Und dann der Tod
zwei Tassen.« Kaldak wies auf den Tisch.
»Ich möchte keinen Kaffee.« Sie ging zur Tür. »Ich werde in der Dunkelkammer den Film entwickeln, den ich heute nachmittag verschossen habe.« Sie hob die Augenbrauen.
»Wenn Sie nicht vorher im Abfluß nach einer Mamba sehen wollen.«
»Das machen Sie mal selber«, erwiderte Kaldak ruhig, »und wenn Sie eine finden, rufen Sie nach Yael.«
Das rote Licht in der Dunkelkammer ließ die Gesichter auf den Abzügen merkwürdig und finster erscheinen.
Es gab Fotos von Clowns und Musikanten und Touristen. Sie hatte schon Hunderte Male ähnliche Fotos im Französischen Viertel gemacht, und sie hatten sie nie beunruhigt.
Aber diesmal konnte eins dieser Gesichter ihrem Mörder gehören.
Eins dieser Gesichter hatte sie vielleicht bei der Beerdigung ihrer Schwester beobachtet.
Plötzlich brannten Tränen in ihren Augen.
Mist. Sie hatte sich wohl gefühlt, fast schon wieder normal, und dann war plötzlich die Erinnerung an Emily aus dem Nichts gekommen und hatte sie überfallen. Würde das immer so bleiben?
»Was war der Grund für die Eile?« fragte Kaldak, als sie nach zwanzig Minuten aus der Dunkelkammer kam. »Was dachten Sie, was auf dem Film ist?«
»Wahrscheinlich nichts. Ich mag nichtentwickelte Filme nicht.
Ich habe immer Angst, es könnte ihnen etwas zustoßen.«
»Wie in Danzar?«
Sie nickte und ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen.
»Wo ist Yael?«
»Er will versuchen, sich in der Nähe eine Wohnung zu mieten.«
»Das ist eher unwahrscheinlich, weil der Mardi Gras vor der Tür steht.«
»Yael kann sehr überzeugend sein.«
»Genau wie Sie.«
Er schüttelte den Kopf. »Wir beide ähneln uns kein bißchen.
Er hat ein viel gelasseneres und freundlicheres Wesen.«
»Gelassener?«
»Vor zwölf Jahren nahm seine Frau in Tel Aviv den falschen Bus. Sie wollte ihre Mutter besuchen. Der Bus flog unterwegs in die Luft. Palästinensische Terroristen.«
»Schrecklich.«
»Auch nur eine unschuldige Unbeteiligte. Aber die Welt scheint es heutzutage auf unschuldige Zuschauer abgesehen zu haben. Die sind leichter zu töten.« Er hob die Schultern.
»Yael ist darüber weggekommen. Vor sechs Jahren hat er wieder geheiratet. Er hat jetzt einen Sohn.«
»Ich mag Yael.«
»Ich auch.« Er blickte ihr in die Augen. »Aber das hat mich nicht davon abgehalten, ihn zwischen Sie und Esteban zu stellen.«
Seine plötzliche Eindringlichkeit machte sie verlegen.
»Wegen der Blutproben.«
»Natürlich.« Er wandte sich ab. »Wegen des Bluts.«
Ihr wurde noch unbehaglicher zumute. »Ich gehe schlafen. Der Tag war lang. Aber vorher möchte ich noch Dr. Kenwood anrufen. Kann ich Ihr Handy benutzen?«
Er reichte es ihr. »Sagen Sie mir, wenn es ein Problem mit Josie gibt, ja?«
Sie nickte und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Sie hoffte, daß es Josie gutging. Alles andere lief schlecht. Lieber Gott, laß bitte wenigstens dieses eine gutgehen. An der Tür blieb sie stehen. »Müssen Sie mir heute abend noch Blut abnehmen?«
»Nein. Vielleicht morgen.«
»Okay. Sollten Sie Ihre Meinung ändern, dann lassen –«
»Ich habe doch gesagt, daß ich es nicht muß, verdammt noch mal.«
Sie hob abwehrend die Hände. »Ist ja schon gut.« Sie schloß die Tür hinter sich und ließ ihn stehen. Ein nervöser Kaldak, der sie anblaffte, hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie kramte in ihrer Handtasche nach der Nummer von Dr. Kennwood und wählte sie schnell.
Zehn Minuten später gab sie Kaldak das Handy zurück.
»Ich konnte Dr. Kenwood nicht erreichen, aber ich habe mit der Oberschwester gesprochen. Josie geht es gut.«
»Schön. Und wo sind die Fotos, die Sie entwickelt haben?«
»Noch in der Dunkelkammer. Warum?«
»Ich würde sie mir gerne ansehen. Vielleicht erkenne ich jemanden.«
»Wäre das möglich?«
»Wir Killer gehören zu einer kleinen, erlesenen Gruppe. Es besteht die Möglichkeit.«
»Seien Sie nicht töricht. Sie sind nicht … wie die.«
»Da irren Sie sich. Fragen Sie Ramsey. Er hat mich acht lange Monate ausgebildet, um aus mir einen sehr guten Killer zu machen.« Er trat an die Tür zur Dunkelkammer. »Gehen Sie schlafen. Ich werde nichts durcheinanderbringen.«
»Warum hat er Sie ausgebildet?«
»Weil ich ihn darum gebeten habe.«
»Warum?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Ja, es spielt eine Rolle.« Ihr war nicht klar, warum, aber es spielte eine große Rolle für sie. »Er erwähnte –« Sie versuchte, sich zu erinnern. »Nakoa. Was
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