Und dann kam Ute (German Edition)
Dubai Panamera 4S› – Aluräder, Karbongestell, Überrollbügel aus Karbon, Keramikbremse, Freilaufschaltung, Solar-Sitzheizung im Schiebebetrieb, GPS-Notruf, Obermaterial mit Fibermembranen aus NASA-geprüften Methyldiclobromidfasern. Innen ist der Fußsack natürlich aus feinster Vikunja-Wolle. Mehr geht nun wirklich nicht! Ach so: Der Haltebügel der Babyliegewanne ist natürlich von Porsche designt.»
«Na bitte. Jetzt reden wir Deutsch. Den nehmen wir! Was kostet die Beule?»
«6800 Euro. Der Einkaufsbeutel hat am Griff eine kleine Farbirritation, deshalb ist der billiger.»
Ute flüsterte mir hektisch ins Ohr: «Bitte hör jetzt auf. Ich will dieses Hightech-Dingen nicht. Lass es gut sein, ja? Bitte!»
Ich raunte zurück: «Das verstehst du nicht. Halt dich da raus. Sie oder ich, nur darum geht’s!»
Peinlich berührt verzog sich Ute in den hinteren Teil des Geschäftes.
Triumphierend drehte ich mich zu meiner Gegnerin um: «Entschuldigen Sie, gnädige Frau – aber Lackfehler ist nicht. Holen Sie bitte einen Neuen aus dem Lager!»
«Sehr gerne, das macht dann 7200 Euro.»
Ich griff in meine Hose und fing an, die Scheine abzuzählen. Meine Urlaubskasse aus der Schweiz war noch fast unangetastet – streng genommen hatte ich in St. Moritz ja noch nicht einmal übernachtet. Meine Gegnerin versuchte die Fassung zu bewahren, aber ihre Augen flackerten nervös. Während ich noch genüsslich und extra umständlich die Zehner abzählte, rollerte Ute strahlend mit einem kleinen, etwas ramponierten 50er-Jahre-Kinderwagen um die Ecke.
«Guck mal», rief sie begeistert, «genau so einen wollte ich schon immer haben!»
Tante Prusseliese wurde direkt wieder giftig: «Tut mir leid. Der ist nur Deko und nicht verkäuflich.»
Abrupt hörte ich auf zu zählen. Ich sah die tiefe Enttäuschung in Utes Augen.
«Ach so, der ist also nicht verkäuflich. Dann machen Sie uns doch noch mal einen schönen starken Kaffee, einen frischen Saft und ein paar Schnittchen. Ich glaube, wir möchten nämlich jetzt doch noch mal alle Modelle sehen. So ein Mobile für übers Bett fehlt ja auch noch. Das wird heute ’ne lange Nacht … aber morgen ist ja auch noch ein Tag!»
Entgeistert ließ die alte Hippe endgültig die Maske fallen: «Hören Sie zu», raunte sie. «Wenn Sie versprechen, nicht mehr wiederzukommen, und uns auch nicht weiterempfehlen, würde ich Ihnen den Dekowagen in Gottes Namen für 150 Euro ohne Rechnung überlassen!»
Sieg! 150 Euro wechselten den Besitzer, und eine überglückliche Ute schob ihren fast neuen Kinderwagen nach draußen. Der Taxifahrer verstaute ihn im Kofferraum, und ich sagte gutgelaunt zu Ute, die schon auf der Rückbank saß: «Siehste, was habe ich dir gesagt – einen guten Kinderwagen kriegt man in Düsseldorf! Exklusiv, für 150 Euro.»
«Tja, Atze, und wer zahlt das Taxi?», entgegnete sie.
«Ich natürlich, werte Frau Peymann. Hab ich doch gesagt: alles, was über 150 geht. Außerdem kannst du ja nix dafür, dass das schmucke Teil nicht in den Porsche passt.»
Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln: «Du bist aber auch ein Typ! Was würde ich bloß ohne dich machen?»
Ich zwinkerte ihr zu: «Keine Ahnung, wahrscheinlich was Gebrauchtes bei eBay kaufen!»
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7.
Gran Canaria
R uck, zuck war Mitte Februar, und ich hatte tatsächlich immer noch keinen richtigen Urlaub gehabt. Der erste Tour-Block im neuen Jahr war um, und jetzt schlug die Februardepression erbarmungslos zu.
Februar. Der Februar ist ein Scheißmonat, der die Menschen mit Krankheit und Kälte quält … meistens schmuddelig und trüb, aber vor allen Dingen grau. Zu allem Überfluss stand auch noch das Karnevalswochenende bevor – höchste Zeit, sich zu verdrücken. Das ging mir durch den Kopf, als ich mich auf den Höhepunkt des Tages vorbereitete.
Akkurat lag die pommersche Leberwurstschnitte neben dem hauchdünn geschnittenen dänischen Gurkensalat. Leise zischend perlte das Pils in der Brandung. Noch vier Minuten, dann würde mich Frauke Ludowig, der fleischgewordene Boulevard, zu meiner Lieblingssendung «Exclusiv» begrüßen. Herrlich. Mein RTL.
Ich hatte gerade wohlig stöhnend die exakt richtige Mischung aus Leberwurstbrot, Gurkensalat und Pils auf der Zunge ausbalanciert, als mich das Telefon aus diesem kulinarischen Traumzustand klingelte. Ich wäre niemals rangegangen, wenn ich nicht Helgas Nummer gesehen hätte. Helga Wachowiak, meine heißgeliebte Exnachbarin,
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