Und bitte für uns Sünder
wiederfinden.
SchlieÃlich ist bald Pfarrfest. Und wär doch schad.«
So ein Schmarrn. Der Ernsdorfer hatte noch nie auf irgendwelche
Pfarrfeste gewollt.
»Ich sagâs der Oma«, sagte ich nach einer Verlegenheitspause, weil
ich selbst lieber nichts versprechen wollte. Aber ob GroÃmutter Lust hatte auf
Rosenkranz? Jetzt, wo sie einen Energiekegel hatte, der noch viel besser als
ein Strahlenapparat funktionierte? Der konnte sogar Kondensstreifen am Himmel
unterbrechen, das muss man sich mal vorstellen.
Resi beugte sich vertraulich nach vorne, ich zuckte etwas zurück.
Nein, nein, nein. Ich wollte es nicht wissen. Ich wollte es nicht wissen â¦
»Ich komm auch, obwohl ich krank bin.«
»Hm«, machte ich nur, um sie nicht zum Weitersprechen zu ermutigen.
»In der Früh, da wach ich auf«, sprach sie geheimnisvoll. »Und dann
gehtâs los. Ich fang zu würgen an.«
Vielleicht sollte ich einfach ohnmächtig werden. Oder davonlaufen
und auch das Würgen anfangen.
»Und dann kommt mir immer so etwas hoch ⦠ja, mehr so wässrig.
Irgendwie wässrig«, stellte sie gedankenverloren fest.
»Dann geh zum Arzt«, schlug ich vor. Und erzähl es mir nicht.
Deswegen bekommen doch Ãrzte ihr Geld, dass sie sich wirklich ekelige Sachen
anhören.
»Ah, geh. Wenn ich allaweil zum Arzt renn, dann komm ich ja zu sonst
nichts«, erklärte Resi kopfschüttelnd. »Ich frag mich nur, was des ist. Weilâs
halt ned grün und ned gelb ist, sondern wässrig.«
»Hast es schon gâhört«, warf die Kathl ein, die anscheinend auch
genug hatte von den Symptomen. »Gestern war die Umzugsfirma da. Jetzt ham wir
endlich unseren Pastoralreferenten.«
»Ist auch Zeit wordân«, meinte die Resi. »So, wieâs dem Daschner
momentan geht. Der kann sich ja nicht um alles kümmern.«
Genau. Und mal den Ernsdorfer suchen.
»Des ist ja ein ganz ein Netter. Gâsagt hat er noch nix zu mir, aber
richtig nett soll der sein«, behauptete Resi. »Der hat in München gâwohnt. Der
hat da studiert, und jetzt kommt er zu uns.«
Ah. Ja.
»Hat er gâschrieben«, erklärte sie mir. »Der hat mir extra einen
Brief gâschrieben, dass ich des alles weiÃ.«
Mir blieb der Mund offen stehen. Der Rosenmüller schrieb extra der
Resi einen Brief â wenn das nicht mal Neuigkeiten waren.
»Den Brief hat er jedem geschrieben«, klärte die Kathl die Resi auf.
»So ein neumodischer Krampf«, wandte die Rosl ein, »einen Brief
schreiben. Und dann an alle verteilen.«
»Ich hab ihn gâsehn. Einen richtig schönen Pullunder hat er
angâhabt«, schwärmte die Resi. »Und dann ist er vor meinem Briefkasten
gâstanden und hat den Brief eingâworfen.«
Ein Pullunder konnte niemals schön sein. So was trugen nur Leute,
die hundertzwanzig Jahre alt waren. Oder schwul. Oder beides.
»Bestimmt selber gâstrickt, von der Mama«, bestätigte Kathl, »aber
die rosa Streifen drin, die hätt ich wieder rausgetrennt.«
Ja pfui Teifel.
»Mir gâfällt des schon«, lächelte die Resi feierlich. »Ein Pullunder
mit rosa Streifen.«
»Aber für ein Mannsbild is des doch nix. Rosa Streifen«, widersprach
die Rosl.
»Des hat nicht jeder. War ja nicht pink«, widersprach die Resi.
»Sondern so dezent. WeiÃt schon.«
Nein. Ich wusste gar nichts. Und ich würde Max ganz dezent darauf
hinweisen, dass ich es nicht leiden konnte, wenn Männer Pullunder trugen. Falls
er auf diesen hirnrissigen Gedanken kommen sollte.
»Und nächsten Sonntag feiert er mit uns die Heilige Messe und freut
sich schon richtig drauf«, erzählte die Resi weiter. »Und er freut sich auch,
dass er mich dann kennenlernen darf.«
Ich musste grinsen. Anscheinend hatte sie immer noch nicht kapiert,
dass diesen Brief jeder bekommen hatte. Wobei ich auch dem Tag entgegenfieberte,
an dem ich ihn endlich sehen durfte. Er musste wirklich der Knaller sein,
jedenfalls für einen Pastoralreferenten in einem Dorf.
»Vielleicht weià der, wieso ich des hab, mit der Speiberei«, fragte
sich die Resi allen Ernstes. »Wo er doch studiert hat.«
Ich sagte lieber nichts.
»Weil, komisch ist des schon. Dass des so wässrig ist und gar nicht
gelblich«, fügte sie hinzu, als hätten wir das in den letzten zwei Minuten
vergessen
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