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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Radl.
    Meine Rede. Wenn man nicht oft genug Bibelkreise besuchte, verlor
man ganz schnell den Überblick. Das war ja eine ganz unglaubliche Nachricht.
Das erklärte alles. Wirklich alles. Den Drohbrief. Die Leiche im Müllsack. Und
den Anschlag auf mein Leben!
    Neben mir keuchte etwas asthmatisch. Erschrocken krallte ich mich an
das Lenkrad.
    Â»Pass auf, dass dir keiner die Fahrertür wegfährt«, riet mir die
Resi und zerrte an ihrem Hund. »Traust dich nicht zum Rosenmüller rein?«,
fragte sie interessiert.
    Â»Wie kommst du denn da drauf?«, fragte ich mürrisch, während ich
argwöhnisch ihren Hund beobachtete.
    Â»Na, wo du so lange vor seiner Haustür stehst und nicht aussteigst.
Da hab ich halt eins und eins zusammengezählt.«
    Na so was. In der Schule kein Einmaleins können und plötzlich eins
und eins zusammenzählen. Ich schlug wortlos die Fahrertür zu. Hatte in diesem
Dorf wirklich niemand etwas Besseres zu tun, als mir nachzuspionieren?
    Der Enkel vom alten Ernsdorfer. Der Rosenmüller. Dann war die
Mama vom Rosenmüller … die Schwester vom Ernsdorfer. Die g’scheite Mama. Und
all das, was ich mir in den vergangenen Tagen zurechtgelegt hatte – von wegen,
der Rosenmüller kannte ja niemanden, und er hatte kein Motiv, den alten
Ernsdorfer um die Ecke zu bringen –, stimmte nicht. Was hatte der Ernsdorfer
noch gesagt? Solange er nicht gefunden wird, kriegt keiner ein Geld? Langsam
konnte ich es mir zusammenreimen. Keine Ernsdorfersche Leiche – keine
Erbschaft. Hatte der Rosenmüller ihn tatsächlich auf eine Erbschaft angesprochen?
    Erbschaft. Erbschaft bedeutete, dass Leute mit normaler
Vergangenheit plötzlich zu irrsinnig aggressiven Hyänen wurden. Bereit, etwas
zu tun, was man ihnen sonst überhaupt nicht zutraute. Zum Beispiel Steine an
Bäume zu hängen, um arme Journalistinnen zu töten.
    Da die Resi weitergegangen war, kurbelte ich das Autofenster wieder
herunter. Irgendwie fühlte sich die Luft im Auto plötzlich irrsinnig stickig
an. Und ich hatte viel zu wenig Sauerstoff in den Lungen.
    Unschlüssig trommelte ich auf dem Lenkrad herum. Wenn es nun eine
Leiche gewesen war, die der Rosenmüller auf die diversen Mülltonnen verteilt
hatte, wer konnte es denn gewesen sein, wenn nicht der Ernsdorfer? Jemand
anderen vermissten wir hier im Dorf ja nicht. Obwohl, Resis Papa natürlich.
Oder Resis Papa zusammen mit dem Ernsdorfer. So viele Müllsäcke, wie der
entsorgt hatte, lag auch das durchaus im Bereich des Möglichen. Und wenn ich
Pech hatte, war ich die Nächste im Müllsack.
    Â»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte der Rosenmüller sehr
zuvorkommend neben mir. Sein zweiter Satz ging vollkommen in meinem
erschrockenen Quietschen unter.
    Meine Pechsträhne hielt an. Nachdem ich vom Rosenmüller erwischt
worden war, war ich zurück in die Arbeit gefahren. Mich hatte schon stutzig
gemacht, dass der Kare dieses fiese Grinsen im Gesicht hatte, das besagte: Na
gut, dass ich das nicht machen muss. Ausgerechnet ich sollte zum Kreiter fahren
und über den gestohlenen Letzten Thron vom Hans
schreiben. Der Kare hatte gegrinst von einem Ohr zum anderen.
    Â»Der Letzte Thron …« , hatte er anzüglich
gesagt. »Weißt, was der Letzte Thron ist? «
    Ich sagte nichts dazu, sondern packte zornig meine Umhängetasche.
Keine Ahnung, was der Letzte Thron war. Aber mir war
noch gut im Gedächtnis geblieben, dass der letzte Sperrmülleinsatz vermutlich
hohe Verluste in Kreiters Kunstpark gefordert hatte. Welches Teil genau der
Spreitzer versehentlich hatte mitgehen lassen oder irgendein unbekannter Dieb –
was wusste denn ich? Diese blöden Namen, die der Hans seinen Kunstwerken gab,
konnte sich doch kein Mensch merken. Wen interessierte das denn auch? Mich
machte nur wütend, dass ich mich vollkommen sinnlos so einer Gefährdung
aussetzen musste. Ich wollte lieber nicht wissen, was passierte, wenn mich der
Kreiter dabei ertappte, dass ich in seinem Garten herumschnüffelte. Natürlich
hatte ich gesehen, dass er gerade zum Schmalzlwirt gegangen war. Aber das hieß
noch lange nicht, dass er dort auch blieb. Vielleicht stritten sie sich nur
kurz über die Ignaz-Würstln, und schon hatte ich ihn am Hals.
    Nachdem ich mir eingeredet hatte, dass mir unter freiem Himmel
nichts passieren konnte, war ich endlich ausgestiegen und zum Gartenzaun

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