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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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lächelte verbittert.
    »Selbst unsere Leute vertuschen, wenn es ihnen paßt. Es hat mich verrückt gemacht. Gott, wie ich Lügen hasse.«
    »Zu Recht.« Er zögerte. »Tut mir leid, daß ich so grob zu Ihnen war. Glauben Sie, Sie können jetzt schlafen?«
    Schlafen? Sie konnte kaum noch die Augen offenhalten.
    »Ja.«
    »Gut, dann kann ich es vielleicht auch. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Er machte das Licht aus und verschwand. Brüsk, abrupt und kühl, als hätte es diesen Moment der Vertrautheit nie gegeben.
    Vertrautheit? Er war ein Fremder.
    Aber er war kein Fremder. Schon jetzt war er ihr vertrauter als viele Leute, die sie seit Jahren kannte. Mittlerweile kannte sie seine Art, kurz und bündig zu sprechen, und die als Gefühllosigkeit getarnte Konzentriertheit. Es war ihr gelungen, hinter seinem bedrohlichen Verhalten ein gehöriges Maß an Witz und Zärtlichkeit zu entdecken. Du liebe Güte, das war ja, als wollte sie sich mit Jack the Ripper verbünden.
    Nein, Kaldak tötete aus Notwendigkeit, nicht aus Vergnügen.
    Er hatte ihr Gewalttätigkeit demonstriert, aber keine lustvolle Brutalität.
    Wahrscheinlich dauerte es nicht mehr lange, bis sie ihm einen Heiligenschein verpaßte. Sie lächelte. Von wegen.
    Was in Herrgotts Namen hatte ihn dazu gebracht, ihr Milch zu bringen? Er hatte ihre Frage nach den Hausmitteln seiner Mutter nicht beantwortet. Es war schon merkwürdig, sich Kaldak mit seiner Mutter vorzustellen, die ihm Haushaltsführung und Tischmanieren beibrachte. Es war merkwürdig, sich ihn überhaupt mit einer Mutter vorzustellen.
    Ich bin nicht unter einem Felsen hervorgekrochen.
    Offensichtlich war er daran gewöhnt, daß die Leute in ihm etwas anderes als ein menschliches Wesen sahen.
    Und genau das tat sie auch.
    Und doch war er jetzt ihr Gefährte, und er war ihr Retter in San Andreas und ihr Hüter auf dem Marsch durch die Berge gewesen. Auf eine Weise war sie dabei, zu ihm Kontakt aufzunehmen.
    Und, ja, seine Anwesenheit empfand sie beinahe als tröstlich.

Kapitel 9
    Es war fast halb zehn morgens, als De Salmo am Hartsfield Airport aus dem Flugzeug stieg, und kurz vor zehn, als er in einem gemieteten schwarzen Saturn den Parkplatz verließ.
    Er warf einen Blick auf den Stadtplan und fuhr auf der Schnellstraße 1-75 Richtung Norden.
    Es goß in Strömen, aber der Verkehr floß ruhig. In einer halben Stunde müßte er das CDC erreichen. Mit etwas Glück konnte er seinen Auftrag sehr schnell erledigen.
    Kaldak und Bess brauchten auf der 1-75 South fast eine Stunde bis zum Hauptgebäude des CDC. Kaldak bog auf den Parkplatz ein und stellte den Motor ab.
    »Gehen wir nicht hinein?« fragte Bess, als er keine Anstalten machte auszusteigen.
    Kaldak schüttelte den Kopf. »Ed wird uns hier treffen. Er ist ein vorsichtiger Mann.«
    »Wenn er vorsichtig wäre, dann würde er sich nicht mit Ihnen einlassen.« Sie versuchte, durch die Windschutzscheibe etwas zu erkennen. »Außerdem wird er ganz schön naß werden.«
    »Was seiner Laune eher abträglich sein dürfte.« Er nickte in Richtung eines großen, schlaksigen Mannes im Trenchcoat, der über den Parkplatz rannte. »Da ist er ja.«
    Ed Katz war Anfang Vierzig, hatte braunes Haar, eine Stirnglatze und ein schmales sommersprossiges Gesicht. Er öffnete die hintere Tür, duckte sich in den Wagen und schlug die Tür zu. »Das ist ein schlechtes Zeichen.«
    »Der Regen?« fragte Kaldak.
    Katz nickte düster. »Ein schlechtes Zeichen.« Er erstarrte, als er Bess bemerkte. »Wer ist das?«
    »Eine Freundin.«
    »Na, wunderbar. Warum lädst du nicht gleich den Rest der Welt auch noch ein?«
    »Sie hält dicht.«
    »Bis man sie auffordert, gegen mich auszusagen.«
    »Niemand wird gegen dich aussagen.«
    »Ach ja? Wenn das hier auffliegt, sind wir alle geliefert.«
    Er drückte Kaldak den Aktenkoffer, den er bei sich hatte, in die Hand. »Nimm das hier und laß mich wieder abhauen.«
    »Danke, Ed.«
    »Und komm mir jetzt mit nichts anderem mehr. Du weißt genau, daß du das besser als ich gemacht hättest. Das war ein Sauzeug.«
    »Hast du das Ergebnis doppelt überprüft?«
    »Ich bin fast sicher, daß es positiv ist, aber die Probe war schon zu alt. Wir brauchen einiges mehr davon, um sicherzugehen.«
    »Verstehe. Ich kümmere mich darum.«
    »Beeil dich. Und bis dahin will ich von dir nichts hören.«
    Kaldak nickte. »Ich werde dich nicht unnötig belästigen.«
    »Dann sieh gefälligst zu, daß es nicht nötig ist.« Er stieg aus dem Wagen. »Wir

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