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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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war doch nur ein Spaß. Ihr fallt aber auch auf jeden Scheiß rein. Macht euch mal keine Sorgen, es ist noch alles reichlich dran, und ich versichere euch, dass mein Saft noch für das ganze Ruhrgebiet reicht!»
    Ob es der Alkohol war oder nicht, irgendwie beruhigte sich die entfesselte Bande mit einem Schlag wieder, und der gute Hajo wurde als verrückter Hund und genialer Spaßmacher abgefeiert. In den nächsten Stunden und Runden fiel immer wieder der Begriff «oscarreif», und jeder haute dem Gastgeber anerkennend auf die schmale Schulter. Nur Hajo selbst war ganz still geworden. Er sagte keinen Ton mehr.
    Eine Woche später traf ich Kati bei «Rewe» an der Kasse. Ich grinste sie breit an.
    «Na, Herzchen? Sammelst du schon wieder Treuepunkte, weil es bei euch im Bett wieder so richtig abgeht?»
    Ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    «Hä, was hast du denn?»
    «Ja, Glückwunsch, Kati! Bei Hajo und dir wird ja jetzt wohl wieder gekachelt, was die Natter hält, oder?»
    «Ja, von wegen, Atze. Ich muss jetzt verhüten!»
    «Was? Wieso das denn? Hajo ist doch sterilisiert?»
    «Eben! Deswegen, Herr Nachbar!»

[zur Inhaltsübersicht]
    9.
    Das Kind braucht einen Namen
    E s war schon später Vormittag. Ich saß noch immer im überheizten Wartezimmer von Prof. Dr. Müller, Gynäkologe und Frauenarzt an der Uniklinik Waltrop. Die Praxis war stark überfüllt, nichts ging vorwärts, und es war todlangweilig. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch mein iPhone zu Hause vergessen. Also musste ich notgedrungen auf die Literatur vor Ort zurückgreifen. Furchtbar. In dem Anthroposophentempel gab es nur Zeitschriften wie Eurythmie Heute , Atmen – Das Magazin und die antiimperialistische Wochenzeitung Impfen & Stricken mit ihrem Leitartikel «Die Liebe ist ein Kind» von Charlotte Reihermann-Böllinger.
    Es gab kein Entkommen. Ich ließ meinen Blick schweifen. Wohin ich auch blickte: Schwangere! Rote Schwangere, gestreifte Schwangere, dicke Schwangere, dünne Schwangere, aber auch Schwangere. Herrlich! Ich mag Schwangere, weil sie so schön schwanger sind. Schwangere Frauen haben eine positive Ausstrahlung. Alles an ihnen ist zauberhaft und natürlich. Während ich so dasaß, dachte ich darüber nach, dass es zwischen Mann und Frau eben nicht nur diesen kleinen körperlichen Unterschied gibt. Plötzlich wurde mir klar, dass ich nie dieses Gefühl kennenlernen würde, wie es sich anfühlt, wenn zwei Herzen im eigenen Körper schlagen. Angesichts all der schwangeren Frauen um mich herum verstand ich die faszinierende Wahrheit: Wir alle kommen aus einer Mutter! Da können wir Männer uns noch so auf den Kopf stellen, aus uns kommt nichts Vernünftiges raus. Wie sagte mein Onkel Herbert immer: «Da kannst du morgens noch so lange mit Kippe und Zeitung auf’m Lokus sitzen – kommt nix bei rum!» Darauf pflegte Tante Renate immer zu sagen: «Das ist doch Kokolores. Wir Frauen kriegen die Kinder, weil ihr Männer einfach zu blöd seid!»
    Machen wir uns nichts vor, unser Beitrag zur Entstehung neuen Lebens ist eher überschaubar. Einmal kurz die Blüte bestäubt, und schon flüstert die Evolution uns Männern ins Ohr: «Danke, das war’s, den Rest kriegen wir auch ohne euch hin. Kannst dich wieder in die Wälder verziehen!»
    Natürlich ist auch oft echte Liebe im Spiel, klar. Aber es ist vollkommen egal, ob es im Himmelbett der wahren Gefühle war oder in der Besenkammer der Wollust.
    Wie aus dem Nichts überkam mich die Erkenntnis: Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass Ute die Pforten zu ihrem Tempel für irgendeinen dahergelaufenen Dachlattenkasper öffnen würde, musste es doch aus Liebe geschehen sein. Der kleine Mensch in Utes Gebärmutter hatte einen Vater, so viel war klar. Ich erinnerte mich nur vage an den Namen, den sie mir genannt hatte. Thomas … oder nee … Thorsten! Es war wie beim weißen Hai. Irgendwo da draußen musste er sein, und man konnte nur ahnen, wann er auftauchen würde. Das schmeckte mir nicht.
    Da saß ich also in dieser Frauenarztpraxis, versuchte meine Gefühle einzuordnen und wartete darauf, dass Ute endlich aus dem Behandlungszimmer kam. Der Geburtstermin war für den 13. März errechnet, also in gut einer Woche. Viel Zeit war das nicht mehr. Gerade als ich überlegte, ob ich an diesem Tage einen Auftritt hatte, flog eine Tür auf. Mühsam schob sich meine kugelige Nachbarin Richtung Praxisausgang. Ich trottete brav hinterher. Mit tausend Fragen auf der Zunge bugsierte ich sie in

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