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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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lachte und schüttelte den Kopf.
    «Mach ich, ich leg dir die DVD vor die Tür.»

    Der Auftritt in Kassel war sensationell. Als ich von der Bühne kam, hatte mir Christian, der Veranstalter, ein ganz besonderes Bonbon in die Garderobe geschickt. Ich kam durch die Tür, und auf dem Sofa räkelten sich gutgelaunt und nur noch leicht beschürzt Dorothea und Juliane Wegemeier, besser bekannt als die «Calippo-Sisters».
    Ach du Scheiße! Das hatte mir gerade noch gefehlt. Vor zehn Jahren hatte ich die beiden im Backstage-Zelt bei «Rock am Ring» kennengelernt. Sie gehörten – so genau weiß ich das auch nicht mehr – vielleicht zur Entourage der «Toten Hosen». Auf der großen Heimatmelodie-Tour der «Steiermarker Alpenbuam» 2001 hatten sie ihr «Handwerk» von der Pike auf gelernt. Ihren Namen trugen sie, weil sie immer mit einer Kühltasche, randvoll mit «Calippo», reisten. Mit dieser beliebten Wassereisstange stellten sie Sachen an, die selbst einen enthemmten Orgienfanatiker wie Caligula vor größere mentale Probleme gestellt hätten. Wo die beiden auftauchten, war die Hölle los. Ich war neben Lemmy von Motörhead und Hansi Hinterseer der einzige Star, den sie noch nicht geknackt hatten. Ich stand also in Kassel in meiner Garderobe und sagte den beiden: «Mädels, zieht euch was an. Wie schnell holt man sich was weg. Übermorgen spielen hier die ‹Elf Tenöre›, da müsst ihr fit sein.»
    Ich packte meine Tasche, grüßte noch mal lässig und schwang mich in meinen 911er. Die sechs Zylinder nahmen mich mit Schwung und ordentlich Schub von hinten. Ein gutes Gefühl. Nach genau 58 Minuten bog ich in die Kurt-Schumacher-Straße in Essen ein. Keine schlechte Zeit. Ich hatte ja schließlich noch die Winterpellen drauf.
    Oben vor meiner Wohnungstür lag die «Exclusiv»-DVD, zusammen mit einer uralten AC/DC-Autogrammkarte. Darauf stand mit trunkener Schrift «To my friend Horst – yours forever, Bon» gekritzelt. Wahnsinn. Ich war zutiefst gerührt. Bon Scott, der Meister selbst, hatte hier unterschrieben! Das war zu schön, um wahr zu sein. Für so eine Karte würde sich ein echter AC/DC-Fan die Hörner amputieren lassen. Utes alter Herr musste ein echt cooler Typ gewesen sein. Mit feuchten Augen blickte ich zum Himmel und schwor mit fester Stimme: «Horst, du alter Teufelskerl. Mach dir keine Sorgen. Dein Enkel ist bei mir in besten Händen. Gleich morgen besorge ich ’ne Spieluhr mit ‹Highway to Hell›. Versprochen.»
    Ich war von meiner eigenen Idee schwer begeistert. Endlich ahnte ich, warum Horsts Ute mich so zum Schwingen brachte. Es war der Rock’n’Roll in ihr! Ich schmiss mich mit Klamotten aufs Bett, stöpselte meinen Kopfhörer in den iPod und zog mir «Highway to Hell» rein. Das ganze Album. Grandios! Mein Herzschlag pochte synchron zum harten Viervierteltakt der Musik, und ich hob langsam ab …
    … und fing an zu träumen.

    Die Glocken von Hells Bells läuteten, als wir durch die rappelvolle Kirche auf den Altar zuschritten. Und alle waren gekommen: Ozzy Osbourne, Elton John, seine Frau, die Scorpions, Rod Stewart, Ringo Starr, Werner Schulze-Erdel, Peter und James Bond, der deutsche Bob Marley alias Sascha «I feel lonely» Schmitz und natürlich die frisch miteinander vermählten David Lee und Claudia Roth. Um es kurz zu machen: Alle waren sie da. Der Pastor sprach feierlich die berühmten Worte: «Möchtest du, Ute Peymann, den hier anwesenden Atze Schröder zu deinem Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?» Sie öffnete den Mund, aber alles, was zu hören war, klang wie banales Telefonklingeln.
    Ich schrie sie immer wieder an: «Du musst ja sagen! Ja! Ja! Jaaa!» Von meinem eigenen Gebrüll wurde ich wach. Ich musste wohl auf dem Bett ein bisschen eingenickert sein.
    Ich ging an mein Handy und hörte Utes besorgte Stimme: «Was ist denn los mit dir? Ich lasse es jetzt schon seit zehn Minuten durchklingeln! Ich glaub, es geht los!»
    «Das glaub ich auch. Weiß du eigentlich, wie spät es ist?»
    «Du hast mich nicht verstanden, Atze. Es geht los! Ich bekomme ein Kind!»
    «Ja, aber deine Mutter ist doch noch gar nicht da!»
    «Deswegen ruf ich ja DICH an. Mach dich fertig, hol dein Auto!»
    «Ja wie? Soll ich jetzt nach Bremen fahren, deine Mutter abholen?»
    Ihre Stimme klang schrill. «Nein, du fährst mich jetzt ins Krankenhaus!»
    «Ach ja. Ach so. Ja, ja, ja. Ich komme. Jetzt aber schnell. Warum sagst du das denn nicht gleich? Bin sofort da!»

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