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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Aber eins solltest du wissen – falls du es nicht längst weißt: Der Kleine liebt dich abgöttisch, und mein Gott, sogar meine Mutter findet dich nett. Und was mich angeht, finde ich das Basismodell ebenfalls ganz passabel. Klar, man muss sich deine geschmacklichen Verirrungen wegdenken. Diese schrecklichen Stiefel, die albernen T-Shirts und dieses kindische Auto, aber sonst …»
    Endlich lächelte sie wieder. Ich war erleichtert. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    «Ich hätte es nicht besser sagen können. Bitte entschuldige mein mieses Verhalten, das hätte ich echt nicht machen dürfen. Du hast ja völlig recht. Sorry, sorry, sorry. Pass auf, ich habe alle Termine abgesagt. So, wie ich aussehe, kann ich mich sowieso nirgendwo blickenlassen. Ich flieg für ein paar Wochen nach Gran Canaria, neben Helga ist ein Apartment frei, das kann ich für vier Wochen mieten. Wenn ich wiederkomme, bin ich wie neu.»
    Wir umarmten uns zögerlich, und ich spürte, dass Ute trotz meiner Entschuldigung immer noch sehr verletzt war.
    «Jetzt mach, dass du wegkommst. Meine Mutter kommt gleich mit dem Kleinen, und die sollen dich um Himmels willen nicht so sehen.»
    Ich trottete erleichtert in meine Wohnung und machte die Flüge nach Gran Canaria klar. Ich regelte noch ein paar wichtige Angelegenheiten mit meinem Management, dann packte ich nur das Nötigste in meinen alten Alukoffer und machte mich auf den Weg zum Bahnhof. Den Flug verpennte ich komplett. Meine alte Freundin Helga holte mich gutgelaunt wie immer am Flughafen Las Palmas ab.
    Nach ein paar Tagen auf der Rentnerinsel merkte ich zum ersten Mal, wie dringend ich einen längeren Erholungsurlaub nötig hatte. Die letzten Jahre hatten ihren Tribut gefordert. Ich war Mitte vierzig, und ich musste endlich aufhören, so zu tun, als wäre ich der ewig junge Galopper, der testosterongeschwängert von einem Rennen zum nächsten hetzt. Vielleicht hatte Ute ja recht. War der Porsche nicht wirklich langsam kindisch? Hatten meine Kumpels und ich uns nicht damals immer über die graumelierten Sugardaddys in ihren dicken Autos lustig gemacht? Verächtlich von Schwanzverlängerung gesprochen? Tja, da hatte ich den Salat. Ich hatte mich und meine Erscheinung immer als klassischen Rock’n’Roll betrachtet. Jetzt war ich mir nicht mehr ganz so sicher. War ich nicht längst in der «Rocky Horror Picture Show» gelandet? Oder war das gar schon «Atze, das Musical»?
    In den nächsten Tagen verbrachte ich tagsüber viel Zeit alleine und kam innerlich zur Ruhe. Abends führte ich mit Helga herrliche Rotweingespräche, bei denen wir über Gott und die Welt philosophierten. Ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass sich alles von alleine regeln würde. Ich würde den Porsche so lange fahren, wie es mir Spaß machte, und meine Klamotten so lange tragen, wie ich mich darin wohl fühlte. Und was meine Gefühle für Ute anging – klar, die waren sehr stark. Aber ob ich bereit war, mich auf eine feste Beziehung einzulassen, das konnte ich immer noch nicht eindeutig mit ja beantworten. War das Liebe zwischen uns? Davon hatte sie in der Küche nämlich auch nicht gesprochen. Was hieß überhaupt Liebe? Wie hatte schon Walter Röhrl, die Rallyelegende und der beste Porschefahrer der Welt, gesagt: «Man kann doch ein Auto nicht wie einen Menschen behandeln. Ein Auto braucht Liebe!» Und hatte nicht Mario Adorf im Film «Rossini» gesagt: «Ich kann ein Kind lieben, ich kann einen Hund lieben, aber ich kann doch keine Frau lieben. Frauen sind doch keine Menschen.»
    Tolle Sprüche, aber ganz ehrlich: Walter Röhrl ist ein befangener Autofahrer, und bei Mario Adorf stand es so im Drehbuch. Mit der Wirklichkeit hat doch so ein Mist überhaupt nichts zu tun. Nein, nein und nochmals nein! Ich kam zu einer ganz anderen Erkenntnis.
    Am Ende des Tages wollen wir alle nur auf den Arm. Deswegen hatten die Beatles auch recht, als sie sangen: «All you need is love».
    Aber sie hatten nicht gesagt, dass man nur eine lieben kann. Ich liebte jede auf meine Art und Weise: Vanessa, die Geschickte. Jasmin, die Zarte. Romana, die Exotische. Franzi, dieses wilde Tier. Doris – keine machte bessere Kohlrouladen. Mit welcher sollte ich Schluss machen? Mit allen?
    «Niemals werde ich bereuen, was ich tat, und was aus Liebe geschah, das müsst ihr mir schon verzeihen, dafür ist sie ja da», sang schon Zarah Leander. Nach allem, was ich selber erlebt habe, stimme ich ihr uneingeschränkt zu und frage: «Kann denn Liebe

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