Und dann der Tod
Aufrichtigkeit.« Er hielt inne. »Aber ich habe dir immer die Wahrheit gesagt, wenn ich konnte.«
»Wenn es dir genehm war, mir die Wahrheit zu sagen.«
»Seit ich dich kennengelernt habe, ist nichts aus Annehmlichkeit geschehen. Ich weiß, daß es für dich keinen Unterschied bedeutet, aber ich verspreche dir, von nun ab werde ich dir nur noch die Wahrheit sagen.«
»Zu spät.«
»Es ist nicht zu spät. Nicht wenn –« Er atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt.
Vergiß, was ich gesagt habe.«
Sie würde versuchen, es zu vergessen. Sie hatte längst versucht, Kaldak zu vergessen. Dennoch war er an ihrer Seite, manipulierte sie, überwachte sie und kümmerte sich um ihre Bedürfnisse.
Kaldak machte es ihr sehr schwer, ihn zu vergessen.
Im Hotel gingen sie zuerst in Donovans Zimmer, damit er Bess Blut abnehmen konnte. Danach beschloß Yael, die Sicherheitsvorkehrungen im Gebäude zu überprüfen, und Kaldak begleitete Bess in ihr Zimmer.
Er entriegelte die Tür und reichte Bess den Schlüssel. »Yael bewohnt das Zimmer nebenan, und Ramseys Agenten schwirren überall herum. In dieser Etage sind nur CIA-Leute. Öffne die Tür nur, wenn du weißt, wer draußen ist.«
»Das weiß ich selbst. Das habe ich alles schon durchgemacht.
Darin bin ich mittlerweile Expertin.«
»Der Aufenthalt hier dürfte nicht ganz so gefährlich sein.
Niemand kommt ohne beglaubigte Papiere in die Stadt, und mit De Salmo brauchst du dich nicht länger zu beschäftigen.« Er grinste schief. »Und wer in Collinsville würde die neue Mutter Teresa töten wollen?«
»Der Witz ist ziemlich alt. Wir sehen uns morgen früh, Kaldak.«
»Nein, tun wir nicht.«
Sie hob eine Augenbraue.
»Ich werde nicht vor morgen abend zurück sein.« Er zögerte.
»Vielleicht dauert es noch länger.«
Sie runzelte die Stirn. »Wieso?«
»Ich fliege nach Kansas. Cody Jeffers hat heute abend seine Mutter angerufen. Sie hat aufgelegt, aber ich denke, er ruft noch mal an.«
»Warum?«
»Er hat Angst, er hat die Hosen voll, und sie soll ihm aus der Patsche helfen.«
»Dann kann Ramsey den Anruf zurückverfolgen und Jeffers schnappen.«
»Ich will nicht, daß Ramsey Jeffers schnappt. Wenn Ramsey ihn festnimmt, steht anschließend alles in der Zeitung. Esteban soll davon ausgehen, daß Jeffers noch frei herumläuft.«
»Und was willst du machen, wenn du ihn hast?«
»Das werde ich spontan entscheiden. Ich habe ein paar Ideen, aber es hängt davon ab, wieviel er weiß und zu welcher Art von Zusammenarbeit ich ihn bewegen kann.« Er setzte ein vielsagendes Lächeln auf. »Ich bin gut darin, Leute zu benutzen, erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich.« Sie öffnete die Tür. »Ruf mich an. Ich will wissen, was läuft. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Estebans Spur aufzunehmen, möchte ich nicht außen vor gelassen werden.«
»Ich lasse dich nicht außen vor. Ich kann dich auch mitnehmen, wenn du willst.«
»Du weißt genau, daß ich hier nicht wegkann. Donovans Team braucht mich vielleicht.«
Er nickte. »Erinnerst du dich daran, wie ich dich gefragt habe, was du tun würdest, wenn du vor die Entscheidung gestellt würdest, Esteban zu schnappen oder Josie zu retten?«
»Das ist was völlig anderes«, erwiderte sie ohne Zögern.
»Wenn du hinter Esteban anstatt hinter Jeffers her wärst, dann würde ich mit dir kommen.« Sie wandte sich um und ging in ihr Zimmer. »Gute Nacht, Kaldak.«
Sie lehnte sich müde gegen die Tür. Kaldak war wie gewöhnlich unerbittlich auf sein Ziel konzentriert, aber ihr Leben war aus allen Fugen geraten. Sie würde Collinsville nicht verlassen, vor allem nicht, wenn ihr Bleiben irgend jemandem das Leben retten konnte. Die Hilflosigkeit, die sie in Tenajo empfunden hatte, war ihr noch zu frisch in Erinnerung. Sie würde tun, was sie hier tun konnte. Immer einen Schritt nach dem anderen.
Kapitel 19
Tag vier
Aurora, Kansas 2.47 Uhr
Der Vorgarten am Haus der Jeffers quoll über von Reportern und Fernsehkameras. Ein Lastwagen mit Satellitenantenne parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Kaldak stellte seinen Wagen zwei Blocks weiter unten ab und ging schnell auf die Eingangstür zu. Er kämpfte sich den Weg durch die Reportermeute und klingelte an der Tür.
»Seien Sie lieber vorsichtig«, warnte ihn einer der Fotografen.
»Als ich gestern nachmittag geklingelt habe, hat sie die Polizei gerufen, und die hätten mich beinahe über den Haufen gerannt.«
Das
Weitere Kostenlose Bücher