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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Rosenkranztanten niemals retten konnten.
Und mit den Ernsdorfers wollte ich eigentlich die nächsten hundert Jahre nichts
mehr zu tun haben. Allein des gerüschten Sarges wegen.
    Die Ernsdorfers. Eigentlich sollte ich auch die Ernsdorfers noch
einmal unter die Lupe nehmen. Denn verdächtig war das schon, dass die
Ernsdorferin bei meinem Anblick an gerüschte Särge dachte, und dann machte
jemand ein Attentat auf mich.
    Aber der Hauptverdächtige blieb der Rosenmüller. Deswegen wollte ich
mit dem anfangen. Damit ich diese furchtbar langweilige Arbeit überhaupt
überstehen würde, kaufte ich mir in der Metzgerei ein paar Ignaz-Würstln, die
zwar nicht mehr so hießen, aber noch immer so fettig waren wie zuvor, und vom
Bäcker noch ein paar Ignaz-Stangerln, die inzwischen Brezenstangerln hießen,
aber noch immer eine gewisse Krümmung an einem Ende aufwiesen.
    Nachdem ich mein Auto gegenüber von Rosenmüllers Grundstück
abgestellt hatte, biss ich als Erstes den bischofsstabähnlichen Kringel am Ende
des Brezenstangerls weg. Wer weiß. Vielleicht hatte er ja noch mehr Leichen im
Keller und musste die irgendwie loswerden. Die Müllabfuhr kam erst in zwei
Wochen wieder. Da war es bestimmt besser, gleich etwas zu essen. Nachdem ich
die Leichenteile gefunden hatte, würde ich bestimmt keinen Hunger mehr haben.
    Eine Weile passierte gar nichts. Ich spielte ein bisschen am Radio
herum, aß die zwei fetten Würstln auf, bis mir schlecht wurde, und nagte dann
noch an dem gebackenen Bischofsstab.
    Als ich schon fast aufgeben wollte, öffnete sich die Haustür, und
der Rosenmüller kam heraus. Richtig geschniegelt, mit einem kleinen schwarzen
Aktentäschchen unterm Arm und so etwas wie einer Männerhandtasche am Riemen.
Das war etwas enttäuschend, weil ich mit blauen Müllsäcken gerechnet hatte,
aber immerhin konnte ich ihm jetzt hinterherfahren. Kurz bevor er beim
Gartentürl war, kam in schneller Fahrt ein Auto herangebraust und bremste
abrupt direkt beim Rosenmüller.
    Ha.
    Ich konnte mir schon vorstellen, was jetzt passierte. Mit einem
unguten Gefühl rutschte ich etwas tiefer hinter mein Lenkrad. In einem Krimi
würden sich alle vier Türen des Autos gleichzeitig öffnen, und ein Killerkommando
von der Mafia würde herausspringen, schwer bewaffnet, und dann … für einen
Moment kniff ich die Augen zusammen. Als ich keine Schüsse hörte, öffnete ich
sie vorsichtig wieder.
    Es war der Ernsdorfer, der vom Sägewerk. Alleine. Unbewaffnet. Dafür
mit einem ziemlich roten Kopf. Der Rosenmüller wollte anscheinend entkommen,
denn er ging zielstrebig am Auto vorbei, aber da kannte er den Ernsdorfer
schlecht. Der stellte sich ihm in den Weg und begann auf ihn einzuschreien.
Vorsichtig kurbelte ich mein Fenster herunter, in der Hoffnung, etwas zu
verstehen.
    Â»Du brauchst gar nix sagen!«, fauchte der Ernsdorfer den Rosenmüller
gerade an. »Dann hätt halt die Mama auch einmal was tun müssen.«
    Rosenmüllers Mama? Was hatte denn die in unserem Dorf zu schaffen?
Ich sah geistig eine total aufgebrezelte Münchnerin vor mir, mit schicken
Lederhosen. Oder einem schicken Dirndl, wie es kein normaler Bayer trug.
    Â»Wer hat den Papa denn gepflegt, deine g’scheite Mama jedenfalls
ned.«
    Den Papa? Die g’scheite Mama? Also ging es um den Vater vom
Ernsdorfer, der jetzt verschwunden war, und die Mutter vom Rosenmüller. Ich
ließ mein Ohr so weit wie möglich aus dem Fenster hängen, um nur ja die Antwort
mitzubekommen. Aber was der Rosenmüller darauf sagte, konnte ich nicht hören,
weil er mit dem Rücken zu mir stand. Ich stellte mir vor, dass er es ganz schön
eigenartig fand, dass ausgerechnet seine Mutter den Vater vom Ernsdorfer
pflegen sollte. Pastoralreferent hin oder her, das ging ja doch ein wenig zu
weit. Wieso sollte Rosenmüllers gescheite Mama irgendetwas mit dem Ernsdorfer
machen?
    Â»Geld kann a jeder brauchen«, stellte der Ernsdorfer sehr
hellsichtig fest, »aber uns schenkt auch keiner was. Außerdem, solange er ned
g’funden wird, kriegt keiner a Geld. Und schließlich ham wir ihn gepflegt.
Nicht einmal besucht hat s’ ihn.«
    Hm. Ich versuchte mir die vorausgegangene Aussage vom Rosenmüller
zusammenzuschustern. Geld kann jeder brauchen? Hatte er gesagt, dass er, der
Rosenmüller, Geld haben will? Vom Ernsdorfer? Mir stand geistig der Mund

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