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Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Wasser und versuchte sich vorzustellen, wie es oben auf Deck aussehen mußte. Wenn das Meer schon in ihre Kabine vordrang, waren die Wellen so hoch, daß sie über die Decks hinwegrollten. Ihre stets lebhafte Phantasie beschwor Bilder des Schreckens herauf. Als kleines Kind war sie Zeuge gewesen, wie ein Küchenmädchen ihres Onkels einen Brief mit der Nachricht erhalten hatte, daß ihr Mann bei einem Sturm über Bord gespült worden sei. Sie hatte dem Küchenpersonal die grausigen Einzelheiten des Unglücks vorgelesen, und Regan hatte sich kein Wort davon entgehen lassen.
    Dieser Brief konnte nicht übertrieben haben. Die Wellen dort oben mußten tatsächlich so hoch sein wie ein Haus, wenn sie über die Decks rollten, und so ein Brecher vermochte ein Dutzend Männer mit sich zu reißen, wenn er sich wieder ins Meer ergoß.
    Und Travis arbeitete dort oben!
    Dieser Gedanke schellte wie eine Alarmglocke in ihrem Kopf. Travis war natürlich so von sich überzeugt, daß er glaubte, er könne sogar dem Meer Befehle erteilen. Überdies war er ja gar kein richtiger Seemann. Er war lediglich als Kind ein paar Jahre auf einem Walfänger gefahren. Und nun mußte er bei diesem Sturm an Deck arbeiten, um ihre Überfahrt bezahlen zu können.
    In diesem Moment brauste eine besonders hohe Welle über das Schiff hinweg, die Regan zum zweitenmal aus dem Bett warf. Vielleicht war das der Brecher gewesen, der Travis über Bord gespült hatte, dachte sie entsetzt.
    Nun lenkte ein lautes Ächzen und Bersten ihren Blick zur Kajütendecke. Das Schiff schien auseinanderzubrechen. Sich mit beiden Händen an den Kojenrand klammernd, gelang es ihr, auf die Beine zu kommen; und sie bewegte sich auf den Koffer zu, der zum Glück mit dem Boden verschraubt war. Sie mußte einen Mantel anziehen und dann versuchen, irgendwie an Deck zu gelangen. Irgend jemand mußte ja Travis vor sich selbst retten, mußte ihn überreden, in die Kajüte zurückzukehren, die ihm wenigstens etwas Sicherheit böte. Falls er sich weigerte, müßte jemand auf ihn aufpassen.
    Wenn er über Bord gespült wurde, war sie dazu entschlossen, ihm ein Tau zuzuwerfen.



9
    Die Geschichten, die Regan bisher gehört oder gelesen hatte, wurden von der Wirklichkeit noch übertroffen, als sie die Tür unter dem Quarterdeck öffnete. Sie mußte ihre ganze Kraft aufwenden, damit sie sich gegen den Sturm und das Salzwasser, das ihr ins Gesicht klatschte und in ihren Augen brannte, durchsetzen und die Tür so weit aufdrücken konnte, damit sie aufs Deck zu schlüpfen vermochte. Krachend fiel die Tür wieder hinter ihr zu. In der salzigen Gischt war sie im Nu naß bis auf die Haut, so daß der Wollmantel ihr wie ein schwerer Sack am Körper hing.
    Sie klammerte sich an das Treppengeländer und versuchte verzweifelt, in dem anbrandenden Wasser auf den Beinen zu bleiben, während sie in der brodelnden Flut nach Travis Ausschau hielt. Die Brecher kamen auf sie zu, als wollten sie Löcher in ihren Leib bohren; und zunächst vermochte sie die Männer an Deck nicht von den Aufbauten zu unterscheiden. Aber sie harrte an Deck aus. Das Verlangen, Travis in Sicherheit zu wissen, war größer als der Schmerz, den das Salzwasser und die tobenden Elemente ihr zufügten.
    Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an den Wind und
    das Wasser, und als sie sich immer wieder das Salz aus den Augen wischte, vermochte sie endlich ein paar schattenhafte Gestalten in der Mitte des langen Hauptdecks auszumachen. Ehe sie wußte, wie sie zu diesem Teil des Schiffes gelangen konnte, warf ein Brecher sie auf die Decksplanken und wälzte sie wie ein Stück Treibholz über das Deck. Krachend wurde sie gegen die Reling geschmettert und versuchte, sich irgendwo festzukrallen. Ihre Hände tasteten im flutenden Wasser und fanden die hölzerne Lafette einer Kanone. Sie klammerte sich daran fest.
    Als der Brecher über sie hinweggegangen war, versuchte sie sich an der Kanone in die Höhe zu ziehen. In diesem Moment hörte sie wieder ein knatterndes Bersten, das von oben kam. Einer der Masten mußte gebrochen sein. Sie sah die Männer in die Höhe starren und bewegte sich mühsam an der Lafette entlang auf den Mast zu.
    Alle Männer an Deck — auch Travis, wie sie nun aufatmend bemerkte — klammerten sich irgendwo fest, während sie zu dem geborstenen Mast hinaufsahen.
    Und dann hörte sie eine Stimme, die noch lauter war als die tobende See:
    »Aufentern, habe ich gesagt!«
    Das war die Stimme des Kapitäns, und als Regan

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