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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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die Augen
zusammen, in der Hoffnung, sie würde nicht die Straße überqueren. Bestimmt
versuchte sie, noch weitere Rosenkranzbeter zu rekrutieren.
    Â»â€¦Â ich frag mich nur, wer es sonst sein könnte. Grüß dich, Resi.«
    Â»Grüß dich, Resi«, sagte ich auch.
    Â»Was ist mit deinen Augen?«, fragte die Resi mit einem komischen
Unterton.
    Â»Bindehautentzündung«, behauptete ich. »Manchmal läuft mir richtig
der gelbe Eiter raus.«
    Â»Ah, geh«, sagte Anneliese kopfschüttelnd. »Sei ned eklig.«
    Â»Ich muss leider glei weiter«, erklärte die Resi mit einem bösen
Blick zu mir. »… den Ernsdorfer ham s’ no ned …?«
    Â»Nein. Den hat noch keiner gefunden«, sagte ich schnell. Weil sie
halt auch erst am Nachmittag Rosenkranz beten wollten.
    Resi nickte grüßend und ging ohne Verlautbarung medizinischer
Kommentare weiter. Eine Weile sahen wir ihr schweigend hinterher.
    Â»Eine Wachsleiche …«, schlug ich wieder vor. »Vielleicht sind die
Knochen ja wirklich von einer Wachsleiche auf unserem Friedhof.«
    Anneliese sah noch immer auf Resis stramme Beine. »Schließlich ist
in letzter Zeit keiner aus dem Dorf verschwunden. Des hätten wir doch g’merkt.«
    Wir sahen Resi weiter hinterher.
    Â»Der Moosbauer«, schlug ich vor.
    Anneliese sah mich verständnislos an. »Wer soll denn des sein?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Der da in der Kurve wohnt. Dort, wo
der Rosl ihr Opa …«
    Anneliese begann zu kichern. »Glaubst des ned. Meinst du, ich weiß,
wo der Rosl ihr Opa g’wohnt hat?« Vor zweihundert Jahren.
    Â»Resis Papa«, sagte ich schließlich. »Der ist schon seit sechs
Wochen weg.«
    Wieso war mir das nicht viel früher eingefallen? Der alte
Langsdorfer. Den hatte ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Es hatte ihn zwar
keiner vermisst, weil, na ja, so jemanden wie den alten Langsdorfer vermisst
man halt einfach nicht. Aber genau genommen war er schon ewig weg.
    Anneliese öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, ohne etwas
gesagt zu haben.
    Â»Auf den Bahamas«, fügte ich hinzu. »Angeblich.«
    Â»Auf Sulawesi«, verbesserte Anneliese.
    Â»Auf den Bahamas«, beharrte ich.
    Â»Urlaub, hat sie gesagt.«
    Â»Ah, geh. Das glaubst doch selber nicht«, behauptete ich. »Der Resi
ihr Papa ist ein knickerter Schwanz.«
    Wir kicherten beide los.
    Â»Ein richtig noadiger Krippel«, ergänzte Anneliese kichernd. Bevor
Resi um die Ecke bog, sah sie sich noch einmal um. Wir verstummten
gleichzeitig. Es war ein richtig gutes Gefühl, mit Anneliese zu kichern. Man
kam sich gleich zehn Jahre jünger vor und um fünf Kilo leichter.
    Â»Ach komm.« Anneliese schüttelte wieder ernst den Kopf. »Resis Papa
zählt nicht. Der ist im Urlaub.«
    Ich verdrehte die Augen. »Das ist der beste Trick überhaupt. Erst
letzte Woche hat sie gesagt, jetzt verlängert er noch einmal. Das ist doch
nicht normal! Der alte Geizkragen! Der verlängert doch nichts, was Geld kostet …«
    Â»Du meinst doch nicht …« Sie schlug sich die Hand vor den Mund, um
nicht auszusprechen, was ich denken könnte.
    Â»Das braucht sie nicht mal selbst gemacht zu haben«, schlug ich vor.
»Vielleicht ist er ja hingefallen. Peng. Mit dem Kopf an das geflieste
Müllhäuserl. Das ist leicht passiert.«
    Â»Und dann hat sie ihn zu Hause verwittern lassen?«, fragte sie nach.
    Â»Das heißt verwesen«, verbesserte ich sie.
    Â»Igitt.«
    Wir prusteten schon wieder los. Obwohl verwesende Leichen an sich
nicht zum Lachen waren.
    Â»Was soll ma machen?«, fragte ich im Tonfall vom Schmalzlwirt.
    Â»Den Sanka rufen?«
    Â»Vielleicht hat sie’s auch erst gemerkt, wie er nur noch Knochen
war«, schlug ich vor. »Seine Frau ist schließlich schon seit Jahren tot … Wenn
man so alleine wohnt. Da kann das dauern, bis man gefunden wird.«
    Â»Ah, geh«, sagte Anneliese mit angewiderter Miene.
    Â»Vielleicht ist es ja auch seine Frau. Die ist doch schon länger
tot. Das würde auch erklären, wieso es nur noch Knochen sind«, machte ich ganz
pietätlos weiter, da ich nun schon am Fabulieren war.
    Â»Ah, geh.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich war bei der Beerdigung. Die
hatte einen richtig noblen Eichenholzsarg.«
    Â»Na, siehst. Da hat das Geld halt nicht mehr gereicht

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