Und am Ende siegt die Liebe
Freundin jedenfalls, mit der ich offen reden oder der ich mich anvertrauen konnte.« Mit einem feinen Lächeln bewegte sie die Zügel, damit das Pferd sich wieder in Bewegung setzte. »Wenn wir uns mal etwas mehr Zeit gönnen können, erzähle ich Ihnen, wie ich meinen Mann kennengelernt habe.«
Oh, dachte Regan errötend, das werde ich ihr nie — niemals — anvertrauen können. Schon deshalb nicht, weil sie mir die Geschichte, wie ich Travis kennenlernte, nie glauben wird.
»Ich habe Hunger«, sagte Nicole an ihrer Seite. »Sie vermutlich auch. Und meine beiden Kleinen müssen auch schon fast verhungert sein.«
Regan lachte. »Was sicherlich auch für Travis gilt, wie ich ihn kenne.«
»Ist sie denn so jung, wie sie aussieht?« fragte Clay, der, seinen Sohn auf dem Arm, am Fenster stand und die beiden Frauen im Einspänner fortfahren sah.
»Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, daß ich nicht mal weiß, wie alt sie ist? Das ist eine Frage, die ich ihr nicht zu stellen wage. Ich darf froh sein, wenn sie schon sechzehn ist.«
»Was redest du da für dummes Zeug? Hättest du nicht ihre Eltern fragen können, wie alt sie ist, als du sie kennenlerntest?«
Travis äußerte sich nicht dazu. Er hatte nicht die Absicht, Clay die Wahrheit zu beichten. Ja, wenn dessen älterer Bruder James noch gelebt hätte, hätte er diesem vielleicht unter vier Augen gestanden, daß er seine Frau gekidnappt hatte.
Clay schien für Travis’ Zurückhaltung Verständnis zu haben. Schließlich gab es auch in seinem Leben Dinge, die er seinem Freund nicht anvertrauen wollte. Dazu gehörte zum Beispiel die monatelange Auseinandersetzung zwischen ihm und Nicole.
»Ist sie immer so schweigsam? Pardon — ich habe nicht die Absicht, mich in deine Privatangelegenheiten einzumischen. Aber ihr beide scheint doch ein ungleiches Paar zu sein.«
»Oh, du unterschätzt sie. Sie versteht es durchaus, sich zu behaupten«, antwortete Travis mit einem Augenzwinkern. »Nur weiß ich offen gestanden selbst nicht, was für ein Mensch sie eigentlich ist. Du glaubst ein kleines Mädchen vor dir zu haben, das den Kopf voller romantischer Träume hat, und im nächsten Moment ist sie .. . ist sie . ..« Er verstummte, überwältigt von der Erinnerung an die frühen Morgenstunden seiner Hochzeitsnacht. »Was sie auch ist — ich finde sie hinreißend.«
»Und was wird nun aus Margo? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie deine kleine Frau freudig in die Arme schließen wird.«
»Mit Margo werde ich schon fertig«, brummte Travis.
Kaum verheilte Wunden, schlimme Erinnerungen an die Vergangenheit spiegelten sich in Clays Augen. »Sei auf der
Hut, wenn du die beiden zusammenbringst! Frauen wie Margo verspeisen so ein süßes kleines Ding wie Regan zum Frühstück.« Er seufzte. »Ich spreche aus Erfahrung.«
»Margo wird uns nicht schaden können. Ich werde ihr sagen, wie es jetzt um uns steht. Und ich werde immer in der Nähe sein, um meine Frau zu beschützen. Und Regan sollte wissen, was ich für sie empfinde. Ich habe sie schließlich geheiratet, oder etwa nicht?«
Clay sagte nichts darauf. Er hatte erfahren müssen, daß Leute ihm Ratschläge gaben, auf die er nicht hörte. Und daß ein Eheversprechen so leicht gebrochen werden konnte, wie man es einging.
In dieser Nacht, unter dem Betthimmel im Gästezimmer, erzählte Regan ihrem Mann von ihren Eindrücken des vergangenen Tages: »Ich habe nicht gewußt, daß es so etwas wie eine Plantage gibt. Ich hätte nie geglaubt, daß zwei Menschen eine ganze Stadt besitzen könnten.«
Travis zog sie enger an sich. »Dann gefällt dir also unser Plantagensystem, wie?« murmelte er im Halbschlaf.
»Natürlich gefällt es mir. Aber ich bin froh, daß es nicht viele davon gibt. Es ist mir unbegreiflich, wie Nicole einen Besitz von solcher Größe bewältigen kann. Gott sei Dank bist du ja nur ein kleiner Farmer.«
Als Travis nichts darauf sagte, blickte sie zu ihm hinüber und merkte, daß er bereits eingeschlafen war. Lächelnd kuschelte sie sich an ihn und schlummerte gleichfalls ein.
Der Abschied von Nicole und Clay am nächsten Morgen gestaltete sich schwieriger als geplant. Die ganze Familie drängte sich auf der Mole zusammen, um Lebewohl zu sagen. Nicole versprach Regan, sie bald zu besuchen und ihr zu helfen, wo sie konnte. Clay und Travis redeten noch einmal ein langes und breites über Kühe und Ernteaussichten.
Dann mußte Travis noch ein paarmal die Zwillinge herumschwenken, bis sich
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