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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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ständig so angespannt, dass eine Sprungfeder im Vergleich mit ihr schlaff aussah. Das Funkeln in Micks Augen verriet deutlich, wie seine Meinung zu diesem Thema war. Er brachte dieser Frau nur wenig Zuneigung entgegen, die ihre Frustration darüber, dass sie in unserem Sender »auf die Seite« statt nach oben befördert wurde, bei jeder nur möglichen Gelegenheit an uns ausließ. »Welche Laus ist ihr diesmal über die Leber gelaufen?«
    »Sie meint, sie sei bei einer weiteren Beförderung übergangen worden.« Mick faltete seine Zeitung zusammen und rollte auf seinem Stuhl zu mir herüber. »Offenbar hat sie sich für den Produzentenjob bei der Breakfast Show beworben.«
    »Oh.«
    »Genau. Also geh lieber auf Tauchstation.«
    Der Vormittag verlief schleppend. Während ich die Musik für Brum FMs »New Year, New You«-Kampagne komponierte, wanderten meine Gedanken wieder zu dem Gespräch mit Charlie zurück. Was würde das neue Jahr für uns bereithalten?
    Zwei Stunden stand ich in dem winzigen Tonstudio und nahm den Gesangsteil für die Werbesongs auf, als mir eine Liedzeile ins Auge stach: »Dies könnte das Jahr sein, in dem all deine Träume wahr werden.«
    Sogleich war jeder Gedanke an Charlie vergessen, und das Bild meines schönen Fremden trat wieder in den Vordergrund. Vielleicht bildete er den Auftakt dafür, dass bald all meine Träume wahr wurden. War er nicht genau in dem Moment aufgetaucht, als ich ihn brauchte? Im Gegensatz zu Charlie. Möglicherweise war das lange Warten auf Charlie ja nur eine Vorbereitung auf die Begegnung mit diesem Mann gewesen. Um die Wahrheit zu sagen: Wäre ich nicht von Charlie weggelaufen, hätte ich den Fremden womöglich nie kennengelernt. Die Frage war nur, ob ich ihn wiederfände. Wie auch immer, ich war fest entschlossen, es zu versuchen. Ich musste mir nur überlegen, wie …
    »He, Rom, kann es irgendwann weitergehen?«, ertönte Micks Stimme in meinen Kopfhörern und beförderte mich schlagartig in die raue Wirklichkeit zurück.
    »Entschuldige. Spielen wir die Zeile noch einmal ein …«
    Den ganzen Tag über sprühten meine Gedanken vor hoffnungsvoller Erwartung. Es musste eine Möglichkeit geben, den Fremden zu finden – selbst in Englands zweit größter Stadt. Im Vergleich zu der Situation mit Charlie, an der ich nichts mehr ändern konnte, erschien mir die Suche nach dem Mann, der mich geküsst hatte, als verlockendes Alternativprogramm. Denn was konnte mich positiver stimmen als die Suche nach einem Mann, der mich schön fand?
    »Man muss optimistisch an die Sache rangehen«, sagte Wren am Abend, als sie mir beim Dinner in meinem kleinen Haus in Stourbridge Gesellschaft leistete, »sonst schafft man das nicht. Allerdings habe ich noch keine Idee, wo du mit der Suche anfangen könntest.«
    Ich reichte ihr ein Glas Rotwein. »Geht mir genauso. Aber ich werde mir was überlegen.«
    »Läuft es mit Charlie und dir wieder besser?«
    »Besser nicht gerade, aber zumindest haben wir darüber geredet. Inzwischen ist mir klar, dass ich eindeutig einen Fehler begangen habe. Er hat mich immer nur als Freundin gesehen.«
    »So, so«, murmelte Wren in ihren Merlot.
    »Wie meinst du das?«
    »Wer weiß schon, was in Männern vorgeht«, erwiderte sie kryptisch. »Charlie wird das irgendwie geregelt kriegen.« Sie blickte zu meinem Christbaum in der Ecke des Zimmers und lächelte: »Die Glaskugel hat einen würdigen Platz erhalten.«
    Der Anblick der Glaskugel, in der sich funkelnd das Licht der Christbaumbeleuchtung spiegelte, erinnerte mich wieder an die Stimme des Fremden an meinem Ohr, und ein erregendes Prickeln durchfuhr mich. »Ja, sie ist wunderhübsch. Wenn ich sie ansehe, wird mir richtig weihnachtlich zumute. Ich hatte schon befürchtet, die Sache mit Charlie würde mir Weihnachten total vermiesen.«
    »Jeder sollte sich weihnachtlich fühlen, egal, in welcher Situation man gerade steckt.« Mit einer schwungvollen Geste hob Wren ihr Glas und prostete mir zu. »Das sollte ein Gesetz sein. Oder wenigstens eine Tradition.«
    »Apropos Tradition: Freust du dich auf das Weihnachtsessen mit unserer Band morgen Abend?«
    »Natürlich. Du etwa nicht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Es wird schon okay sein. Charlie und ich werden auf gute Kumpel machen. Ich kann nur hoffen, dass niemand den Unterschied bemerkt.«
    Wren trank einen ordentlichen Schluck Wein. »Absolut. Ich freue mich schon darauf, mehr über die Gigs zu erfahren, die Dwayne für nächstes Jahr an Land gezogen

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