Und bitte für uns Sünder
können.
Kathl verdrehte die Augen. »Ich komm um drei in die Kirch«, sagte
sie, ohne weiter auf die Farbzusammenstellung einzugehen.
»Und ich sagâs der Oma«, fügte ich verzweifelt hinzu.
»Ja. Mach des«, sagte die Resi. »Vielleicht sollt ich doch zum
Doktor. SchlieÃlich ist des doch ned normal. So wässrig, wie des ist.«
Zu meinem Glück kam gerade eine ganze Horde Rosenkranzweiberln die
StraÃe entlang. Sie brummten schon jetzt wie ein herannahender
Hornissenschwarm, so redeten sie aufeinander ein. Ich ging vorsichtig ein paar
Schritte rückwärts. Die Langsdorferin rollerte mit ihrem Gehwagerl auf mich zu,
obwohl ich kein Auto dabeihatte. Gott sei Dank drehte sie kurz vor mir zur Rosl
ab und sagte: »Auch wenn die Sonn scheint, es is halt doch noch kalt. Ohne
Strickwesterl könntst nicht rausgehen.«
Bevor die Rosenkranzweiberln bei uns angekommen waren, schlug ich
mich heimlich mit meinem Hund in die nächste Gasse. Bei aller Liebe für das
Einbringen und unsere Gemeinde und so ⦠ein Rosenkranz war jetzt wirklich nicht
mein Ding. AuÃerdem musste ich wirklich dringend in die Redaktion.
Vollkommen entkräftet von den Ereignissen des Tages, schubste
ich unseren Hund in die Küche, sah nach, ob Herd und Licht ausgeschaltet und
die Wasserhähne abgedreht waren. Dann rannte ich sofort zu meinem Auto. Ich
hatte überhaupt keine Lust, mir erklären zu lassen, dass in einem Energiekegel
die potenzierte Energie des Astro-Gabriels steckte. Bei solchen Gedanken hatte
ich sofort ein Atemproblem.
Da ich sowieso viel zu spät zur Arbeit kommen würde, wollte ich mich
drohbriefmäÃig voll aus dem Fenster hängen: Mülltonnenwühlen war mir jetzt zu
langwierig, aber auf dem Weg zur Arbeit bei der Bärbel vorbeischauen und
Zeitschriften mitgehen lassen, das war zeitmäÃig noch drin. Oder wenigstens ein
paar Seiten herausreiÃen, damit ich einige Schriftproben hatte.
Bei der Bärbel saÃen die Kreiterin und die alte Langsdorferin und
lieÃen sich ondulieren. Ich setzte mich auf das Wartesofa und blätterte in den
Zeitschriften. Vielleicht sagte ja jemand noch irgendetwas von Bedeutung. Aber
die drei hatten ihre Unterhaltung unterbrochen, als ich mich hingesetzt hatte,
und hatten anscheinend auch nicht vor, sie fortzuführen. Ich traute mich nicht,
den Drohbrief herauszunehmen, weswegen ich einfach ein paar Zeitschriften in
meine Umhängetasche steckte.
»Die will ich noch lesen«, sagte die alte Langsdorferin nörgelig.
»Die kannst ned haben. Ich bin extra früher gekommen, dass ich des alles noch
lesen kann.«
Die alte Langsdorferin war blind wie ein Fisch. Wieso sie jetzt
merkte, was ich verschwinden lieÃ, war schon mal ein groÃes Rätsel. Und dass
sie sich überhaupt noch Zeitschriften ansah, war ein viel gröÃeres Rätsel.
Grummelig holte ich meine Beute wieder aus der Tasche.
»Nächste Woche kannst sie alle haben«, sagte die Bärbel freundlich.
»Dann kannst sie daheim genau lesen.«
Na prima. Jetzt stand ich da, als würde ich den ganzen Tag
Frauenzeitschriften lesen und mich über Adelshäuser informieren.
Ich sagte gar nichts, sondern sah zu, dass ich möglichst schnell
nach drauÃen kam, um nicht mehr hören zu müssen, was sie über meinen roten Kopf
sagten. Während ich zu meinem Auto rannte, stellte ich mir vor, dass die drei
spontan vergaÃen, dass ich Zeitschriften hatte klauen wollen.
Wenigstens in der Arbeit hatte ich ein klein wenig Glück, aber
auch nur deswegen, weil der Kare am Nachmittag zum Arzt musste und keine
oberwichtigen Reportagen schreiben konnte. Deshalb bekam ich den Auftrag, über
die Ernsdorfer-Suche zu schreiben. Ich wollte zwar nicht unbedingt suchen, aber
allein schon, dass ein Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera kommen würde ⦠da
kam man zeilenmäÃig bestimmt total gut weg.
Ich schnappte mir gleich wieder meine Riesenumhängetasche, um mich
geistig auf das Event vorzubereiten und, vor allen Dingen, um in meinen
Drohbriefermittlungen voranzukommen. Ich hatte schon eine Liste von
Hauptverdächtigen, und zwar die Leute, bei denen ich einen Tag vor dem
Drohbrief neugierig gewesen war. Das waren die Ernsdorfers, der Kreiter, der
Troidl und der Rosenmüller. Eigentlich konnte ich den Rosenmüller gleich wieder
streichen, aber der Vollständigkeit halber hielt ich gleich mal bei der
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