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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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wiederfinden.
Schließlich ist bald Pfarrfest. Und wär doch schad.«
    So ein Schmarrn. Der Ernsdorfer hatte noch nie auf irgendwelche
Pfarrfeste gewollt.
    Â»Ich sag’s der Oma«, sagte ich nach einer Verlegenheitspause, weil
ich selbst lieber nichts versprechen wollte. Aber ob Großmutter Lust hatte auf
Rosenkranz? Jetzt, wo sie einen Energiekegel hatte, der noch viel besser als
ein Strahlenapparat funktionierte? Der konnte sogar Kondensstreifen am Himmel
unterbrechen, das muss man sich mal vorstellen.
    Resi beugte sich vertraulich nach vorne, ich zuckte etwas zurück.
Nein, nein, nein. Ich wollte es nicht wissen. Ich wollte es nicht wissen …
    Â»Ich komm auch, obwohl ich krank bin.«
    Â»Hm«, machte ich nur, um sie nicht zum Weitersprechen zu ermutigen.
    Â»In der Früh, da wach ich auf«, sprach sie geheimnisvoll. »Und dann
geht’s los. Ich fang zu würgen an.«
    Vielleicht sollte ich einfach ohnmächtig werden. Oder davonlaufen
und auch das Würgen anfangen.
    Â»Und dann kommt mir immer so etwas hoch … ja, mehr so wässrig.
Irgendwie wässrig«, stellte sie gedankenverloren fest.
    Â»Dann geh zum Arzt«, schlug ich vor. Und erzähl es mir nicht.
Deswegen bekommen doch Ärzte ihr Geld, dass sie sich wirklich ekelige Sachen
anhören.
    Â»Ah, geh. Wenn ich allaweil zum Arzt renn, dann komm ich ja zu sonst
nichts«, erklärte Resi kopfschüttelnd. »Ich frag mich nur, was des ist. Weil’s
halt ned grün und ned gelb ist, sondern wässrig.«
    Â»Hast es schon g’hört«, warf die Kathl ein, die anscheinend auch
genug hatte von den Symptomen. »Gestern war die Umzugsfirma da. Jetzt ham wir
endlich unseren Pastoralreferenten.«
    Â»Ist auch Zeit word’n«, meinte die Resi. »So, wie’s dem Daschner
momentan geht. Der kann sich ja nicht um alles kümmern.«
    Genau. Und mal den Ernsdorfer suchen.
    Â»Des ist ja ein ganz ein Netter. G’sagt hat er noch nix zu mir, aber
richtig nett soll der sein«, behauptete Resi. »Der hat in München g’wohnt. Der
hat da studiert, und jetzt kommt er zu uns.«
    Ah. Ja.
    Â»Hat er g’schrieben«, erklärte sie mir. »Der hat mir extra einen
Brief g’schrieben, dass ich des alles weiß.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. Der Rosenmüller schrieb extra der
Resi einen Brief – wenn das nicht mal Neuigkeiten waren.
    Â»Den Brief hat er jedem geschrieben«, klärte die Kathl die Resi auf.
    Â»So ein neumodischer Krampf«, wandte die Rosl ein, »einen Brief
schreiben. Und dann an alle verteilen.«
    Â»Ich hab ihn g’sehn. Einen richtig schönen Pullunder hat er
ang’habt«, schwärmte die Resi. »Und dann ist er vor meinem Briefkasten
g’standen und hat den Brief eing’worfen.«
    Ein Pullunder konnte niemals schön sein. So was trugen nur Leute,
die hundertzwanzig Jahre alt waren. Oder schwul. Oder beides.
    Â»Bestimmt selber g’strickt, von der Mama«, bestätigte Kathl, »aber
die rosa Streifen drin, die hätt ich wieder rausgetrennt.«
    Ja pfui Teifel.
    Â»Mir g’fällt des schon«, lächelte die Resi feierlich. »Ein Pullunder
mit rosa Streifen.«
    Â»Aber für ein Mannsbild is des doch nix. Rosa Streifen«, widersprach
die Rosl.
    Â»Des hat nicht jeder. War ja nicht pink«, widersprach die Resi.
»Sondern so dezent. Weißt schon.«
    Nein. Ich wusste gar nichts. Und ich würde Max ganz dezent darauf
hinweisen, dass ich es nicht leiden konnte, wenn Männer Pullunder trugen. Falls
er auf diesen hirnrissigen Gedanken kommen sollte.
    Â»Und nächsten Sonntag feiert er mit uns die Heilige Messe und freut
sich schon richtig drauf«, erzählte die Resi weiter. »Und er freut sich auch,
dass er mich dann kennenlernen darf.«
    Ich musste grinsen. Anscheinend hatte sie immer noch nicht kapiert,
dass diesen Brief jeder bekommen hatte. Wobei ich auch dem Tag entgegenfieberte,
an dem ich ihn endlich sehen durfte. Er musste wirklich der Knaller sein,
jedenfalls für einen Pastoralreferenten in einem Dorf.
    Â»Vielleicht weiß der, wieso ich des hab, mit der Speiberei«, fragte
sich die Resi allen Ernstes. »Wo er doch studiert hat.«
    Ich sagte lieber nichts.
    Â»Weil, komisch ist des schon. Dass des so wässrig ist und gar nicht
gelblich«, fügte sie hinzu, als hätten wir das in den letzten zwei Minuten
vergessen

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