Und bitte für uns Sünder
-Shirt. Vielleicht
wollte GroÃmutter ihn ja darauf ansprechen. Wie sieht denn das aus, Herr
Rosenmüller. Sie in der Kirche, mit dem rosa Zeug. Das ist doch Sünde. Man
sieht ja sogar die Brustwarzen. Stellen Sie sich vor, das würde jeder machen.
Wo kämen wir denn da hin?
Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass ich seine Elvis-Tolle wirklich
toll fand. Und wenn er bitte schön das nächste Mal auch beim
Sonntagsgottesdienst seine berüchtigte giftgrüne Jeans anziehen könnte, dass
ich das auch mal sehe. Okay. Das mit den Brustwarzen musste nicht unbedingt
sein. Aber in der Kirche trug er ja auch eine Kutte, da sah man das alles nicht
so genau.
Ich wartete darauf, dass der Rosenmüller rot anlief. Aber GroÃmutter
schien etwas anderes zu sagen, denn er lächelte weiterhin sehr pastoral und
nickte dazu. Zugegeben, das Lächeln war etwas verkniffen, weil noch immer
irgendetwas aus dem Müllbeutel rann und der Rosenmüller versuchte, mit der
anderen Hand das Altpapier zu halten. Ich kannte diese Situationen. Man hat es
fast bis zur Mülltonne geschafft, und da kommt die Reisingerin jammernd aus
ihrem Haus und wirft sich einem in den Weg. Und man weià genau, so ein
Müllbeutel, der hält ja nicht ewig. Und wenn sich der ganze Mist über den
Bürgersteig ergieÃt, ist man wieder Stunden mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Noch dazu, wenn das, was im Beutel ist, schon in die Verwesung
übergeht und mehr flüssig als sonst etwas ist. Das ist wirklich kein SpaÃ. Und
genau so sah der Müllbeutel vom Rosenmüller aus. Als wäre es kein SpaÃ, was da
drin war.
Zu allem Ãberfluss kam auch noch Wind auf. Ich beobachtete die
steife Elvis-Tolle, die sich kaum im Wind bewegte. Und das Papier, das ständig
abzuheben drohte. Und GroÃmutter, die einfach kein Ende fand. Der Wind
bereitete der Unterhaltung jedenfalls ein ziemlich abruptes Ende, denn er pfiff
plötzlich so geschickt in die Altpapierkiste, dass die obersten Blätter
herauswirbelten. GroÃmutter versuchte noch, danach zu greifen, während
Rosenmüller in Ermangelung einer freien Hand etwas verzweifelt zuschaute.
SchlieÃlich entschied er sich, den auslaufenden Müllbeutel abzustellen und zur
Papiertonne zu rennen.
Ich kam mir blöd vor, einfach im Auto zu sitzen und dem Geschehen
zuzuschauen. Es sah zwar äuÃerst witzig aus, wie GroÃmutter breitbeinig auf
zwei Papierblättern stand und der Rosenmüller in seinen mit Müllsuppe
bekleckerten Schuhen erst zur Papiertonne rannte und dann einzelnen Blättern
nachjagte. Aber bestimmt war es höchst unchristlich, nur zuzuschauen.
Ich beschloss, als Erstes GroÃmutter zu retten, und beugte mich zu
den Papieren hinunter, auf denen GroÃmutter wie ein Kapitän bei Windstärke zehn
stand. Ein grässlicher Geruch schlug mir entgegen. Erst dachte ich, meine
GroÃmutter faulte bei lebendigem Leibe. Das sollâs geben. Erst vor Kurzem hatte
die Kathl so etwas erzählt. Die geht nämlich immer ins Altenheim und besucht
ihre Schwägerin. Und um die Kathl zu zitieren, fault die denen noch ins Bett
rein.
»Weil sie sâ halt ned umdrehen«, hatte die GroÃmutter darauf gesagt,
als sei die Schwägerin ein paniertes Schnitzel, das man immer wieder wenden
muss.
Aber GroÃmutter lag ja nicht im Bett. Sie war zwar steinalt und saÃ
vielleicht etwas lange vor dem Energiekegel ihres Astro-Gabriels. Aber davon
begann man eigentlich nicht zu faulen.
Ich richtete mich schnell auf, um mich nicht übergeben zu müssen,
und blickte Rosenmüller direkt in die Augen. Er sah plötzlich gar nicht mehr
pastoral aus, sondern wie eine überreife Tomate. Und das machte sich gar nicht
gut zu seinem blassrosa T-Shirt, muss ich mal sagen. Dann bückte er sich sehr
schnell zum Müllbeutel und rannte damit zur Mülltonne.
Ah. Jetzt hatte ich kapiert, woher der Geruch kam. Sein Müllbeutel.
Der roch, als würde er Leichenteile darin entsorgen. Ich verkniff mir ein
Grinsen und sah ihm zu, wie er den Beutel in die Mülltonne der Nachbarn
steckte. Auch das noch. Mülltarnung. Jetzt brach das Grinsen geradezu aus mir
hervor, und ich bückte mich schnell nach dem Papier, auf dem GroÃmutter stand.
Ich kannte das Problem nur zu gut, weil die Reisingerin nämlich auch gerne
Dinge in unsere Mülltonne warf, die sie nicht gern in ihrer wusste.
Inkontinenzwindeln zum Beispiel. Und einmal war eine
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