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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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Llamedos . Die winzigen Rasenflächen neben den Booten gaben wie Schnappschüsse die Persönlichkeit des je weiligen Eigners wieder und reichten von einem gut bestellten Gemüsebeet über einen aus Ziegeln erbauten Grillplatz mit einem alten Campingtisch davor bis hin zu etwas, das sich nur als »Gartenzwergschrein« beschreiben ließ. Am Ende der Reihe der bunt gestrichenen Boote lag Our Pol – ein wunderbares, knapp zwanzig Meter langes, grün und rot gestrichenes Kanalboot, dekoriert mit traditionell bemalten Emaillekannen, Schüsseln und Blumentöpfen mit Stiefmütterchen.
    Ein vergnügtes Pfeifen ertönte aus dem Inneren des Bootes. Ich klopfte dreimal an die Kabinentür. »Jemand an Bord?«
    Abrupt brach das Pfeifen ab, die Tür flog auf und Onkel Dudley erschien, die blaue Kappe verwegen schief auf dem Kopf und das Gesicht ein einziges Strahlen. »Mags, Liebling! An der Tür ist eine Radfahrerin mit rotem Gesicht, die dringend ein Tässchen Tee braucht!«
    »Ich setz schon mal den Teekessel auf!«, erklang Tante Mags’ Stimme aus dem Inneren.
    »Hi, Onkel Dud«, sagte ich lächelnd. »Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, dass ich unangemeldet vorbei komme.«
    »Natürlich nicht, Schätzchen! Wir freuen uns immer, dich zu sehen. Schmeiß dein Rad irgendwohin und komm rein.«
    Onkel Dudley war schon als kleiner Junge ein Fan von Kanalbooten gewesen. Von Dad wusste ich, dass das Lieblingsspielzeug seines jüngeren Bruders ein kleines hölzernes Kanalboot war (ein Geschenk meines Ururgroßvaters), das er auf jeden Ausflug und jede Familienfeier mitschleppte. In seiner Zeit als Ingenieur an den Fließbändern von Leyland und Rover hatte mein Onkel dann erstmals Bekanntschaft mit einem realen Objekt seiner Begierde gemacht, als sein langjähriger Arbeitskollege Eddie das rostige Wrack eines alten Kohlenschiffs kaufte und dieses nach und nach restaurierte, bis es wieder voll funktionstüchtig war. Von diesem Zeitpunkt an war es Onkel Dudleys einziges Bestreben gewesen, irgendwann ein eigenes Kanalboot, oder vielmehr ein Hausboot, zu besitzen. Als er dann im Alter von zweiundfünfzig in den freiwilligen Vorruhestand ging, verwirklichte er seinen Traum und kaufte von Eddies Cousin The Star , die er nach Tante Mags’ geliebter Tante in Our Pol umbenannte.
    Die andere große Liebe in seinem Leben, Tante Mags, war von der ganzen Hausboot-Idee bei weitem nicht so angetan gewesen wie ihr Gatte, doch weil es sein Traum war und weil sie – trotz ihrer gegenteiligen Behauptungen – Onkel Dudley aufrichtig liebte, fügte sie sich. Und seitdem fügte sie sich an jedem Wochenende und an allen Feiertagen oder wann immer es Onkel Dudley juckte, mal nach dem »alten Mädchen« zu sehen. Ihre Frustration über die viele Zeit, die sie auf dem Boot verbrachte, äußerte sich nicht direkt, sondern auf ganz subtile Weise – vor allem in ihrem Backverhalten. Konkret verhielt sich ihr Stresslevel direkt proportional zur Menge der Backwaren, die sie in dem kleinen Holzofen in der Kombüse produzierte.
    Gemessen an den Backblechen, die waghalsig auf jeder glatten Oberfläche im Bootsinneren balancierten, hatte Tante Mags heute einen besonders schlechten Tag.
    »Backst du wieder mal, Tante Mags?«, fragte ich grinsend, als ich die warme Kajüte betrat.
    Mags verzog das Gesicht: »Nur ein bisschen. Komm her und umarme deine arme alte Landrattentante!«
    Ich liebte Tante Mags’ Umarmungen. Sie nahm einen auf diese resolute, aber liebevolle Art in die Arme, die alles sofort leichter erscheinen ließ. Ganz anders als bei Mum. Meine Mutter verstand unter einer Umarmung einen Luftkuss mit minimalem Körperkontakt. Auf diese Weise knitterte die Kleidung nicht so sehr, und man ersparte sich die Peinlichkeit öffentlicher Zuneigungsbekundungen. Ich war auch nicht der »Knuddeltyp«, der ständig allen um den Hals fiel, aber bei meiner Tante war es anders. Ihre Umarmungen vermittelten Wärme und Freude (ganz ähnlich wie ihre Backwaren).
    Mit einem Winseln machte sich Elvis bemerkbar, der aus den Händen von Tierquälern befreite winzige Pudel meiner Tante und meines Onkels. Elvis mochte das Bootsleben noch weniger als Tante Mags, und wann immer er an Bord von Our Pol war, verwandelte er sich in ein zitterndes, verschrecktes grau gelocktes Fellbündel.
    Ich löste mich aus der Umarmung und bückte mich, um den armen, verängstigten Elvis zu streicheln. »Hey, Elvis, wie geht’s, alter Knabe?« Elvis leckte zögerlich meine Hand, um sich sofort

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