habe ihm gesagt, Miss
Adams habe einen leichten Schlaf und antworte immer auf alle Anrufe. Warum also
nicht durchklingeln? So überlegte er jedenfalls.«
Ida drückte sich immer sehr
vorsichtig und höflich aus und belächelte die Ausdrucksweise, die Ted
gebrauchte, der, wie Anne später meinte, einen doppelten Vornamen zu haben
schien: Mr. Willis-Ted!
»Und erreichten Sie Miss
Adams?« fragte ich neugierig, obwohl ich genau wußte, daß Tantchen den Anruf
angenommen hatte, vor allem, weil sie auch an ihrem Bett eine Nebenstelle
hatte.
»Ja, sehr schnell. Sie
antwortete sofort und war sehr freundlich. Nicht im geringsten über diese
Störung verärgert und so praktisch und sachlich. In Sekunden hatte sie den Arzt
an der Leitung, und als ich mich bedankte, meinte sie, das sei doch
selbstverständlich, und im übrigen schlafe sie ebenso schnell wieder ein, wie
sie aufwache. Ich sollte sie ruhig anrufen, wenn so ein Fall eintrete. So
verständnisvoll, und wirklich eine Dame.«
Angenehm berührt, hörten wir
uns diese Schilderung an, und dann schloß Mrs. Willis: »Nach dieser Nacht liegt
es doch auf der Hand, daß ich einfach bei ihr kaufen muß.«
Das hörte sich sehr schön an,
und wir nickten zustimmend. »Ich weiß, daß Sie das nie bereuen werden«, sagte
ich, »weil es sich immer auszahlt, einem alteingeführten Geschäft die Treue zu
halten.«
»Selbst, wenn es sich nicht
auszahlen würde«, meinte Ida bestimmt und entschlossen, sich um jeden Preis
dankbar zu erweisen, »ich würde mich immer Miss Adams gegenüber zu großer
Dankbarkeit verpflichtet fühlen.«
Auf dem Heimweg meinte Anne,
dies sei wirklich ein Sieg. »Sie gibt immer sehr große Aufträge und wird von
ihrem Entschluß nicht mehr abgehen. Sie hält Wort.«
Tony hatte Barry Lusk auf das
gleiche Thema angesprochen. Ihm machte es nichts aus, seine Einkäufe bei
Tantchen zu tätigen, zumal er über Freeman verärgert war.
Nachdem Tony ihn auf Tantchen
angesprochen hatte, meinte er: Ȇbrigens habe ich mich bei dir noch nicht wegen
des Abends bedankt. Du weißt doch, was ich meine. Der verdammte Schal. Das war
sehr nett von dir. Ich kam mir wie ein Idiot vor, von einem Mädchen in Schutz
genommen zu werden, aber mir fiel einfach nichts ein, was ich hätte sagen
können.«
»Natürlich, das kann ich mir
denken, aber ich habe nicht etwa dich verteidigt. Ich wollte einfach nicht, daß
es zu einem Streit zwischen Cecily und Ken kam, die doch so kurz vor ihrer
Hochzeit stehen.«
Er sah ziemlich ratlos aus,
meinte aber noch einmal, das Ganze sei sehr nett von Tony gewesen.
»Ach was. Das bedeutete doch
nichts, denn jedermann weiß, daß ich dir nicht nachlaufen würde.«
Tony sagte das in sehr
unschuldigem, sanftem Ton, und Barry Lusk hätte eigentlich erleichtert sein
sollen; aber er sah durchaus nicht so zufrieden aus, wie das Mädchen erwartet
hatte.
Inzwischen war Cecily früher
als erwartet nach Hause gefahren, wahrscheinlich weil ihr der Zwischenfall auf
Barrys Party peinlich war. Sie war mit den letzten Vorbereitungen zu ihrer
Hochzeit beschäftigt, zu der wir alle eingeladen worden waren. Da die Hochzeit
dreihundert Meilen von unserer Gemeinde stattfinden sollte, würde ohnehin
niemand kommen.
Aber bevor sie abreiste, war
Cecily eines Morgens unsere Anfahrt hinaufgeritten und in die Küche gekommen,
wo ich gerade kochte und Tony Wäsche bügelte. Sie war äußerst verlegen, sagte
aber dennoch: »Tony, das war großartig von dir. Ich weiß wirklich nicht, was
Ken gesagt oder getan hätte«, und dann erstarb ihre Stimme.
»Na ja, vergessen wir das
Ganze. Tatsächlich bin ich sehr froh, in Sekundenschnelle eine so faustdicke
Lüge ausdenken zu können. So praktisch, denn in der Schule konnte ich das nie
besonders gut.«
Wir lachten, die Spannung ließ
nach, und Cecily bestand darauf: »Wenn ich irgend etwas tun kann, um diese
Sache wieder gutzumachen, bitte laß es mich wissen.«
Ich hatte erwartet, dieses
Angebot würde kurzerhand ausgeschlagen, aber zu meiner Überraschung hörte ich,
wie Tony sagte: »Ja, das kannst du. Überrede deine Schwester, nicht mehr bei
Freeman zu kaufen und nur noch zu Tantchen zu gehen. Und, Cecily, wenn du
verheiratet bist, kaufst auch du nur noch bei Miss Adams, denn sie ist so nett,
und Freeman ist so ein scheußlicher,
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