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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Panamera amüsiert und noch ’ne Runde geflippert.»
    «Aha. Trotzdem schön, dass auf dich Verlass ist. Ich hab bei mir in der Wohnung Frühstück für uns gemacht. Ich bin doch jetzt schon im Mutterschaftsurlaub. Dusch dich mal schnell und komm runter. Es gibt sogar dänischen Gurkensalat. Den magst du doch so gerne.»
    Zwanzig Minuten später saß ich unten am opulent gedeckten Frühstückstisch und verdrückte zwei Brötchen mit einem ökologisch-dynamischen Leberwurstersatz, auf den ich zirka drei Tonnen Gurkensalat schaufelte, um den seltsamen Geschmack zu übertünchen. Ich kaute, Ute quasselte. Über ihre Geburtsvorbereitungen, den Hechelkurs, Schwangerschaftsyoga, Erstausrüstung, Blümchentapete, Blümchenbordüre, Wickelkommode und so weiter und so fort! Alle dreieinhalb Minuten grunzte ich zustimmend, um Interesse zu heucheln. Was sollte ich auch dazu sagen? Ich war ja noch nie schwanger gewesen. Sie plapperte munter weiter: «… und dann brauch ich ja auch noch einen Kinderwagen. Am besten aus dem Secondhandladen in Kettwig, oder ich schau mal bei eBay!»
    Fast hätte ich mich verschluckt. Einen Wagen bei eBay oder secondhand kaufen? Ich glaub, es hackt.
    «Hömma, mach, was du willst, aber eins sag ich dir ganz klar: Wer am Wagen spart, der frisst auch Raps. So ein Kinderwagen, das ist doch kein schnöder Gebrauchsgegenstand! Das ist eine Lebenseinstellung. Da werden die Weichen gestellt für die motorisierte Zukunft! Du kannst doch ein unschuldiges kleines Wesen nicht in so ’nem versifften Milbenkreuzer durch die Gegend schaukeln. Wer weiß denn, durch welche kontaminierte Essener Favela das Teil schon geschubst wurde? Willst du, dass dein Kind ernsthaft krank wird? Gerade in Essen! Pseudo-Krupp, die Krätze – wer weiß, welche Wanzen sich da noch verzweifelt ins Polster krallen? Nee, Ute, ich hab ja wirklich für alles Verständnis … man kann echt an allem sparen, aber nicht am Wagen!»
    «Ja sicher, klar! Du hast gut labern. Weißt du eigentlich, was ein neuer Kinderwagen kostet? Da kann ich ja gleich einen Kredit aufnehmen.»
    «Ich bitte dich, nun lass doch mal die Kirche im Dorf. Was mag so ein Teil kosten? Doch nicht mehr als 150 Euro! Und da ist die Klimaanlage schon serienmäßig mit drin. Und wenn er dann eben in Gottes Namen 180 kostet, leg ich halt den Rest dazu. Dann hast du wenigstens was Gutes.»
    Seltsam amüsiert schaute sie mich an: «Wenn du meinst. Wann hast du denn mal Zeit, du Experte?»
    «Liebste Frau Nachbarin, ich hab noch neun Tage Urlaub. Heute Nachmittag um drei geht’s nach Düsseldorf, so was kauft der Profi auf der Königsallee!»
    Zurück in meiner Wohnung, googelte ich erst mal «Düsseldorf – exklusiv – 150 Euro». Achttausend Treffer! Ich notierte mir die vielversprechendsten Namen der einschlägigen Clubs, als mir plötzlich wieder einfiel, dass es ja um Ute und das Baby ging. Also tippte ich stattdessen «150 Euro, Kinderwagen kaufen». Fünf Treffer, einer davon sogar in der Innenstadt, Breite Straße, parallel zur Königsallee! Das klang schon mal gut. Es kam noch besser. Der Laden hieß «Mother’s Finest». Grandios: wie die legendäre Funkrock-Band! Die hatte mir doch damals im «Rockpalast» so gut gefallen. Vor allem die schwarze Sängerin, eine rastabezopfte Göttin im schwarzen Catsuit. Wenn das mal kein Zeichen war.

    Pünktlich um drei hatte ich das Muttertier in dem «Recaro»-Sportschalensitz meines Porsche versenkt und mit einer improvisierten Gurtverlängerung gesichert. ’ne Kiste Bier zum Gewichtsausgleich hinter den Fahrersitz, und die gleichmäßige Traktion auf den Hinterreifen war wiederhergestellt. Wenig später war mir aber schon klar, dass es heute sowieso keine Bestzeit geben würde.
    «Hier ist 70, Atze! Siehst du den da vorne nicht? Der bremst doch! Die Ampel war rot! Fahr doch nicht so ruckelig! Mein Gott, ist dieses Auto laut. Was ist das denn für eine komische Musik? Muss die so laut sein? Jetzt hättest du den Opa beinahe umgefahren. Halt an, ich steig aus!» Quietschend stieg ich in die Eisen und versuchte über ihren Monsterbauch zum Griff der Beifahrertür zu langen.
    «Pass mal auf, Prinzessin Lilifee. Geh mir nicht auf den Keks. Ich fahre – und du bewunderst mich lautlos. Okay?» Demonstrativ schaute sie aus ihrem Fenster und schwieg. Na bitte, geht doch. Man muss als Mann auch mal ’ne klare Ansage machen. Wo kommen wir denn da hin? Dem Papst erklärt doch auch keiner, was katholisch ist. Ohne weitere

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