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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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noch einmal. »Meinst, ich
kann des nicht?«
    Â»Natürlich. Du kannst das richtig gut. Aber …« Mein Hirn dampfte vom
angestrengten Überlegen. »Aber das ist nicht erlaubt.«
    Großmutter schüttelte ungläubig den Kopf. »Meinst, mir kann
irgendwer was verbieten?«, sagte sie ziemlich böse.
    Â»Nein. Aber ich verlier meine Arbeit«, erfand ich. »Wenn die
rauskriegen, dass ich meine Großmutter losschicke.«
    Sie schüttelte weiter den Kopf und drehte sich zum Herd.
    Â»Dreh halt nicht immer den Herd so auf«, murrte ich ablenkend.
    Â»Wennst Grießnockerln machen willst, dann muss die Suppe richtig
brodeln«, erläuterte sie und warf mir schon wieder einen bösen Blick zu. »Sonst
werden die hart. Innen. Richtig harte Bompern hast dann.«
    Ja. Aber wenn ich jetzt dann in die Arbeit fuhr und sie vier Stunden
die Suppe brodeln ließ, dann wollte ich lieber nicht wissen, was passierte.
    Â»Hast es g’hört. Jetzt soll der Rosenmüller richtig eingezogen
sein«, sagte sie und schlug Eier, Butter und Grieß mit heftigen Schlägen.
    â€¦ und schlief in einem richtig coolen verchromten Bett und hatte
nicht einmal einen richtigen Schrank.
    Â»Hast es g’hört, die anderen Weibsen im Dorf beten zum heiligen
Ignaz, damit wir endlich den Ernsdorfer wiederfinden«, antwortete ich
stattdessen im gleichen Tonfall.
    Großmutter schüttelte nur den Kopf und stach Grießnockerln aus, die
sie in die sprudelnde Suppe gab.
    Â»Du sollst auch kommen«, richtete ich ihr etwas verspätet aus. »Damit’s
auch was hilft.«
    Sie hörte mit dem Kopfschütteln und Zungenschnalzen gar nicht mehr
auf. »Ah, geh, Mädl. Denk doch mit.«
    Stimmt. Erstens waren die Knochen gar nicht anwesend. Zweitens waren
sie nicht heilig, sondern von irgendeinem dahergelaufenen verrückten Fremden.
Und drittens war der richtige Ansprechpartner für Fundsachen der heilige
Antonius.
    Â»Solange der Pathologiebericht nicht da ist«, erklärte Großmutter
erstaunlich hellsichtig, »bet ich zu keinen alten Knochen ned. Und des hab ich
auch dem Metzger g’sagt, dem Gschaftlhuber.«
    Ja, an die Unterhaltung konnte ich mich sehr gut erinnern. Der
Metzger hatte gerade seine Ideen aufgezählt, die er bezüglich der Vermarktung
vom heiligen Ignaz hatte, und dabei die Wurstradln runtergesäbelt, zackzackzack.
Und genauso schnell kamen seine Ideen, zackzack.
    Â»Und wenn’s gar ned der heilige Ignaz ist?«, hatte Großmutter mit
reichlich bissigem Unterton gefragt.
    Â»Dann halt Bonifaz-Würstln«, hatte er gekontert. »Wie der Heilige
g’heißen hat, ist mir wurscht.« Im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei hatte er
gegrinst.
    Â»Der Metzger, der ist halt der typische Gschaftlhuaber. Wennst a
G’schäft hast, dann musst so sein«, sagte Großmutter neben mir und sah auf
meinen Notizblock.
    Ãœber die Antwort vom Metzger war ich nicht weiter erstaunt. Ob die
Würstln jetzt Bonifaz-Würstln oder Papst-Benedikt-Knacker hießen, war ja egal
wie sonst was. Ich staunte mehr darüber, dass meine hochgläubige Großmutter
nicht daran glauben wollte, dass wir den heiligen Ignaz gefunden hatten.
    Â»Dem geht’s auch nur um den Diridari«, schimpfte Großmutter und
schüttelte den Kopf über meine gemalten Kreisel.
    Â»Ich geh jedenfalls nicht zum Rosenkranzbeten«, erklärte ich
bestimmt, weil ich mich über die Infos meiner Großmutter ziemlich ärgerte. Sie
wusste bestimmt irrsinnig viel über die Ernsdorfers. Bestimmt so viel, dass ich
mir den Ausflug zu den Ernsdorfers hätte sparen können. Ich warf meine wilden
Kreisel in den Müll.
    Endlich konnte ich fahren, denn Großmutter drehte den Herd brav
herunter. Jetzt durfte es nicht mehr brodeln, sonst zerfielen alle Nockerln zu
Brei. Ich packte meine Umhängetasche.
    Â»Und wennst mich brauchst …«, rief mir Großmutter noch nach.
    Ich tuckerte die Hauptstraße entlang, in Gedanken damit
beschäftigt, geeignete Interviewpartner zusammenzustellen und mir gleichzeitig
zu überlegen, wie ich Großmutter vom Ermitteln abhalten konnte. Der
Schmalzlwirt hatte seine Bayernfahne draußen hängen, die mit dem Wappen und dem
Löwen darin. Und schon von Weitem sah ich, dass auch der Metzger die Fahne
gehisst hatte. Ich war so abgelenkt, dass ich fast Anneliese überfuhr, die sich
mir

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