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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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was Nettes für mich ausgesucht«, witzelte er, schien seine Worte jedoch sofort zu be reuen. »Entschuldige.«
    »Schon gut.« Es war natürlich nicht gut, aber ich wollte nicht, dass er sich jedes Mal entschuldigte, sobald auch nur ein Hauch von Normalität zwischen uns aufflackerte.
    Prüfend musterte er mich. »Und? Was jetzt?«
    Um seinem Blick auszuweichen, packte ich mein Sandwich aus. »Wir genießen unser Frühstück, bevor es hier zu kalt wird.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Ich weiß es nicht, okay? Ich war noch nie in so einer Situation.«
    »Ich auch nicht.«
    Ich versuchte ein Lächeln: »Klar. Entschuldige.« Ich wollte nicht den verletzten Ausdruck in seinen Augen sehen, wollte mich nicht mit den Konsequenzen meines Geständnisses befassen. Wichtig war nur, dass wir uns vertrugen – und sei es auch nur um der Band willen.
    »Wir haben etliche Gigs vor uns, also sollten wir uns vielleicht besser darauf konzentrieren.«
    »Richtig.« Er hielt inne und wählte seine Worte sorgsam, bevor er weiterredete. »Und was ist mit … uns?«
    »Ich finde, da ist alles gesagt. Eine Weile wird es sicher schwierig sein, aber ich bin bereit, genauso weiterzumachen wie vorher. Natürlich nur, wenn du das auch möchtest.«
    Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Klar.«
    Es war ein angespannter Waffenstillstand, aber es war dennoch ein Waffenstillstand. Als ich später an diesem Morgen in die Innenstadt zu Brum FM ging, tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich die Sache mit Charlie geklärt hatte, bevor unsere Freunde Wind davon beka men. Hoffentlich gelang es uns, wieder einigermaßen nor mal miteinander umzugehen, damit der Rest der Band nichts von unserem Desaster mitbekam – es war schon so unangenehm genug.
    Ted, der brummig aussehende Sicherheitsbeamte, begrüßte mich an der Tür.
    »Morgen. Hätte nicht gedacht, dass Sie heute kommen, wegen Weihnachten und so.«
    »Ich komme nur für ein paar Stunden, Ted. Und – freuen Sie sich auf Weihnachten?«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus und verdrehte die Augen. »Tja, wenn Weihnachten bedeutet, dass man drei Tage mit seiner Frau und ihren bekloppten Verwandten im Haus der Schwiegereltern eingesperrt ist, nein, dann freue ich mich nicht darauf.«
    »Sie Ärmster. Hoffentlich geht die Zeit schnell vorbei.«
    »Das hoffe ich auch, Romily.«
    Ich fuhr mit dem Lift nach unten in die Tiefen von Brum FM. Unser Team, das aus drei Leuten bestand, nannte den Produktionsraum und das Minitonstudio auch liebevoll die »Fledermaushöhle«, da die winzigste Besenkammer dagegen großzügig wirkte.
    Ich arbeitete seit fünf Jahren hier und komponierte für die Rundfunkwerbung, die das Programm des Senders aufpeppte, Werbesongs und Musik. Vermutlich würde ich für meine täglichen Kompositionen niemals irgendwelche Brits oder Ivor Novello Awards gewinnen, aber immerhin fanden meine Freunde die kleinen Liedchen sehr unterhaltsam.
    Die Luft in der Fledermaushöhle war heute noch muffiger als sonst. Schon beim Eintreten stieg mir eine lecke re Mischung aus abgestandenem indischen Essen und Schweiß in die Nase sowie der ungesunde Acrylgeruch des schallisolierenden Materials der Türen, Böden und Wände.
    Mick, der Tontechniker, blickte von seiner mit Fettflecken übersäten Ausgabe des Mirror auf. »Romily! Wie geht’s dir?«
    »Gut, danke. Was verrottet hier drin eigentlich gerade?«
    Er brach in schallendes Gelächter aus: »Das wird unser geschätzter Kollege Nev Silver sein. Hat sich wahrscheinlich gestern Abend mal wieder mit seiner Frau in die Wolle gekriegt, jedenfalls habe ich ihn heute früh in seinem Schlafsack auf dem Sofa vorgefunden.«
    Ich hängte meine Tasche an den wackligen Garderobenständer in der Ecke und schenkte mir aus der Kaffeemaschine eine Tasse Filterkaffee ein. »Nicht schon wieder! Heißt das, er wird über Weihnachten hier wohnen?«
    Mick rümpfte die Nase. »Kann gut sein. Und, wie kommt es, dass du uns heute mit deiner Anwesenheit beehrst?«
    »Ich muss den Mix für die Neujahrskampagne fertigstellen, damit sie nächste Woche gesendet werden kann. Was steht sonst noch an?«
    »Ein bisschen Kleinkram für das neue Programm, nichts wirklich Weltbewegendes. Jane Beckingham will einen neuen Song für ihre Morgenshow, wenn das für dich okay ist. Ach ja, und Amanda ist mal wieder auf dem Kriegspfad.«
    Das überraschte mich nicht, da die Sendeleiterin stän dig wegen irgendetwas aufgebracht war. Amanda Wright- Timpkins war

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