Und bitte für uns Sünder
Gâschwollschädel.«
»Schmarrn. Dichter«, brummte der Metzger.
»Irgendeinem, der ganz gâscheit war.«
Ich grinste. Sozusagen das Kontrastprogramm zum Troidl und seinem
maroden Schuhkastl.
»Mit Senf?«, fauchte mich die Metzgerin an.
Und jetzt konnte ich nur hoffen, dass Max nicht aus Höflichkeit noch
etwas Bayerisches sagte. Mein Wunsch wurde nicht erhört.
»Des schmeckt scho«, sagte er tapfer nach dem ersten Bissen.
Jetzt sagte die Metzgerin nichts mehr, sondern sah ziemlich böse
drein. Und auch der Metzger wischte sich rastlos die Hände an der Schürze ab,
als gedachte er demnächst zu einer Mordwaffe zu greifen.
Oje. Er hatte »Des schmeckt scho« gesagt. Und zwar so richtig
bayerisch. Also nicht das , sondern des .
»Nein, nein, die schmeckt supergut«, widersprach ich und zog an Maxâ
Arm. »Ehrlich. Total supergut.«
Etwas erstaunt lieà sich Max von mir aus der Metzgerei zerren.
»Was hast du denn?«
»Sprich. Nie. Wieder. Bayerisch«, flehte ich ihn an. »Bitte. Ich
kann da drinnen nicht mehr einkaufen.«
Max schüttelte verwirrt den Kopf.
»Wurst, die schmeckt, ist verdorben. Du musst sagen, es schmeckt
gut. Sonst schmecktâs schlecht.«
Max verdrehte die Augen. »Ich werde euch nie verstehen.«
Wohl wahr.
»Und du ermittelst jetzt im Fall Ernsdorfer?«, leitete ich elegant
über.
»Nein. Im Fall Lisas Knochenkistchen.«
Knochenkistchen. Ich grinste.
»Du kannst richtig froh sein, dass du mich dabeihattest«, klärte ich
ihn auf. »Vielleicht hätten die dich in der Metzgerei massakriert, nach dieser
Aussage. Aus Dankbarkeit könntest du mir doch mal die Ergebnisse von eurem
Rechtsmediziner rüberwachsen lassen, oder?«
Hoffnungsfroh blinkerte ich ihn an.
Max verdrehte die Augen.
Max begab sich zurück zu seinem Auto, um oberwichtig zu
ermitteln. Und ich schenkte die zwei Leberkässemmeln wütend meinem Hund. Wenn
Max dachte, dass ich ihm jemals Tipps zur Ergreifung von Serienmördern geben
würde, dann hatte er sich geschnitten. Ich war mir hundertprozentig sicher,
dass er schon längst mit dem Rechtsmediziner gesprochen hatte.
Vielleicht hätte ich ihm doch von dem Drohbrief erzählen sollen.
Jetzt, wo mir die Idee mit dem Serienmörder gekommen war, machte mich der Brief
doch ein wenig unruhig. Denn wenn der Kerl tatsächlich schon den
Knochenkistlmenschen umgebracht hatte? Und jetzt vielleicht den Ernsdorfer â
weil, wieso sollte der Ernsdorfer, der nicht mal mehr gerade stehen konnte,
sich im Wald »vergehen«? Das war so was von unlogisch, da war ein Serienmörder
gleich viel wahrscheinlicher.
Und wenn ich jetzt diesen Serienmörder an der Backe hatte, das war
ja furchtbar!
Mir fiel wieder Maxâ Kommentar ein, ich würde unter einem
Aufmerksamkeitsdefizit leiden. Richtig Lust, mich Max zu offenbaren, hatte ich
eigentlich nicht. So schwer konnte es doch nicht sein, einen Drohbriefschreiber
ausfindig zu machen. Vielleicht hatte er ja die Papierschnipsel in den
Mülleimer geworfen? Oder noch den Kleber zu Hause herumliegen. Bevor ich das in
Angriff nahm, musste ich aber in die Arbeit, ich war schon viel zu spät dran.
Da ich noch mein Auto holen musste, machte ich mich auf den Weg nach
Hause, in der festen Absicht, keinen zu treffen. Das schaffte ich auch fast,
aber anscheinend hatte mir die Resi aufgelauert. Ich traf natürlich lieber die
Resi als den Knochenkistl-Serienmörder, versuchte ich mich zu beruhigen. Aber
noch lieber wäre es mir gewesen, keinen von beiden zu treffen.
Die Resi Langsdorfer, muss man wissen, sollte man besser umgehen.
Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist ihr sexwütiger Hund, der sich in
Ermangelung gleichgesinnter Hündinnen mit jedem menschlichen Bein paart.
Vorzugsweise aber mit einem Bein wie meinem, da ich Hosen trage und nicht
gewalttätig gegen ihn vorgehe. Beim Schmalzl zum Beispiel, da würde er sich das
nie trauen. Oder sagen wir mal so, seit der Schmalzl ihn mit seinem Bein so von
sich geschleudert hat, dass er aufheulend auf dem Vorderrad des Traktors vom
Troidl aufgeschlagen ist, versucht Resi alles, um ihren Hund vom Schmalzl
fernzuhalten.
Noch ein bisschen schlimmer als das sind Resis Versuche, ihren Hund
zur Räson zu bringen. Sie lebt noch heute in dem Glauben, eine quietschende
Gummiente könne einen testosterongesteuerten Hund von seiner Manie
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