Und dann der Tod
sind quitt, Kaldak.« Er zögerte, Regen tropfte von seinem Gesicht, während er Kaldak anstarrte.
»Es ist wirklich ein Sauzeug. Wird es dir gelingen, irgend etwas dagegen zu unternehmen?«
»Wenn meine Freunde mich nicht im Stich lassen.«
»Ich bin nicht dein Freund. Hast du das kapiert, Kaldak? Ich bin nicht dein Freund. Komm mir ja nicht wieder damit, es sei denn, du weißt, wie du die ganze Sache verhindern kannst.«
»Nur wenn’s nötig ist.« Als Kaldak rückwärts aus der Parkbucht setzte, mußte er eine Vollbremsung machen, um nicht einen schwarzen Saturn zu rammen, der auf den Parkplatz gerast kam. »Ich rufe dich an.«
»Bloß nicht.«
Der schwarze Saturn war vorbeigefahren und suchte eine Parkbucht in der nächsten Reihe. Kaldak setzte zurück und bog in die Ausfahrt.
Bess warf einen Blick zurück und sah Katz im Regen stehen.
Er schaute ihnen immer noch nach. »Er hat Angst.«
»Wir alle haben Angst, oder?«
Aber sie hatte mit Erschütterung festgestellt, wie erschrocken selbst ein Fachmann über die Testergebnisse war. Plötzlich fiel ihr etwas ein, das Katz gesagt hatte. »Er meinte, Sie könnten die Tests selber machen. Stimmt das?«
»Mit der richtigen Ausrüstung.«
»Demnach sind sie ebenso Arzt wie Katz?«
»Niemand ist wie Katz.«
»Keine Ausflüchte. Ist es so?«
»Ja. Vor langer Zeit. Ed und ich haben zusammen studiert.«
»Und warum –«
»… ich es aufgegeben habe und statt dessen Menschen töte?«
vollendete Kaldak den Satz. »Ein Mann braucht Zeit, seine wahre Berufung herauszufinden. Katz führt ein ziemlich langweiliges Leben.«
Es war offensichtlich, daß Kaldak nicht die Absicht hatte, ihr noch mehr zu erzählen. Doch Katz’ Bemerkung warf ein ganz neues Licht auf Kaldak.
Tat es das wirklich? Er war ihr vom ersten Moment an, als sie ihm begegnet war, ein Rätsel gewesen.
»Denken Sie nicht darüber nach.« Kaldak warf ihr einen raschen Blick zu, während er die Autobahn ansteuerte. »Ich hatte nicht vor, Sie mit meinen unzähligen Qualifikationen zu beeindrucken. Behandeln Sie mich einfach als ganz gewöhnlichen Killer. Ich nehme an, das gefällt Ihnen besser.«
Mistkerl.
Sie wechselte das Thema. »Wird er uns helfen, wenn wir ihn brauchen?«
»Er wird uns helfen.«
»Er hat den ganzen Tag mit gefährlichen Bakterien zu tun.
Warum erschreckt ihn das Anthrax dermaßen?«
»Weil es in Geld verpackt daherkommt. Er begreift das Ausmaß. Geld lebt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Geld ist bloß Papier.«
»Wirklich? Nehmen Sie einen Zwanzig-Dollar-Schein aus Ihrer Geldbörse.«
»Was?«
»Machen Sie schon.«
»Das ist doch Blödsinn.« Sie öffnete ihre Handtasche, nahm ihr Portemonnaie und zog einen Zwanzig-Dollar-Schein heraus.
»Das ist nur Papier.«
»Zerreißen Sie es.«
Instinktiv umklammerte ihre Hand den Geldschein. »Das ist lächerlich. Vielleicht brauchen wir es.«
»Sehen Sie? Es ist nicht nur Papier, es lebt. Mit diesem Zwanzig-Dollar-Schein können Sie Ihre Kinder auf die Schule schicken, Ihre Wohnung bezahlen, Ihren Job hinschmeißen, der Sie nervt, einen Schuß Heroin kaufen, mit dem Sie Ihren Körper von Schmerzen erlösen. Wer wird den Schein zurückweisen, selbst auf die Gefahr hin, daß er verseucht ist?
Die meisten Leute glauben doch, daß die schlimmen Sachen immer nur den anderen passieren.«
»Ich kann ihn immer noch zerreißen.«
»Dann machen Sie’s doch.«
Sie zerriß den Schein in zwei Hälften.
»Gratuliere.« Dann lächelte er. »Und was machen Sie jetzt damit?«
»Ich stecke die Teile wieder in mein Portemonnaie.«
»Um sie später wieder zusammenzukleben?«
Ihre Augen weiteten sich, als ihr bewußt wurde, daß sie genau das vorhatte. »Ich müßte ja bescheuert sein, das Geld nur wegen eines lächerlichen Experiments zu vernichten.«
»Richtig.« Er bog auf die Autobahn ein. »Man sagt, Selbsterhaltung sei das erste Gebot. Meinen Sie nicht auch, daß dieser Zwanzig-Dollar-Schein sich gerade selbst erhalten hat?«
Geld lebt. Die Vorstellung war lachhaft. Nein, sie war erschreckend. Weil Bess jetzt begriff, was der Satz bedeutete.
Geld war nicht nur ein Zahlungsmittel, es war verwoben mit dem Leben und den Träumen der Menschen. Esteban hätte sich kein unwiderstehlicheres Lockmittel für die Verbreitung der Bakterien aussuchen können. »Teuflisch.«
»Stimmt.«
»Aber wenn die Menschen es wüßten, würden Sie es bestimmt zurückweisen.«
»Vielleicht. Aber wenn es erst mal soweit ist, daß sie Geld
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