Und am Ende siegt die Liebe
alle hastig voneinander verabschie-
deten, weil sonst kein Ende abzusehen war. Regan und Travis stiegen in ihr kleines Boot und steuerten, während ihnen die Claytons auf der Mole nachwinkten, flußaufwärts.
Regan merkte, daß sie ganz aufgeregt war, weil sie endlich Travis’ Wohnung kennenIernen sollte. Im stillen fragte sie sich, ob sein Haus wohl auch so groß und ungeschliffen war wie er. Vielleicht konnte sie ein wohnliches Heim daraus machen und aus ihm einen manierlichen Hausherrn.
Nachdem sie eine Weile in sachter Brise flußaufwärts gesegelt waren, tat sich wieder eine Lichtung im Uferwald auf. Eine gewaltige Mole mit noch mehr Schiffen als bei den Claytons wurde in der Entfernung sichtbar.
»Da vorn ist wieder eine Plantage, nicht wahr?« fragte Regan, die von ihrem Platz aufgestanden war und sich neben Travis stellte. Diese Plantage schien um ein Vielfaches größer zu sein als das Claytonsche Anwesen. »Sieht mir ja eher nach einer Stadt aus!« staunte Regan.
»Hm — ja«, antwortete Travis mit einem breiten Lächeln.
»Kennst du auch den Besitzer dieser Plantage?« forschte Regan. Als sie näher kamen, sah Regan, daß sie genauso angelegt war wie die Plantage der Claytons, nur im viel größeren Maßstab. Neben einer Werft am Ufer stand ein Gebäude, das so groß war wie Clays Landhaus. »Was ist denn das?« fragte Regan, auf das Gebäude deutend.
»Ein Lagerhaus für Schiffsgeräte«, erklärte Travis. »Die Skipper können dort ihre Segel ersetzen und Ersatzteile besorgen. Außerdem werden dort die Güter gelagert, ehe sie auf die Schiffe verladen werden. Das Haus des Lagerverwalters ist das kleinere Gebäude daneben.«
An der Mole waren zwei Brahme und vier Schaluppen vertäut, wie Travis diese Flußboote nannte. Zu Regans Bestürzung lenkte Travis ihr kleines Boot direkt auf die Mole zu.
»Ich dachte, wir wollten nach Hause fahren«, sagte sie verdrossen. »Willst du noch einen Tag bei Freunden verbringen?«
Travis gab keine Antwort, sprang auf die Mole hinauf und zog sie zu sich empor, ehe sie noch ein Wort sagen konnte. Er nahm ihr Kinn in seine warme Hand und hob ihr Gesicht, damit sie ihm in die Augen blicken mußte. »Das«, sagte er leise, ohne ihre Augen loszulassen, »ist nämlich meine Plantage.«
Sie war einen Moment so betäubt von seinem Geständnis, daß sie keine Worte fand. »Das. . . das gehört alles dir?« stammelte sie schließlich.
»Jeder Grashalm! Nun komm und mache dich mit deinem neuen Heim bekannt.«
Das waren die letzten privaten Worte, die sie für längere Zeit wechseln konnten, weil nun ein ganzer Schwarm von Leuten über sie herfiel. »Travis«, und »Travis ist zurück«, schallte es von einem Haus zum anderen. Aus allen Ecken und Enden der Plantage kamen Männer und Frauen herbeigeeilt. Travis mußte ihnen allen die Hände schütteln, was gewiß keine leichte Aufgabe war, weil sie nach Hunderten zählten. Und dabei ließ Travis kein einzigesmal ihre eigene Hand los. Er stellte ihr jeden vor, nachdem er ihn mit Handschlag begrüßt hatte, und erklärte ihr, daß dieser Chef der Zimmerleute sei, jener der zweite Stellvertretende Gärtner, diese die dritte Kammerzofe vom Oberstock . ..
So ging es endlos fort, und Regan konnte nur dabeistehen und bei jedem, der ihr vorgestellt wurde, nicken, während sie im Geist immer wieder die beiden Sätze wiederholte: Das sind alles seine Angestellten! Sie arbeiten alle für Travis — und für mich.
Irgendwann im Verlauf dieser Präsentierung verkündete dann Travis, daß heute ein Feiertag sei, und es dauerte nicht lange, bis auch die Arbeiter von den Feldern herbeiströmten, um Travis zu begrüßen. Große, muskelbepackte Männer traten lachend zu ihm und meinten scherzend, er würde wohl jetzt mächtig bei der Arbeit schwitzen, weil er sich so lange ausgeruht habe und die Plackerei nicht mehr gewohnt sei. Doch mit einem heimlichen Gefühl des Stolzes stellte
Regan fest, daß keiner dieser Männer stärker zu sein schien als ihr Ehemann.
Als Travis dann Regan vom Ufer wegführte, mußte er bei jedem Haus, an dem sie vorbeikamen, immer wieder Leute begrüßen. Einige, die ihnen das Geleit gaben, wollten sich bei ihm Rat und Anweisungen holen. Wenn man ihnen zuhörte, gewann man den Eindruck, die halbe Plantage stünde dicht vor dem Zusammenbruch.
»Wo steckt denn Wes?« fragte Travis, der jetzt so energisch ausschritt, daß Regan ihm kaum zu folgen vermochte.
»Euer Onkel Thomas ist gestorben, und Wes mußte
Weitere Kostenlose Bücher