Und dann kam Ute (German Edition)
Kommentare parkte ich direkt vor dem Luxus-Babyshop. Madame hatte sich inzwischen so weit entspannt, dass sie sich nicht mal mehr über mein demonstratives Falschparken mokierte.
Stattdessen wälzte sie sich aus dem Wagen, brachte ihren Bauch ins Lot und schnaufte süffisant: «So, in diesem Schickimickiladen gibt es also Kinderwagen für 150 Euro – das glaubst du doch selber nicht!»
«Wetten, dass? Du bist doch schon hysterisch in deiner Sparwut. Weißte was – ich zahl alles, was drüber ist, fertig, aus. Können wir jetzt wenigstens mal reingehen, oder ist das auch schon zu teuer? Mensch, Ute, jetzt bleib doch mal locker. Ich mach das hier schon. Alles wird gut.»
«Ich mein ja nur. Ich will dich nicht ausnutzen. Was hast du denn schließlich mit meinem Kinderwagen zu tun?»
«Nix. Aber wenn ich schon demnächst über eine Karre im Hausflur stolpere, dann soll es wenigstens eine gute sein.»
Im Laden herrschte eine Stimmung wie zur Teezeit im Buckingham Palace. Untermalt von gedämpfter Mozart-Musik, schwebte eine blondierte Fachverkäuferin auf uns zu. Perlenkette, Mitte 50, verbindliches Gutsfrauenlächeln. Arisches Blauauge, leichte Segelbräune. Der berühmte Stock im Arsch schien bei ihr durch eine tiefgefrorene Lachsforelle ausgetauscht worden zu sein, denn sie begrüßte uns unterkühlt: «Herrrzlich willkommen, wie kann ich Ihnen behilflich sein? Möchten Sie etwas trinken? Einen Espresso? Ein Wasser, einen Tee?»
Wir entschieden uns für einen frischgepressten Möhrensaft. Während Frau Gräfin blasiert von dannen zog, stieß ich Ute leicht in die Seite und stichelte: «Siehste, so was kriegst du nicht bei eBay. Das hat Stil, das hat Klasse. So kauft man ein.»
Zwei Minuten später kam Blondie mit der pürierten Biobrühe und zwei Plätzchen auf einem Silbertablett wieder: «So. Suchen die Herrschaften etwas Bestimmtes?»
Laut und deutlich hörte ich Ute sagen: «Ja, wir hätten gerne einen sehr guten Kinderwagen für 150 Euro.»
Blondie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Ihre Nasenflügel zitterten. Sichtlich angestrengt teilte sie uns mit, dass sie uns in diesem Preissegment leider nichts anbieten könne. Da müssten wir schon bei der Caritas gucken. Oder secondhand. Ute grinste hämisch und blickte mich triumphierend an. So kamen wir nicht weiter. Das konnte ich mir nicht bieten lassen. Die ganze Angelegenheit war hiermit Chefsache.
«Frau Peymann hier macht gerne mal einen Scherz. Zeigen Sie uns einfach mal Ihre Topmodelle zur Auswahl!»
Sichtlich unmotiviert sortierte Queen Mum ihren eingefrorenen Überbiss wieder ein und führte uns gelangweilt in den Showroom.
«Hier haben wir das Modell ‹Booguba Sparta 300›! Der kostet, so wie er hier steht, 1100 Euro.»
«Tolle Idee, Frau Gräfin, gibt’s den auch als Einsteigermodell?»
«Das ist das Einsteigermodell.»
«Nee, Sie haben mich nicht verstanden. Gibt es den billiger?»
«Nein, das ist ein Restposten. Das aktuelle Modell kann ich Ihnen für 1800 anbieten.»
«Aber der Wagen hat ja noch nicht mal gebürstete Alufelgen … oder äh … Karbongriffe … äh … äh … äh.»
Ute unterstützte mich gutgelaunt: «Du meinst Lammfellfußsack, Sonnenschirm und Schneeräder!»
«Ja genau, sag ich doch. Das Dingen hat ja noch nicht mal Winterreifen!»
Arrogant konterte Frau Gräfin: «Entschuldigung, wenn Ihnen der Wagen für 1100 Euro schon zu teuer ist, dann werde ich Ihnen ja wohl kaum die Vollausstattung für 2500 vorschlagen, nicht wahr!»
Allein für das «nicht wahr» hätte ich ihr eine ballern können. Ich beherrschte mich und ging souverän zum Gegenangriff über.
«Jetzt pass mal auf, Tante Prusseliese – die Karre ist mir nicht zu teuer, sondern zu armselig. Das Kind ist doch nicht von Adam Opel. Ich will jetzt auf der Stelle das Topmodell sehen!»
«Ganz wie Sie meinen.»
Tante Prusseliese verschwand siegesgewiss um die Ecke, nur um eine weitere Demütigung aus dem Lager zu ziehen.
Im Gegensatz zu mir roch Ute den Braten und zupfte flehentlich an meinem Ärmel: «Atze, komm, lass gut sein. Bitte, lass uns einfach gehen! Das bringt doch alles nichts!»
Kein Anschluss unter dieser Nummer. Ich lass mich doch von so einer polierten Sardellendose nicht ins Bockshorn jagen. Ja, was? Wollen doch mal sehen, wer hier die besseren Nerven hat! Da eierte der blonde Klapperstorch auch schon wieder um die Ecke und schob voller Stolz eine imposante Luxusschaukel vor meine Füße.
«Das ist jetzt der ‹Booguba
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