Und bitte für uns Sünder
einen netten Hintern«, wandte ich ein.
GroÃmutter schüttelte darüber nur den Kopf und schnalzte mit der
Zunge.
Endlich sah Max mich an, und ich gab mir die gröÃte Mühe, meine
geballte Bösartigkeit aus den Augen funkeln zu lassen. Er zwinkerte mir jedoch
nur zu und hatte anscheinend noch immer nicht begriffen, dass ich ihn
durchschaut hatte.
»Ich muss dann mal«, sagte er und tätschelte im Vorbeigehen kurz
meinen Hintern.
Sprachlos blieb ich zurück. Das war ja wohl wirklich unglaublich.
In meinen Nächten gibt es zwei Sorten von Träumen. Die einen
sind wunderschön. Und seltsamerweise wache ich immer viel zu früh auf.
Eigentlich immer, wenn das Schönste vom Traum kommt. Dann liege ich wach,
versuche krampfhaft, wieder einzuschlafen, weiterzuträumen, dort anzuknüpfen,
wo ich stehen geblieben bin. Aber es gelingt nie, ich bleibe wach liegen und
bin unzufrieden und am nächsten Tag gerädert.
Die zweite Sorte Träume sind so eine Art Albtraum. Aus denen wache ich
nie zu früh auf, und wenn, dann bin ich trotzdem schweiÃgebadet. Und wenn ich
wieder einschlafe, dann träume ich genau dort weiter, wo ich glücklicherweise
aufgewacht bin. Mein absoluter Lieblingstraum ist der, in dem ich nackt in die
Kirche gehe. Nicht ganz nackt, um genau zu sein. Meistens habe ich etwas dabei,
mit dem ich mich verhüllen könnte, wenn ich wollte. Aber das ist meist etwas,
mit dem ich mich genauso schäme wie nackt. Zum Beispiel eine ausrangierte
Unterhose meiner GroÃmutter. Die zwar groà genug wäre, um sowohl meinen Popo zu
bedecken als auch meinen Bauch und meine Brüste. Aber wie sieht das aus, frage
ich mich dann im Traum, ich in einer riesigen Unterhose, die ich mir über den
Brüsten zusammenzwirble? Und natürlich gehe ich immer zur Kommunion. Ja. Genau
so. Mit zusammengezwirbelter Unterhose. Manchmal habe ich auch statt der
Unterhose zwei ausgebleichte Liegestuhlauflagen bei mir. Die haben dann immer
schreckliche riesige Blumenmuster. Und seitlich kann man natürlich sehen, dass
ich nackt bin. Aber was mache ich, Lisa Wild? Kaum stehen alle auf und gehen
zur Kommunion, renne ich nicht etwa nach Hause. Nein. Ich stehe brav auf und
gehe auch nach vorne.
Und die Rosenkranztanten sehen alle so aus, als würden sie sich
denken, mei, mit dem Hintern, da würde ich nicht so rumlaufen.
Die letzte Nacht hatte ich wieder einen Nackttraum. Allerdings
war es einer von der ersten Sorte. Denn ich wachte viel zu früh auf. Eine
Hauptrolle spielte dabei Max Sander, denn er war auch nackt.
Am Schluss wachte ich trotzdem schweiÃgebadet auf. Nicht, weil Sex
mit Max so ein Albtraum wäre, sondern weil ich den Eindruck gehabt hatte, dass
ich in Maxâ Bett eingeschlafen war und dass die Sonne schien. GroÃmutter allein
zu Hause!, durchfuhr es mich so eiskalt, dass ich mit einem Schreckensschrei
hochfuhr. Aber ich lag alleine in meinem Bett. In der Küche unten wurschtelte
GroÃmutter vor sich hin, es roch nach Kaffee. Mein Hund schnarchte
selbstvergessen. Und er stank, was die Sache nicht besser machte. Ich sank
wieder zurück auf mein Kissen und versuchte, mir noch einmal vorzustellen, dass
Max gerade dabei war, meine Brüste zu streicheln. In Brüstestreicheln ist er
nämlich ziemlich gut. Am besten kann er natürlich küssen, aber hin und wieder
ist er auch in der Lage, gleichzeitig zu küssen und die Brüste zu streicheln.
Wieso ich dabei noch nie in ein orgastisches Koma gefallen bin, weià ich auch
nicht. Es fühlt sich jedenfalls so an, als sollte einem das gleich bevorstehen.
Aber es war einer der Träume, die man nicht weiterträumt.
Schlecht gelaunt stand ich auf, machte Katzenwäsche und ging in die
Küche. GroÃmutter war schon richtig fleiÃig gewesen. Sie hatte offensichtlich
schon im Garten gearbeitet, denn sie wusch sich gerade die erdigen Hände in der
Spüle. Kaffee gabâs dafür nicht, den hatte sie selbst getrunken, also stellte
ich mich neben unsere Espressomaschine, wobei ich hin und wieder aus dem
Fenster spitzte, um zu sehen, ob nicht vielleicht Max vorbeikam.
Ich jagte den Kaffee durch die Maschine und verbrannte mir beim
Trinken den Mund. Der Tag fing nicht gut an, und für die Arbeit war ich auch
schon zu spät dran. Wieder einmal. Eilig schnappte ich mir meine Umhängetasche,
verabschiedete mich von GroÃmutter und lief durch den Garten. Ich
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