Und am Ende siegt die Liebe
nach Boston, um den Nachlaß zu ordnen«, antwortete ein Mann, der Regan als Aufseher vorgestellt worden war.
»Und Margo?« fuhr Travis stirnrunzelnd fort. »Die hätte doch ein paar von diesen Problemen lösen können.«
»Die hat ihre eigenen Sorgen«, antwortete der Aufseher. »Rund zwanzig von ihren Rindern liegen an einer Seuche darnieder.«
»Travis«, berichtete eine kräftig gebaute Rothaarige, die zu ihnen stieß, »drei von unseren Webstühlen sind ausgefallen; und wenn ich diesen Mannsbildern sage, sie sollen sie reparieren, bekomme ich zur Antwort, das wäre nicht ihr Job.«
»Travis«, rief eine andere Frau, »die Backes haben sich eine neue Hühnersorte aus dem Osten kommen lassen. Würden Sie mir das Geld genehmigen, damit ich ihnen ein paar Zuchthennen abkaufen kann?«
»Travis« meldete sich ein Mann mit einer Pfeife im Mundwinkel zu Wort, »mit der kleinen Schaluppe muß endlich was passieren. Entweder wird sie repariert oder ausgeschlachtet.«
Da blieb Travis plötzlich stehen und hob abwehrend beide Arme. »Schluß damit! Morgen gebe ich euch die Antwort auf alle eure Fragen, oder vielmehr«, fuhr er mit leuchtenden Augen fort, »meine Frau, die morgen die Pflichten der Hausherrin übernehmen wird. Carolyn, du kannst sie mor-gen fragen, was mit den Webstühlen geschehen soll; und Susan, du bittest meine Frau um das Geld für die Zuchthennen. Ich bin überzeugt, davon versteht sie mehr als ich.«
Regan war froh, daß Travis sie bei der Hand hielt, sonst wäre sie auf der Stelle umgekehrt und zur Mole zurückgeflüchtet. Was wußte sie von Webstühlen und Zuchthennen? Nichts!
»Und nun«, fuhr Travis fort, »will ich meiner Frau erst einmal das Haus zeigen, und wenn mir heute noch einer mit einem Problem kommt, streiche ich den Feiertag!«
Wäre Regan nicht so deprimiert gewesen, hätte sie herzlich lachen können über die Eile, mit der die Leute nun von ihnen fortstrebten. Nur ein alter Mann, der sich bescheiden im Hintergrund gehalten hatte, harrte noch bei ihnen aus.
»Das ist Elias«, sagte Travis und fügte stolz hinzu: »Der beste Gärtner von ganz Virginia!«
»Ich habe etwas für die neue Missus mitgebracht«, sagte der dunkelhäutige Mann, der Elias genannt wurde, und hielt Regan eine Blume hin, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Sie war von purpurroter Farbe, zart und leuchtend zugleich. Der Stempel in der Mitte glich einem gedrechselten Horn in einem Kelch aus tropfenförmigen Blütenblättern.
Regan streckte die Hand nach der Blume aus, wagte aber zunächst nicht, sie anzufassen.
»Das ist eine Orchidee, Madam«, erklärte Elias. »Die erste Mrs. Stanford hat sie sich von einem unserer Kapitäne, der in die Südsee segelte, besorgen lassen. Nun haben wir eine ganze Auswahl davon in unseren Gewächshäusern. Vielleicht würden Sie diese gern mal besichtigen, wenn es Ihre Zeit erlaubt.«
»Ja«, antwortete Regan, sich im stillen fragend, ob Travis’ Plantage so etwas wie eine Arche Noah sei.
Nachdem sie sich bei Elias bedankt hatte, ging sie mit Travis weiter landeinwärts und sah zum erstenmal ein hohes, weitläufiges Ziegelgebäude am Ende des Pfades aufragen. Schon aus der Entfernung sah es so aus, als könne man Weston Manor und Clays Arundel Hall in einem einzigen Flügel dieses Hauses unterbringen.
Travis erzählte ihr stolz, daß sein Großvater dieses Haus gebaut habe und alle Stanfords mit ihrem Herzen daran hingen. Doch bei jedem Schritt, der Regan dem Haus näher brachte, wurde ihr Angst größer. Nicoles Hausfrauenpflichten waren ihr schon überwältigend erschienen; doch nun, als sie diesen Koloß vor Augen hatte, hätte sie gern mit Nicole getauscht. Wie sollte sie denn so einem monströsen Haushalt vorstehen können, ganz zu schweigen von den anderen Pflichten, die Travis ihr offenbar aufzubürden gedachte .. .?
Als sie endlich vor dem Haus anlangten, war es noch größer, als es aus der Entfernung wirkte. Über Regan ragte ein rechteckiger, viereinhalb Geschosse umfassender Zentralbau auf, von dem zwei wie ein L geformte Flügel fortstrebten.
Travis zog seine Frau eine breite steinerne Vortreppe hinauf und begann mit einem schnellen Rundgang durch die Räume im Erdgeschoß.
Er führte sie durch ein blaues Zimmer, ein grünes Zimmer, ein rotes und ein weißes Zimmer. Er zeigte ihr das Klassenzimmer und das Zimmer der Haushälterin. Er zeigte ihr die Speisekammern, die so groß waren wie ihr Schlafzimmer in Weston Manor.
Und bei jedem Zimmer, das Regan
Weitere Kostenlose Bücher