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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Anbetracht der beiden Termine, die vor ihm lagen, äußerst günstig.
    Als Joe am Michigansee entlang in Richtung Süden fuhr, ertappte er sich dabei, dass er wie fast jeden Tag an Lally dachte. Meistens widmete er ihr ein paar zärtliche Gedanken, wenn er morgens seine erste Tasse Kaffee trank und auf zwei seiner Lieblingsfotos von ihr an der Wand gegenüber schaute. Doch im Verlauf der letzten Tage war ihm aufgefallen, dass sich trotz des verrückten Schrittmacherfalls seine Gedanken Lally auch dann zuwandten, wenn er gar nicht damit rechnete. Hätte Jess gewusst, dass sich sein sechster Sinn - wie sie es nannte - meldete, hätte sie dafür gesorgt, dass er sich die Zeit nahm, seine Schwester anzurufen'. Jess war jedoch mit Sal zu ihren Eltern gefahren, und es war kaum zwei Wochen her, seitdem er und Lally zum letzten Mal miteinander gesprochen hatten. Im Grunde machte er
    sich auch keine Sorgen, aber als er den Wagen parkte und die Zündung ausschaltete, nahm er sich dennoch vor, sie bald anzurufen.
    Hagen-Schrittmacher wurde noch immer auf den Kopf gestellt, aber das hatte sie noch keinen Schritt weitergebracht. Die FBI-Computer wurden mit Hagen-Schrittmacher vernetzt, um eine möglichst vollständige Liste von Schrittmacherempfängern mit eventuellem Risiko zu erstellen. Diese Daten waren notwendig, falls sie die Entscheidung treffen mussten, bei allen Risikopatienten den Schrittmacher auszutauschen. Und Joe konzentrierte sich auf zwei der drei Männer, die noch immer seine Hauptverdächtigen waren und deren Krankheit ihm nun einen Vorwand lieferte, sie zu Hause zu besuchen. Eigentlich sollte Lipman Joe heute Morgen begleiten, wenn er Hagen und Schwartz aufsuchte. Leider lag auch sie seit der vergangenen Nacht mit einer Grippe im Bett. Joe wollte, dass Valdez und Cohen in der Fabrik blieben, falls man endlich eine Spur finden würde. Es war die reinste Hölle, und er und die anderen waren schon bereit, sich mit den kleinsten Fortschritten zu begnügen. Er war also allein, als er gegenüber vom Michigansee aus dem Wagen stieg, der heute wie ein großer, mit Reif überzogener Ozean glitzerte, und die geschwungenen, rötlichen Steinstufen zum Eingang des Hauses The Carlyle hinaufstieg.
    Dieses Haus, das in der wohl vornehmsten Wohnstraße Chicagos stand, gehörte zu den prachtvollsten Gebäuden. Ein hübsch konstruiertes, sandfarbenes Steinhaus mit ungefähr vierzig Stockwerken, das Mitte der Sechziger erbaut worden war und auf das nur ein unauffälliges Schild hinwies, das zu klein war, um von der Straße aus gesehen zu werden. Der Eingang war verschlossen. Joe wartete einen Moment, ehe er auf die Klingel drückte, drehte sich noch einmal um und schaute auf den See, der zum Teil zugefroren war. Zum Eisfischen war die Eisdecke jedoch nicht dick genug. In manchen Jahren, wenn er hart genug gefroren war, trugen die Angler Stühle auf den See, schlugen Löcher ins Eis, setzten sich hin und angelten durch die Löcher. Heute Morgen sah Joe keine Stühle.
    Als Hagen oben im dreiunddreißigsten Stock seine Tür öffnete, drang Musik aus der Wohnung, eine Oper, wahrscheinlich wieder Wagner, und Joe erinnerte sich daran, was Cynthia Alesso ihm erzählt hatte.
    »Guten Morgen, Lieutenant.« Er trug einen schwarzen, seidenen Hausmantel und dazu einen passenden Pyjama, weinrote Hausschuhe, und um seinen Hals hatte er einen weißen Seidenschal gewickelt. Seine Stimme war heiser, und obwohl er sich die Mühe gemacht hatte, sich zu rasieren, fand Joe, dass er verdammt schlecht aussah. Zweifellos war er dem gleichen Grippevirus zum Opfer gefallen wie nun auch Linda Lipman.
    »Wie geht es Ihnen, Sir?«
    »Ziemlich mies. Kommen Sie herein, wenn Sie es wagen.«
    Als Hagen die Tür geschlossen hatte, bemerkte Joe den Wohlstand, der ihn umgab. Er sah Bronzestatuen und Gemälde, erkannte einen Dali und vermutete, dass es sich um ein Original handelte. Es war nicht so, dass sie es nicht irgendwie gewusst hätten, aber Mr. Leary hatte in einer Hinsicht Recht. Wenn es mit Hagen-Schrittmacher den Bach hinunterging, würde dieser Mann wenigstens finanziell nicht übermäßig leiden.
    »Es war liebenswürdig von Ihnen, mich zu Hause zu empfangen«, sagte Joe. »Ich hoffe, es ist nicht zu anstrengend für Sie.«
    »Kein Problem. Im Grunde ist es für mich eine willkommene Abwechslung.« Hagen führte ihn durch die wunderschöne, marmorne Eingangshalle in ein riesiges, helles Wohnzimmer, in dem eisblaue Möbel standen, cremefarbene Teppiche

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