Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
längst in der Mülldeponie und verbrannt … aber nach einem Alibi
könnt ihr trotzdem fragen.«
    Â»Jemand hat also einen Ziegelstein an den Birnbaum gehängt.« Max sah
mich ungläubig an. »Und ein Halstuch. Wieso bist du dann überhaupt dran
gestoßen? Das muss man doch sehen.«
    Â»Das muss man doch sehen«, äffte ich ihn böse nach. »Ich war halt in
Gedanken versunken.« War das die Möglichkeit! Ich hatte eben ein böses Attentat
überlebt, und mein Freund fragte mich, wieso ich zu blöd zum Aufpassen war.
    Â»Außerdem hat er ja einen Grund, mich zu beseitigen«, erklärte ich
weiter.
    Max’ Augenbrauen wanderten wieder höchst erstaunt nach oben.
    Â»Na ja, weil ich ihn doch ertappt habe, wie er den Ernsdorfer
zerstückelt im Müll entsorgt hat.« Hu. Was für eine gruselige Vorstellung. Wenn
ich nur daran dachte, wie Großmutter früher die Gockel geschlachtet und zerlegt
hatte, das war wirklich nichts für Weicheier. Aber einen ganzen Menschen, huch.
Da war so ein kleines Attentat mit einem Ziegelstein ja ein Klacks dagegen.
    Â»Na gut. Ich werde dem Ganzen nachgehen. Lass den Ziegelstein hier.«
Er sah aber eher so aus, als würde er sich überlegen, wo er den Ziegelstein
schnellstmöglich entsorgen konnte. »Weißt du, wo man die bekommt?«
    Ich zögerte ein klein wenig. Es kam mir unfair vor, ihm nicht alles
zu sagen, was ich wusste. Aber die Details waren wieder so verdächtig. Das sah
ja fast so aus, als hätten Großmutter und ich uns was zusammengebastelt. Er
seufzte schwer, als hätte er meine Überlegung durchschaut.
    Â»Also?«
    Â»Na ja.« Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe. »Der Ziegelstein
ist, glaube ich, der, der vor unserem Gartenhäusl gelegen hat.«
    Max verkniff sich anscheinend gerade höchst angestrengt ein
Stirnrunzeln.
    Â»Und die Wäscheleine?«, versuchte er möglichst neutral
weiterzufragen, aber seine Stimme klang wieder einmal so, wie sie immer klingt,
wenn er denkt, dass ich gleich hysterisch werde.
    Â»Die Wäscheleine sieht so aus …«, ich räusperte mich, als ich sie
näher betrachtete, »wie die, die wir im Gartenhäusl liegen haben.«
    Max nickte verständnisvoll. »Und das Halstuch gehört dir.«
    Â»Ja, das Halstuch gehört mir. Das ist doch ein ganz raffinierter
Anschlag«, erklärte ich ihm hastig. »Ich werde niedergeschlagen und kann ihm
nichts nachweisen.«
    Â»Nichts nachweisen«, sagte er. Sein Tonfall klang nicht überzeugt.
»Hm.«
    Â»Ich frage mich, was er mir mit dem Halstuch sagen will«, setzte ich
hinzu. »Vielleicht, dass er mich das nächste Mal erwürgt?« Mich überlief ein
eisiger Schauder.
    Was für ein Reinfall. Ich stand im Toilettenraum der Polizei und
starrte mich im Spiegel an. Ärgerlich versuchte ich mit einem Stück Klopapier,
das restliche Blut von der Stirn zu reiben, mit dem Erfolg, dass ich lauter
kleine gerollte Klopapierwürstchen auf der Stirn hatte. Ich hätte bei dem
Attentat sterben können. Und was machte mein Freund, der des Öfteren mit mir
ein Fleisch war und mir anhang? Er fragte, woher der Ziegelstein stammte, und
damit war für ihn die Sache geklärt.
    Vielleicht hatte ich ja auch eine kleine Psychose. Aber ich konnte
ausschließen, dass ich Ziegelsteine an Bäume band. Und von Großmutter wusste
ich das auch mit Gewissheit. Ihr war zwar zuzutrauen, dass sie vor dem
Zigarettenautomaten beim Schmalzl ihren Astrokegel installierte, aber
Ziegelsteine an Bäumen aufhängen? Nein.
    Dann blieb mir wohl keine andere Wahl. Ich musste diesen Fall
alleine lösen, ohne irgendwelche Kommissare, Polizisten und sonstiges
G’schwerl, beschloss ich, während ich die Klopapierwürstchen von meiner Stirn
pickte. Das wäre ja gelacht. Da mich sowieso keiner ernst nahm, war es doch
sehr wahrscheinlich, dass der nächste Anschlag auf mein Leben klappte. Und dann
hatte ich das Nachsehen.
    Als ich endlich einigermaßen passabel aussah, schritt ich erhobenen
Hauptes aus der Polizeidienststelle. Der Kreiter, der Troidl, die Ernsdorfers
oder der Rosenmüller. Das war jetzt die Frage. Da mir die vielen blauen
Müllsäcke vom Rosenmüller nicht aus dem Sinn gingen, beschloss ich, lieber den
zu beschatten als den Kreiter. Den Troidl traute ich mir ohnehin nicht zu, der
lebte so abgeschieden, dass einen die

Weitere Kostenlose Bücher