Und abends etwas Liebe
kommt früher hierher, als erwartet.
Na ja, mal sehen«, und sie nahm den Hörer an sich, mit einem eigensinnigen Zug
um ihren hübschen, kleinen Mund. Aber dann hellte sich ihr Gesicht sehr schnell
auf, und laut und aufgeregt rief sie: »Daddy, bist du es wirklich... Ich kann
gar nicht glauben, daß du es bist... du Lieber... Wann kommst du? Ich würde dir
so gerne alles zeigen, ich habe jetzt auch mein eigenes Pferd... Wie lieb von
dir, mich heute anzurufen. Ich habe nicht geglaubt, du würdest dich erinnern.
Du kennst doch deine Schwächen.«
Als das Gespräch dann beendet
war, leuchteten ihre Augen Sie meinte: »Oh, Susan, stell dir vor, er ist in
Neuseeland. Ich freue mich so, daß du ihn auch einmal kennenlernst. War er
nicht ein Schatz, an den heutigen Tag zu denken?«
Ich stimmte zu und dachte bei
mir, Alistair Smale habe das wieder einmal ganz hübsch hingekriegt. Aber es
zählte in erster Linie, daß Tony glücklich war. Ich hatte immer schon den
Eindruck gehabt, alle ihre Liebe und Zuneigung habe ihrem Vater gegolten.
Er hatte Tony gesagt, um ihn
sollte sich niemand kümmern. Er würde einen Firmenwagen nehmen und direkt bis
vor unsere Haustür fahren. Am nächsten Abend werde er hier ankommen und zwei
Tage bei uns bleiben. Dann hatte er noch gesagt: »Anschließend sehe ich mir
eine Woche lang Neuseeland an. Möchtest du nicht mitkommen?«
Das rettete den Tag endgültig,
und ich glaube, sogar Norman Craig trat jetzt in den Hintergrund. Sie war so
aufgeregt, daß ich plötzlich ein wenig eifersüchtig war: »Wird sie ihn
begleiten? Wird er sie zurück nach Australien holen wollen?« dachte ich. Sehr
wahrscheinlich, denn er war sehr wohlhabend und hatte nicht wieder geheiratet,
und ich war plötzlich sehr traurig. Dann sagte ich allen Ernstes zu Paul, daß
das vielleicht das Beste für Tony sei. Sie sollte diese große Chance nutzen.
»Welche Karriere?« fragte Paul.
»Tony hat keinerlei Berufsausbildung und hat nur die mittlere Reife. Ich glaube
nicht, daß sie plötzlich anfangen will zu büffeln. Natürlich sollte sie sich
eine Tätigkeit suchen, die sie interessiert, aber im Augenblick ist sie hier
doch ganz gut aufgehoben.«
Von dem Augenblick an, in dem
Smale unser Haus betrat, wußte ich, daß unsere Befürchtungen völlig grundlos
waren. Er hatte nicht die Absicht, Tony mitzunehmen, und Tony wollte auch nicht
mit ihm gehen. Denn diese Art von Verbindung bestand zwischen den beiden nicht.
Tony freute sich sehr, ihn wiederzusehen, und war offensichtlich auch sehr
stolz auf ihn, aber eine enge und kostbare Bindung war zwischen den beiden
nicht gegeben. Alistair strebte solche Bindungen auch nicht an, und ich
wunderte mich, wie die Ehe zwischen ihm und der attraktiven Claudia überhaupt
so lange hatte halten können. Er war eine sehr anziehende Erscheinung,
gutaussehend und eine männliche Ausgabe seiner Tochter. Sein brünettes Haar
zeigte das erste Grau, seine dunklen Augen schienen immer zu lachen, aber die
Gesichtszüge waren regelmäßiger als die von Tony. Auch hatte er diese
Fröhlichkeit, die Tony einmal gekennzeichnet hatte und die auch bei ihr heute
abend zurückgekehrt war.
Ich war ziemlich sicher, daß er
die volle Verantwortung für eine junge Tochter nicht zu übernehmen
beabsichtigte.
Auch er war sehr stolz auf
Tony, aber die Verbindung erschien mir doch merkwürdig oberflächlich. Ich
ertappte mich bei dem Gedanken, daß Paul sich Prudence gegenüber nie so
verhalten könnte.
Andererseits war es undenkbar
für mich, mir vorzustellen, unsere Kinder würden jemals so mit Paul umgehen,
wie Tony mit ihrem Vater. Sie behandelte ihn wie einen hübschen, älteren
Bruder, den man nicht allzu ernst nehmen durfte. Ich nehme an, ein solches
Verhältnis zwischen Eltern und Kindern hat durchaus seine guten Seiten. Aber
für mich war es neu und fremd.
An ihrem Wohlergehen war er
aufrichtig interessiert. Als wir allein waren, sagte er mir in aller Offenheit,
er habe sich sehr gefreut, daß Tony seinen Vorschlag aufgegriffen habe, zu uns
zu gehen.
»Mir scheint, sie ist seitdem
doch ein wenig erwachsener geworden. Doch wohl keine Wachstumsschwierigkeiten,
oder?« Die Frage war gezielt gestellt, und die dunklen Augen beobachteten mich
scharf. Ich konnte mir vorstellen, daß man diesem Mann so leicht nichts
vormachen konnte. Ich meinte darauf, wie ich hoffte, in einem nebensächlichen
Ton: »Nicht besonders. Für uns war es eine große Überraschung, daß Tony eines
Tages vor unserer Tür
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