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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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abbringen.
Dann hat man einen zappelnden Hund am Bein und das Quietschen einer Gummiente
im Ohr. Keine angenehme Situation.
    Manchmal hat sie auch keinen Hund dabei. Dann hat man ein anderes
Problem, das ähnlich ekelig ist. Resi ist immer krank. Oder potenziell krank.
Die Kathl pflegt zu sagen, die Leut, die so jammern, werden hundert Jahre alt.
Wenn sie damit beschäftigt ist, ihren Hund von Leuten wegzuzerren, schafft man
es meistens, wegzurennen, bevor sie ihren Gesundheitszustand erläutert hat.
Wenn sie nicht durch den Hund abgelenkt ist, erfährt man alles, was man noch
nie wissen wollte. Beispielsweise über ihre Pilzinfektion letzten Sommer. Wie
kann man nur das Wort Ausfluss in den Mund nehmen? Da schämt man sich doch
heimlich, geht zum Arzt und redet kein Wort darüber.
    Die Rosl hatte Resis langschweifige Erklärung zur Pilzinfektion mit
»Mei, und i hab denkt, des kriegst nur, wenn dir einer beiwohnt« kommentiert.
    Mir war der Mund offen stehen geblieben. Beiwohnen? Okay. Die Resi
und beiwohnen ist ungefähr so, als würde der Metzger keine Wurst mehr essen.
    Â»Ah, geh«, hatte die Resi gesagt. »Mir wohnt doch keiner bei.«
    Resi schämt sich nicht. Gut. Mit so einem Hund wird einem Scham auch
irgendwann fremd.
    Die Kathl hatte die Augen verdreht, weil es jedem klar war, dass der
Resi keiner beiwohnt. Dann hatten sie alle mich angeschaut, und ich sah mich
genötigt zu sagen, dass ich keinerlei Jucken oder Ausfluss hatte.
    Im Gegensatz zur Resi hatte ich mich geschämt.
    So viel zum Thema Resi mit und ohne Hund.
    Heute hatte sie jedenfalls keinen Hund dabei, und ich arbeitete
daran, mich in Luft aufzulösen. Es klappte nicht.
    Â»Hast es schon g’hört?«, fragte sie geheimnisvoll. Doch nicht schon
wieder Pilz. Oder Hämorrhoiden.
    Â»Ja, ja« zu sagen ist die beste Möglichkeit, schnell weiterzukommen.
Allerdings kann das auch peinlich werden.
    Â»Ich muss in die Arbeit«, sagte ich stattdessen und versuchte,
meinem Hund einen unauffälligen Tritt zu geben, damit er weiterging.
    Weil ich nicht schnell genug fliehen konnte, blieb auch noch die
alte Kathl stehen.
    Â»Hoffentlich finden sie ihn bald«, sagte die Resi. »Ohne seine
Tabletten ist der doch aufg’schmissen. Wir treffen uns um zwei, vor der Kirch.
Die Kathl, die Rosl, meine Tante und …«
    Ich klappte wortlos meinen Mund wieder zu. Also nicht, dass ich
nicht mit dem vollen Engagement der Gemeinde gerechnet hätte. Aber dass die
Tante von der Resi, die Langsdorferin mit ihrem Gehwagerl und die Rosl durch
die Pampa streifen würden, um den Ernsdorfer zu suchen, das war schon ein Ding.
    Â»Und wo fangt ihr an?«, fragte ich fassungslos. Es musste irgendwo
sein, wo man auch mit einem Gehwagerl noch gut schieben konnte.
    Â»Anfangen? Wie immer halt.« Die Resi sah mich verständnislos an.
»Einen Rosenkranz. Und wenn des nicht reicht, dann morgen gleich noch einen.«
    Ah ja. Ich notierte das geistig zu einem imaginären Artikel. Auch
nach drei Rosenkranztreffen ist der alte Bürgermeister noch nicht gefunden
worden. Weitere Gemeindemitglieder werden um Teilnahme gebeten, um die
Sucheffektivität zu erhöhen.
    Â»Und jetzt, wo wir endlich unseren eigenen Heiligen haben, das muss
man ausnützen«, setzte sie hinzu.
    Die Kathl seufzte, ob genervt oder nicht, konnte ich nicht
feststellen. Da ich noch immer zu fassungslos zum Antworten war, setzte die
Resi mit viel Pathos hinzu: »Da ham wir jetzt wenigstens jemanden, zu dem wir
beten können.«
    Wer sagte, dass wir jetzt zum Ignaz beten konnten? Schließlich lag
er säuberlich verwahrt – ich wollte gar nicht wissen, wie das momentan aussah,
er in seiner Heiligkeit – in der Gerichtsmedizin. Ob er dann noch so gut
agieren konnte, wenn er so auf irgendwelchen Metalltischen … Was für eine
Vorstellung. Unser Heiliger. Auf irgendeinem blasphemischen Metalltisch.
    Außerdem, vielleicht sollten wir sowieso lieber zum heiligen
Antonius beten. Der einem bekanntlich half, wenn man etwas verlegt hatte. Wir
hatten zwar den Ernsdorfer nicht verlegt, aber er hatte sich selbst verlegt.
Insofern konnte das schon klappen.
    Die Kathl verdrehte die Augen. Anscheinend dachte sie auch gerade
daran, dass ein Heiliger, an dem gerade Ärzte herumstocherten, nicht gerade auf
der Höhe seiner Wundertaten sein konnte.
    Â»Des wär schon wichtig, dass wir ihn schnell

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