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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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glaubten? Was wäre, wenn der Präsident so unter Druck gesetzt wurde, daß er die Zahlung verweigerte? Diese verdammten Juden kamen ihm immer wieder in die Quere.
    Sie sagte es schon wieder.
    Die Wut kroch in ihm hoch. »Du lügst. Halt’s Maul, du Miststück. Hör endlich auf, Blödsinn zu erzählen.«
    Er hatte den Leibhaftigen losgelassen und ihnen gezeigt, daß es keine Rettung gab. Dennoch glaubten sie, diese Hure könnte sie retten. Wenn er das Spiel gewinnen wollte, mußte er ihre Angst schüren und ihren Widerstand brechen.
    Er mußte ihnen jede Hoffnung nehmen.
    Donovans Wagen wurde an einer Straßensperre der Nationalgarde zwei Meilen vom Flughafen entfernt aufgehalten, durfte aber passieren, als die Soldaten den Aufkleber des CDC
    an der Windschutzscheibe bemerkten.
    Bess hatte sich in den Ländern der Dritten Welt an den Anblick von Soldaten und Gewehren gewöhnt, aber in dieser amerikanischen Kleinstadt kamen sie ihr wie eine obszöne Absonderlichkeit vor. Esteban hatte diese Obszönität den Menschen hier aufgezwungen.
    »Schließen Sie die Wagentüren ab«, sagte Donovan über die Schulter. »Das Krankenhaus liegt im Unruheviertel.«
    »Kann denn die Nationalgarde nichts gegen den Aufruhr unternehmen?« fragte Bess.
    »Zur Zeit sind sie damit beschäftigt, die Stadt unter Quarantäne zu halten, und der Gouverneur will keine Gewalt anwenden. Diese Leute sind ohnehin schon Opfer. Er hat alle aufgefordert, bis morgen nicht auf die Straße zu gehen, weil dann erst mehr Truppen eintreffen.«
    Einige Blocks weiter erreichten sie das Unruhegebiet. Läden mit eingeschlagenen Fensterscheiben. Plünderer schleppten Fernsehgeräte und Stereoanlagen weg. Überall brannten kleine Feuer.
    »Und du meinst, in dieser Umgebung soll ich meine Hilfsbereitschaft demonstrieren, Kaldak?«
    »Ich kann diesen Teil des Plans ja noch mal überdenken«, erwiderte Kaldak.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, du hast recht. Das ist die perfekte Art, mich in Szene zu setzen.« Schweigend starrte sie aus dem Fenster. Plötzlich rief sie Donovan zu: »Halten Sie an.«
    »Wie bitte?«
    »Halten Sie an, verdammt noch mal.« Sie entriegelte die Tür und sprang hinaus. Der Polizeiwagen vor ihnen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen.
    Die alte Frau, die durch die zerbrochene Scheibe des Juwelierladens langte.
    Scharf stellen.
    Abdrücken.
    Der heruntergekommene kleine Junge, der einen Cockerspaniel-Welpen aus einer Zoohandlung wegtrug, während die Alarmanlage schrillte.
    Scharf stellen.
    Abdrücken.
    »Steig wieder ein.« Kaldak stand neben ihr. »Donovan bekommt noch einen Herzschlag deinetwegen.«
    »Gleich.« Etwas in der Gasse auf der anderen Straßenseite hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Zwei schmale Gestalten hoben sich gegen gelb-rot züngelnde Flammen ab. Sie konnte weder ihr Geschlecht noch ihr Alter bestimmen, aber sie standen vor einem verrosteten Ölfaß wie vor einem Altar. »Was machen die da?« murmelte sie. Sie ging ein bißchen näher.
    Scharf stellen.
    Ab – Gott, sie verbrannten Geld.
    Aber wenn es soweit ist, daß sie Geld zerreißen oder verbrennen, dann wissen wir, daß wir wirklich in Schwierigkeiten sind.
    Es schien schon lange zurückzuliegen, daß Kaldak diesen Satz gesagt hatte. Damals war es unmöglich gewesen, es sich vorzustellen.
    Aber es geschah tatsächlich. All das geschah tatsächlich.
    Also mußte sie es fotografieren. Die Geschichte erzählen.
    Scharf stellen.
    Abdrücken.
    Sie senkte die Kamera. »Das reicht.« Sie ging zum Wagen zurück. »Glaubst du, das war Falschgeld?«
    »Offensichtlich gehen sie davon aus, aber ich hoffe es nicht.
    Sie haben es mit bloßen Händen angefaßt.« Er hielt ihr die Wagentür auf. »Und du gehst jetzt nicht zurück und versuchst, sie zu retten. Sie würden dich wahrscheinlich auch in das Ölfaß stoßen.«
    »Irgend jemand muß sie warnen.«
    »Polizeiautos mit Lautsprechern sind herumgefahren«, sagte Donovan. »Wir sollten von hier verschwinden. Wir erregen zuviel Aufsehen.«
    Sie merkte, daß er nervös war. Wahrscheinlich würde sie ebenso reagieren, wenn das, was sich vor ihren Augen abspielte, sie nicht so in seinen Bann ziehen würde. Sie nickte, und Donovan ließ erleichtert aufseufzend den Motor an.
    Kaldak verriegelte die Türen und lehnte sich zurück.
    »Du hattest mich gewarnt«, flüsterte sie und starrte aus dem Fenster. »Ich habe es dir einfach nicht glauben wollen.«
    »Ich kann es dir nicht verübeln. Damals war ich nicht gerade ein Quell der

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