Und bitte für uns Sünder
noch einmal. »Meinst, ich
kann des nicht?«
»Natürlich. Du kannst das richtig gut. Aber â¦Â« Mein Hirn dampfte vom
angestrengten Ãberlegen. »Aber das ist nicht erlaubt.«
GroÃmutter schüttelte ungläubig den Kopf. »Meinst, mir kann
irgendwer was verbieten?«, sagte sie ziemlich böse.
»Nein. Aber ich verlier meine Arbeit«, erfand ich. »Wenn die
rauskriegen, dass ich meine GroÃmutter losschicke.«
Sie schüttelte weiter den Kopf und drehte sich zum Herd.
»Dreh halt nicht immer den Herd so auf«, murrte ich ablenkend.
»Wennst GrieÃnockerln machen willst, dann muss die Suppe richtig
brodeln«, erläuterte sie und warf mir schon wieder einen bösen Blick zu. »Sonst
werden die hart. Innen. Richtig harte Bompern hast dann.«
Ja. Aber wenn ich jetzt dann in die Arbeit fuhr und sie vier Stunden
die Suppe brodeln lieÃ, dann wollte ich lieber nicht wissen, was passierte.
»Hast es gâhört. Jetzt soll der Rosenmüller richtig eingezogen
sein«, sagte sie und schlug Eier, Butter und Grieà mit heftigen Schlägen.
⦠und schlief in einem richtig coolen verchromten Bett und hatte
nicht einmal einen richtigen Schrank.
»Hast es gâhört, die anderen Weibsen im Dorf beten zum heiligen
Ignaz, damit wir endlich den Ernsdorfer wiederfinden«, antwortete ich
stattdessen im gleichen Tonfall.
GroÃmutter schüttelte nur den Kopf und stach GrieÃnockerln aus, die
sie in die sprudelnde Suppe gab.
»Du sollst auch kommen«, richtete ich ihr etwas verspätet aus. »Damitâs
auch was hilft.«
Sie hörte mit dem Kopfschütteln und Zungenschnalzen gar nicht mehr
auf. »Ah, geh, Mädl. Denk doch mit.«
Stimmt. Erstens waren die Knochen gar nicht anwesend. Zweitens waren
sie nicht heilig, sondern von irgendeinem dahergelaufenen verrückten Fremden.
Und drittens war der richtige Ansprechpartner für Fundsachen der heilige
Antonius.
»Solange der Pathologiebericht nicht da ist«, erklärte GroÃmutter
erstaunlich hellsichtig, »bet ich zu keinen alten Knochen ned. Und des hab ich
auch dem Metzger gâsagt, dem Gschaftlhuber.«
Ja, an die Unterhaltung konnte ich mich sehr gut erinnern. Der
Metzger hatte gerade seine Ideen aufgezählt, die er bezüglich der Vermarktung
vom heiligen Ignaz hatte, und dabei die Wurstradln runtergesäbelt, zackzackzack.
Und genauso schnell kamen seine Ideen, zackzack.
»Und wennâs gar ned der heilige Ignaz ist?«, hatte GroÃmutter mit
reichlich bissigem Unterton gefragt.
»Dann halt Bonifaz-Würstln«, hatte er gekontert. »Wie der Heilige
gâheiÃen hat, ist mir wurscht.« Im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei hatte er
gegrinst.
»Der Metzger, der ist halt der typische Gschaftlhuaber. Wennst a
Gâschäft hast, dann musst so sein«, sagte GroÃmutter neben mir und sah auf
meinen Notizblock.
Ãber die Antwort vom Metzger war ich nicht weiter erstaunt. Ob die
Würstln jetzt Bonifaz-Würstln oder Papst-Benedikt-Knacker hieÃen, war ja egal
wie sonst was. Ich staunte mehr darüber, dass meine hochgläubige GroÃmutter
nicht daran glauben wollte, dass wir den heiligen Ignaz gefunden hatten.
»Dem gehtâs auch nur um den Diridari«, schimpfte GroÃmutter und
schüttelte den Kopf über meine gemalten Kreisel.
»Ich geh jedenfalls nicht zum Rosenkranzbeten«, erklärte ich
bestimmt, weil ich mich über die Infos meiner GroÃmutter ziemlich ärgerte. Sie
wusste bestimmt irrsinnig viel über die Ernsdorfers. Bestimmt so viel, dass ich
mir den Ausflug zu den Ernsdorfers hätte sparen können. Ich warf meine wilden
Kreisel in den Müll.
Endlich konnte ich fahren, denn GroÃmutter drehte den Herd brav
herunter. Jetzt durfte es nicht mehr brodeln, sonst zerfielen alle Nockerln zu
Brei. Ich packte meine Umhängetasche.
»Und wennst mich brauchst â¦Â«, rief mir GroÃmutter noch nach.
Ich tuckerte die HauptstraÃe entlang, in Gedanken damit
beschäftigt, geeignete Interviewpartner zusammenzustellen und mir gleichzeitig
zu überlegen, wie ich GroÃmutter vom Ermitteln abhalten konnte. Der
Schmalzlwirt hatte seine Bayernfahne drauÃen hängen, die mit dem Wappen und dem
Löwen darin. Und schon von Weitem sah ich, dass auch der Metzger die Fahne
gehisst hatte. Ich war so abgelenkt, dass ich fast Anneliese überfuhr, die sich
mir
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