Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
dann gerade, den Rücken gegen Travis’
    Brust gelehnt, und sah zu, wie David mit grimmiger Entschlossenheit die Wanten hinaufenterte.
    Seine Unerfahrenheit wurde sogleich deutlich, als seine Füße aus den Wanten rutschten und er so oft die Lücken im Tauwerk verfehlte, daß er zuweilen nur mit einer Hand an der Strickleiter hing. Der Wind riß an ihm, zerrte an seinen Händen, schlug ihm das Tauwerk unter den Füßen weg.
    Regan preßte die Hand gegen den Mund und grub die Zähne in ihr Fleisch, während sie Davids Klettertour verfolgte.
    Langsam und mühsam, einen Fuß über den anderen setzend, erreichte David endlich die geborstene Rahe. Er hing mit beiden Armen daran und schien sich einen Moment auszuruhen oder darauf zu warten, bis der nächste Brecher das Schiff überrollt hatte. Als dann das Wasser ins Meer abfloß und die Leute an Deck sahen, daß er immer noch dort oben an der Rahe hing, seufzten alle erleichtert.
    Als das Schiff sich nun langsam aufzurichten begann, schob David sich auf die Rahe hinaus. Ungefähr eine halbe Armlänge von der Bruchstelle entfernt, hielt er wieder an, wickelte ein Stück Tau von seiner Hüfte und nahm das lose Ende zwischen die Zähne.
    »Aufpassen!« rief jemand in Regans Nähe.
    Doch David konnte den Warnruf nicht hören, da sich wieder eine starke Welle zwischen ihn und den Männern an Deck schob.
    Das Brausen des Wassers vermischte sich mit einem anderen Geräusch, das abermals von oben kam. Mit angehaltenem Atem — es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Wasser wieder abfloß — starrte Regan bang zu der Rahe hinauf, auf der David sich mit Händen und Knien festklammerte. Als sie ihn endlich wieder erkennen konnte, lächelte sie glücklich. Das splitternde Geräusch war nicht von der Rahe gekommen: sie hing noch fest am Mast.
    Doch das Lächeln gefror ihr auf den Lippen, als sie sah, was dort oben gebrochen war. Über Davids Kopf war der
    Großmastkorb, der den Männern als Ausguck diente, an einer Seite weggesplittert, und ein Teil davon baumelte knapp über Davids Scheitel. Da er regungslos auf der Rahe lag, schien er von dem geborstenen Holz getroffen worden zu sein.
    Sie ahnte nicht, daß Travis sie beobachtete, während sie sich an seine Brust klammerte. Sie achtete nicht auf ihre Umgebung, sah nur ängstlich zu David auf der Rahe hinauf, bis Travis sie von sich wegschob, sie gegen ein Deckhaus drückte und ihre Arme um eine große, an Deck verankerte Kanone wickelte. »Du bleibst hier stehen!« befahl er, ehe er sich ein Seil griff, das mit der Reling des Hauptmastes verbunden war, und das lose Ende um seine Hüften wickelte.
    Ein Entsetzen ganz neuer Art überkam sie — ein Entsetzen, das ihre Stimmbänder lähmte. Die Knöchel der Hände, mit denen sie sich an die Kanone klammerte, wurden schneeweiß, als flösse kein Blut mehr durch ihre Adern.
    Sie wagte kaum zu atmen, als sie Zusehen mußte, wie nun Travis die Wanten hinaufkletterte, trotz seiner Größe weitaus sicherer und beweglicher als David. Vielleicht mußte man so kräftig sein wie er, wenn man sich bei diesem Sturm auf den Wanten behaupten wollte.
    Jedesmal, wenn ein Brecher über Deck spülte und ihr Augenkontakt zu Travis abriß, starb etwas in ihr. Als Travis die geborstene Rahe erreichte, war ihr Körper so starr und leblos wie das Eisen der Kanone, die sie mit ihren Armen umklammerte.
    Vorsichtig kroch Travis auf die Rahe hinaus, kauerte mit gegrätschten Schenkeln über David, beugte sich über ihn, schien ihm etwas zuzurufen. An Deck war es nicht zu hören, der Sturm wirbelte seine Worte fort.
    Als David den Kopf hob und zu Travis hinaufsah, wurden laute, aufmunternde Rufe unter den Seeleuten laut. Doch Regan konnte darin keinen Trost finden.
    Die beiden dort oben schienen ein ziemlich langes
    Gespräch zu führen, ehe Travis sich wieder in Bewegung setzte, daß allen angst und bange wurde, da er über David hinwegbalancieren mußte. Rasch und geschickt band Travis das abgeknickte Ende der Rahe wieder fest und versteifte die Bruchstelle, indem er das Tau, das er um die Hüften trug, in engen Windungen um das Holz legte. Zweimal mußte er die Arbeit unterbrechen und sich an der Rahe festhalten, weil ihn ein Brecher sonst ins Meer gerissen hätte.
    Als die Tauwerkmanschette angelegt war, kroch Travis auf der Rahe wieder zu David zurück. Dieser überließ ihm das Ende des Taus, das um seine Hüfte geknüpft war, und Travis befestigte dieses Ende um die eigene Taille. Nun waren sie auf

Weitere Kostenlose Bücher