Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
ungünstigsten Moment auftauchen müssen. Es war
viel zu früh, um hier durch die Gegend zu fahren. Außerdem hätte er mein Auto
genauso gut übersehen können. Stattdessen parkte er in zweiter Reihe und stieg
aus.
    Â»Sag mal, wonach hast du Sehnsucht?«, fragte er, als ich das Fenster
herunterkurbelte.
    Â»Ordentlichem Sex«, antwortete ich böse, da er mich jetzt schon zwei
Tage in Folge versetzt hatte. »Ich habe beim Schmalzlwirt auch schon meine
Handynummer an die Männerklotür geschrieben.«
    Max grinste. Für solche Späße war er immer zu haben.
    Â»Könntest du nicht weiterfahren?«, fragte ich suggestiv. »Du hast
bestimmt noch jede Menge vor. Ruf doch einfach an, wenn du einmal Zeit für mich
hast. Und wenn du meine Telefonnummer nicht mehr findest, geh einfach beim
Schmalzl aufs Klo.«
    Er grinste noch immer. Ich musste plötzlich an Stefanie denken und
begann das Fenster wieder nach oben zu kurbeln. »Und wenn du dir denkst, dass
ich mir ein Arschgeweih auf den Hintern tätowieren lasse oder auf meine
Heckscheibe malen oder auf meine Jeans kleben: Vergiss es.«
    Â»Ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist«, sagte er, noch immer mit
einem Grinsen auf den Lippen. Er beugte sich hinunter und begann mich durch die
halb geöffnete Fensterscheibe zu küssen.
    Auch wenn ich mich wiederhole – Max kann wirklich gut küssen. So
gut, dass man darüber glatt vergessen könnte, dass ein Pastoralreferent gerade
Leichenteile entsorgt und in seiner Freizeit anonyme Drohbriefe bastelt. In
diesem Moment neigte auch ich zu der Meinung, dass Max’ Interesse an Stefanie
rein dienstlicher Natur war. Sobald er aufhörte, würde meine erste Frage sein,
wieso er ausgerechnet an Stefanie dienstliches Interesse hatte und nicht an der
alten Ernsdorferin. Aber augenblicklich verschwamm das zu einem vollkommen
nebensächlichen Problem.
    Â»Sag mal …«, seufzte ich, als wir uns nicht mehr küssten. »Du parkst
falsch.«
    Â»Ich bin im Dienst«, behauptete er. »Was machst du eigentlich hier?«
    Das hatte ich auch schon wieder vergessen. Ich fragte mich nur, wie
es kam, dass er im Dienst war und mich küsste. Als hinter mir rumpelnd die
Müllabfuhr um die Ecke bog, wusste ich es wieder.
    Â»Du musst sie stoppen!«, schrie ich Max an. »Der Rosenmüller
entsorgt doch gerade Leichenteile …«
    Max hob gekonnt eine Augenbraue.
    Â»Glaub mir, du wirst später froh sein, dass du auf mich gehört hast.
Konfisziere diese drei Mülltonnen.«
    Max begann einfach nur zu lachen. Okay. Es war bestimmt der totale
Brüller, wenn Hauptkommissar Sander in seinem schönen daytonagrauen Audi den
Inhalt von drei Mülltonnen herumfuhr. Aber besser, als nie zu erfahren, was für
grauenhafte Dinge der Rosenmüller vor uns verbarg.
    Bevor ich Max noch hysterisch erläutern konnte, dass sich vermutlich
der zerhackte Ernsdorfer in den Mülltonnen dieser Straße befand, kam der
Rosenmüller aus seinem Haus. Er hatte sich anscheinend in aller Eile geduscht,
denn seine Haare waren noch leicht feucht, und komplett umgezogen. Seine
Kleidung war tipptopp sauber und sah absolut frisch gebügelt aus, seine Jeans
hatte sogar eine Bügelfalte. Ich schluckte gegen einen riesigen Berg Spucke an.
    Â»Grüß Sie, Herr Kommissar!« Er winkte Max schon von Weitem zu und
steuerte uns freudestrahlend an. »Schön, Sie zu treffen.«
    Er schüttelte Max ausgiebig die Hand – es roch plötzlich nach einem
sauteuren Rasierwasser. Hinter meiner Stirn brauten sich die grässlichsten
Kopfschmerzen zusammen, die ich je gehabt hatte. Meine Gehirnwindungen ächzten
und stöhnten, während die Müllabfuhr in meinem Rücken unaufhaltsam näher kam.
Der Rosenmüller klebte an uns wie eine Zecke. Wenn ich mich nicht bald outete
und Max aufforderte, die Mülltonne gefälligst zu kontrollieren, würde er nie
seine fehlende Leiche finden. Na ja. Fehlende Leiche war etwas übertrieben,
denn es fehlte ja keine Leiche. Uns fehlte nur der Ernsdorfer. Es könnte
natürlich auch irgendeine Leiche sein, ich wollte mich nicht unbedingt auf den
Ernsdorfer versteifen. Es könnte wahlweise die Frau vom Troidl sein oder die
Erna, die es nicht mehr als Wachsleiche ausgehalten hatte, oder der Papa von
der Resi.
    Ich sprang aus dem Auto und riss eine kleine Plastiktüte aus dem
Fußraum des

Weitere Kostenlose Bücher