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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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böse, und dem
Rosenmüller stand schon der Schweiß auf der Stirn. Sogar auf der Nase sah man
einzelne Schweißperlen. Vielleicht befürchtete er, dass die Situation
eskalierte. Oder ihm war es unangenehm, mir die Hand zu geben, jetzt, wo er
wusste, dass ich so gerne Leichen fand. Ich nahm trotzdem seine Hand und
schüttelte sie kräftig. Dabei sagte ich brav, wie mir meine Großmutter
beigebracht hatte: »Grüß Gott, Lisa Wild.«
    Â»Ernst Rosenmüller«, entgegnete er etwas kraftlos. Er schien von
einer leichten Grundpanik erfasst zu sein, wie Max, wenn ich ihn gerade mit
meinen Verhütungsfegefeuergedanken in den Wahnsinn trieb. Da hatte der manchmal
auch einige Schweißperlen auf der Stirn.
    Hinter mir schubste schon die Kreszenz, weswegen ich, noch immer
hochrot, meiner Großmutter hinterherging.
    Â»Hast des g’hört«, sagte sie zu mir, »was die Kreszenz für einen
Krampf g’sagt hat?«
    Ich sagte dazu gar nichts. Schließlich hatte ich direkt vor ihr
gestanden. Da war doch anzunehmen, dass ich alles, was sie von sich gegeben
hat, mitbekommen hatte.
    Â»Manchmal, da zweifelst schon am Verstand von dene Weiber.«
    Ja. Und manchmal hatte ich den unstillbaren Wunsch, dass meine
Großmutter einen kleinen Tick leiser sprach. Ich fühlte mich nämlich gerade,
als wäre ich in den Wechseljahren und würde Hitzewallungen bekommen.
    Der Rosenmüller sah allerdings auch so aus, als wäre er in den
Wechseljahren. Vielleicht hatte er inzwischen eingesehen, dass es keine gute
Idee gewesen war, sich derart unserer Gemeinde auszusetzen. Es war wirklich
nicht nett vom Daschner gewesen, den Rosenmüller nicht zu warnen. Dass die
Händeschüttelei in unserer Gemeinde nicht unbedingt empfehlenswert war.
    Als wir zurück in unseren Garten kamen, saß Max schon auf dem
Gartenbankerl und sah uns zufrieden entgegen. Tststs, hätte Großmutter
wahrscheinlich gesagt, wenn sie nicht schon auf dem Weg in die Küche gewesen
wäre, um die Knödel ins Wasser zu werfen. Am heiligen Sonntag nicht in die
Kirche. Das konnte ja nichts werden. Vor allen Dingen mit den Ermittlungen. Was
er da jetzt alles hätte herausbringen können! Die ganzen Gläubigen auf einem
Haufen, das war informationsmäßig kaum zu toppen. Ich setzte mich neben Max und
hörte mit halbem Ohr zu, was er für Vorschläge in Sachen Abendgestaltung hatte.
    Â»An was denkst du?«, wollte Max wissen, vielleicht weil ich auf den Vorschlag,
heute Abend Chili con Carne zu essen, keine Reaktion gezeigt hatte.
    Ich schämte mich zuzugeben, dass ich an gar nichts gedacht, sondern
nur unseren blühenden Birnbaum angestarrt hatte. »Daran, dass ich mit
fünfundzwanzig Jahren zu jung bin, um Erdbeerpflanzen einzusetzen«, sagte ich
schließlich und kuschelte mich in seine Arme.
    Â»Das wird schon noch«, sagte er ganz entspannt.
    Â»Hm. Spätestens mit vierzig. Oder mit fünfzig«, schlug ich vor.
Wahrscheinlicher war, dass mich Großmutter auch noch in zwanzig Jahren
behandelte wie ihre kleine, unwissende Enkelin.
    Max sagte nichts mehr, und ich hörte mir das Töpfeklappern meiner
Großmutter an. In der Küche durfte ich ihr nämlich auch nicht immer helfen.
    Â»Morgen gehen meine Mutter und Tante Vega brunchen. Treffpunkt elf
Uhr im Hotel Maximilian.«
    Na prima. Da musste ich bestimmt vorher Klamotten kaufen gehen, und
dafür hatte ich echt kein Geld.
    Â»Gute Idee«, sagte ich stattdessen. »Ich muss nur leider …« Langsam
gingen mir die Ausreden aus. »Den Artikel. Über die Ernsdorfer-Suche. Das ist
ganz dringend. Ich bekomme richtig Ärger mit meinem Chef.«
    Max grinste breit.
    Â»Wenn du mir ein paar Ermittlungsergebnisse rüberwachsen lassen
würdest«, köderte ich ihn, »dann komme ich vielleicht heute Abend so weit mit
dem Artikel, dass ich morgen in der Früh brunchen gehen könnte.«
    Max grinste noch immer und begann, mir das Ohr zu kraulen.
    Â»Heute Abend hast du keine Zeit für deinen Artikel«, prophezeite er
mir selbstsicher.
    Ich ignorierte seine Weissagung. »Die Knochen. Wenigstens, ob
Männlein oder Weiblein.« Und wenn du jetzt sagst, du weißt es nicht, dann ist
aber Schluss mit lustig, beschloss ich. Max musste mir meinen eisernen Willen
angemerkt haben.
    Â»Männlein«, gab er zu.
    Â»Essen«, rief Großmutter.
    Am Mittwoch stand endlich mein

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