Und bitte für uns Sünder
alten
Ernsdorfer lassts, dann aber.«
»Dann aber?«
Was dann aber?
»Dann aber schreibst du, dass überall Pornoheftln rumliegen.«
Ich sagte eine ganze Weile gar nichts. Das war ja Verleumdung.
»Das stimmt nicht«, erklärte ich vorsichtshalber.
»Freilich. Die Ernsdorfers haben doch niemals Pornoheftln
rumliegen.«
Ich verdrehte die Augen, sagte aber nichts dazu. Man ritt sich meist
noch tiefer in die Schuld, wenn man versuchte, sich rauszureden.
»Aber um den Kirchputz, da drückt sie sich. Ständig«, motterte
GroÃmutter weiter. »Hat die je in der Kirche auch nur einen Finger gerührt?«
Ich war plötzlich wieder entspannt. Stimmte eigentlich. Die
Ernsdorferin, die spinnt. Was erzählt denn die für einen Schmarrn?
Aber es war ganz schön heftig, gleich mit Rüschchensärgen zu drohen.
Vielleicht stammte auch der Drohbrief von ihr. Der Gedanke entspannte mich
irgendwie.
»Hat sie das? Nie hat sie âputzt«, meckerte GroÃmutter vor sich hin.
Ich zuckte mit den Schultern. »Die ist bestimmt total ausgelaugt,
weil sie zu Hause so viel putzt.«
»Ah, geh«, sagte GroÃmutter verächtlich.
»Und stell dir vor, keiner dürfte mehr in die Kirche gehen, nachdem
die Ernsdorferin geputzt hat. Dann müssten wir die Gottesdienste unter freiem
Himmel abhalten, nur damit kein Schmutz hineingetragen wird.«
Ich musste grinsen, aber GroÃmutter sah mich an, als hätte ich
gerade eine wüste Gotteslästerung ausgesprochen. Allein die Vorstellung war zu
schön, die Ernsdorferin könnte vor unserer Kirche stehen und zu jedem sagen:
Aber tappts mir fei ned mit euren dreckigen, fettigen Griffeln wieder alles an!
Endlich hatte ich GroÃmutter nach Hause gefahren. Mein Chef
würde mir groÃe Vorwürfe machen, dass ich meine Mittagspause so ausdehnte. Aber
ich hatte eine gute Ausrede. Ich konnte brühwarm vom Kunstdiebstahl bei
Kreiters berichten und endlich den Ruf der rasenden Reporterin bekommen. Ich
trug GroÃmutter noch die Einkaufstasche in die Küche und griff dann in meine
Jackentasche und zog den Autoschlüssel samt einem Stück Papier heraus. Ein
Einkaufszettel? Als ich das Papier entknittert hatte, starrte ich es eine gute
Weile an und vergaà darüber vollkommen, dass ich eigentlich zur Arbeit fahren
wollte.
Es war ein Fetzchen Zeitung, das an zwei Stellen zerschnitten war.
Jemand hatte aus dem Wort âºLesenâ¹ das kleine s ausgeschnitten. S wie in Lisa. Als hätte jemand Buchstaben für einen
Drohbrief ausgeschnitten. Und woher hatte ich den Zettel?
Ich sah wieder meine GroÃmutter vor mir, wie sie breitbeinig auf den
Zeitungen vom Rosenmüller stand. Ich hatte sie aufgehoben. Er hatte sie mir
entrissen. Und das Fetzelchen Zeitung hatte ich in die Jackentasche gesteckt.
Rosenmüller? Rosenmüller! Nein. Rosenmüller doch nicht? Rosenmüller
kannte überhaupt niemanden in unserem Dorf. Auch mich kannte er nicht. Wie käme
er dann dazu, von mir zu behaupten, ich wäre neugierig? AuÃerdem war er
Pastoralreferent und schrieb bestimmt keine anonymen Briefe. Vor allen Dingen
nicht an mich, Lisa Wild. Wie sollte er überhaupt auf die Idee kommen, dass ich
neugierig war?
Ich starrte auf die paar Wörter, die auf dem Papierfetzen standen.
»â¦Â und das ewigâ Leben ist
als typisch bayerische Erzählung über den Tod und die letzten Dinge weit
bekannt und beliebt. Der grandiose Blick vom Paradies auf das Bayernland, der
den Brandner Kaspar überzeugen soll, im Himmel zu bleiben, ist daher legendär
und von Autor Franz von Kobell so gewollt. Carlo â¦Â«
Das hatte ich doch schon irgendwo gelesen. Meine GroÃmutter hatte es
aufgeschlagen gehabt, vor ein paar Tagen. Ich lieà meinen Blick durch die Küche
gleiten, und fast von selbst schwenkten meine Augen zum Bistumsblatt, das auf
der Eckbank lag.
Das Bistumsblatt.
Ich riss die Zeitschrift an mich und blätterte hastig bis zu der
Seite mit dem Artikel über den Brandner Kaspar.
»Ha«, sagte ich. Das Bistumsblatt.
»Des kannst nicht mitnehmen«, sagte GroÃmutter streng, »damit bin
ich noch ned durch.«
»Ha«, sagte ich noch einmal und rannte mit dem Bistumsblatt in mein
Zimmer. Dann wollten wir doch mal sehen.
Volltreffer.
Für einen kurzen Moment war ich richtig gut gelaunt. Ich brachte
GroÃmutter ihr Bistumsblatt zurück und versuchte,
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