Und dann kusste er mich
Verborgenen sind gezählt. Ich werde dich finden!«
Ende August zeigten sich erste Erfolge meiner neuesten Maßnahme, das Foto auf dem Blog zu präsentieren, da mehrere meiner Leser behaupteten, PK in der Stadt und außerhalb gesehen zu haben. Zwei Leute berichteten un abhängig voneinander, sie hätten in Harborne – zehn Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt – einen Mann gesehen, auf den PKs Beschreibung passe. Obwohl es sich dabei auch um Mark handeln könnte, den Anzeigenhochstapler, erfüllte mich der Gedanke, mein Fremder könnte ganz in meiner Nähe sein, mit atemloser Freude.
Am letzten Samstag im August unternahmen Jack und Sophie einen Spaziergang durch Harborne, »einfach für den Fall, dass wir ihn zufällig sehen«. Jack machte sich total zum Narren, als er in der High Street einem Mann hinterherjagte, den er irrtümlich für PK hielt und dann mit einer frei erfundenen Geschichte beruhigen musste. Doch es bedeutete mir sehr viel, dass sich die beiden so für meine Sache einsetzten, vor allem, weil es auf den Endspurt zuging.
Leider erloschen diese Hoffnungsfunken genauso schnell, wie sie aufgeblitzt waren, und bis Anfang September war die Spur wieder kalt geworden. Unbeirrt be schloss ich, meine Anhänger ihrer Suche zu überlassen, da diese Dinge offensichtlich Zeit brauchten, bis sie ins Bewusstsein der Leute durchsickerten. Immerhin war das Foto von PK auch erst aufgetaucht, nachdem ich schon die Hoffnung auf ein klares Bild von ihm aufgegeben hatte. Also würde sich vielleicht auch irgendwann jemand finden, der seine Identität aufdecken konnte.
Die Hochzeit von Charlies Schwester, auf die ich mich schon seit Monaten freute, fand am zweiten Septemberwochenende statt.
Sobald wir in die prachtvolle Zufahrt einbogen, die zu Combermere Abbey führte, spürte ich, dass dies ein ganz besonderer Ort war. Ich vertraute fest auf erste Eindrücke, und dieser Ort schien durch und durch von Romantik erfüllt zu sein. Auch Charlie und Wren, die mit mir im Van saßen, verstummten ehrfürchtig, als wir über die geschwungene Zufahrt auf den Gebäudekomplex im viktorianisch-gotischen Stil mit den historischen Stallungen zufuhren, um die sich die mit Türmchen verzierten Gäste-Cottages gruppierten.
Kaum hatte Charlie den Van auf dem kopfsteingepflasterten Innenhof abgestellt, wurden wir von Ellie, der Hochzeitsplanerin, in Empfang genommen. Nach der langen Fahrt war ich froh, meine steifen Beine wieder ausstrecken zu können. Als Erstes fiel mir die klare Luft auf – so knackig frisch, dass mir beim Einatmen fast die Lungen wehtaten. Es war ein unglaublich friedlicher Ort, inmitten wogender Felder, an einem silbrig schimmernden See, der sich in der Ferne verlor. Außer dem Vogelgezwitscher herrschte eine tiefe Stille, was nach zwei Stunden Motorengebrumm und Radiogedudel eine wahre Wohltat war.
Charlie besprach mit Ellie die Einzelheiten des Bühnenaufbaus, während Wren und ich die unmittelbare Umgebung erkundeten und bei allem, was wir sahen, in hemmungslose mädchenhafte Begeisterung ausbrachen.
»Was für ein zauberhafter Ort!«, rief Wren. »Und diese Türme am Eingang – man kommt sich vor wie in einem Disneyfilm!«
»Dann warten Sie mal, bis Sie das Glashaus sehen«, bemerkte Ellie lächelnd, während sie sich uns näherte. »Am besten gehen wir gleich dorthin. Es liegt auf dem Weg zu dem Festzelt, wo Sie auftreten werden.«
Wir folgten ihr über einen breiten cremefarbenen Schotterweg zu einer Reihe verzierter Tore, die in den von einer Mauer umgebenen viktorianischen Garten führten. Es war wie der Eintritt in eine andere Welt. Überall blühten Rosen in allen Größen und Farben. Sie schmückten die hohen Backsteinmauern, ragten in üppigen, gepflegten Sträuchern auf dem Rasen empor und schmiegten sich zwischen den Lavendel in den Beeten am Rand. Geißblatt hing von den Spitzbögen und Lauben herunter, die sich elegant über den Weg wölbten, und Fliederbüsche verströmten einen betörenden Duft. Jenseits der Mauern reckten hohe alte Zedern ihre dun kelgrünen Zweige dem hellblauen Himmel entgegen, und hinter einer weiteren Reihe weißer Tore erwarteten uns Apfel-, Birn-, Pflaumen- und Aprikosenbäume, die zu einem Irrgarten vor dem zentralen Gebäude des Gartens angelegt worden waren: einem restaurierten halbmondförmigen, mit schmiedeeisernen Verstrebungen versehenen Glashaus, das nach oben hin spitz zulief.
»Abends brennen im Obstbaumlabyrinth, auf den Wegen und an den Mauern
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