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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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sagte: »Schau, Rom, wegen Samstag …«
    Eine schreckliche Nervosität ergriff mich. Würde sich in diesem Moment das abgetretene olivgrüne Linoleum unter meinen Füßen auftun, um mich zu verschlingen, so wäre ich die glücklichste Frau auf Erden. Seit meinem ganz persönlichen Schwarzen Samstag wünschte ich mir sehnlichst, ich könnte wie Christopher Reeve in Superman einfach ins Weltall fliegen und den Lauf der Erde anhalten, um die Zeit zurückzudrehen. Doch leider war ich nicht mit derlei überirdischen Kräften gesegnet und konnte die Sache deshalb auch nicht ungeschehen machen. Also nahm ich allen Mut zusammen und sah Charlie an.
    »Tut mir leid, dass ich dich in Verlegenheit gebracht habe.«
    »Das hast du nicht.«
    »Doch, Charlie. Mir ist das genauso peinlich wie dir.«
    »Rom …«
    »Nein, lass mich aussprechen, okay? Wenn ich es jetzt nicht sage, dann werde ich es nie tun.«
    Er nickte und verschränkte die Arme.
    »Weißt du, ich hab mich da in irgendwas verrannt. Ich dachte, mit uns beiden würde es in eine bestimmte Rich tung gehen, was ja wohl eindeutig ein Trugschluss war. Es ist mein Fehler. Aber ich will nicht, dass unsere Freundschaft daran zerbricht.«
    »Das wird nicht geschehen.«
    »Gut.«
    Charlie wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufgerissen wurde und eine größere Gruppe Bauarbeiter hereinplatzte. Ihr raues Gelächter und die lauten Stimmen machten eine weitere Unterhaltung unmöglich, zumal sich die Männer im ganzen Café ausbreiteten. Ich fragte mich, ob dies unser Treffen zu einem vorzeitigen Ende bringen würde, doch Charlie bedeutete mir, sitzen zu bleiben, und ging zur Theke hinüber, wo ein leicht erschrockener Harry dem Ansturm auf sein Lokal mutig standhielt. Nach wenigen Minuten kehrte Charlie mit zwei Pappbechern mit Deckel und einer braunen Papiertüte zurück.
    »Komm«, sagte er. »Ich weiß einen besseren Platz zum Frühstücken.«
    Ich folgte ihm aus dem lärmigen Café nach draußen. Wir gingen die High Street entlang und dann den steilen Hügel hinunter in Richtung Cannon Hill Park.
    Obwohl ich nicht gerade wild darauf war, dieses Ge spräch fortzusetzen, musste ich mir eingestehen, dass Charlie mich wirklich gut kannte. In diesem Park ist jedes Fleckchen für mich mit schönen Erinnerungen verbunden: Sommerwochenenden, an denen ich als Kind die Enten gefüttert habe, ausgelassene Picknicks mit Wren, Tom, Jack und Sophie, Verabredungen zum Mittagessen an sonnigen Frühlingstagen – all dies hat hier stattgefunden. Wie Harry’s ist der Park ein wichtiger Teil unseres gemeinsamen Lebens.
    Doch der Park barg noch eine weitere Erinnerung, von der Charlie nichts wissen konnte und die sich jetzt wie ein Eiszapfen in mein Herz bohrte: In diesem Park war mir erstmals bewusst geworden, dass ich in ihn verliebt war.
    Vor drei Jahren hatten wir uns am ersten Samstag im September zum Mittagessen am See verabredet, wie wir es unzählige Male vorher getan hatten. Wie immer brachte er die Sandwiches mit und ich selbst gebackenen Kuchen von meiner Tante. Also machte ich einen Umweg zu meiner Tante und ergatterte einen besonders spektakulären frisch gebackenen Kuchen mit weißer Schokolade und Holunder. Beim Anblick des Kuchens zog ein so seliges Lächeln über Charlies Gesicht, dass ich lachen musste.
    »Du bist so leicht zufriedenzustellen«, neckte ich ihn. »Ein Kuchen, und schon läufst du mit wehenden Fahnen über.«
    »Hey, das ist nicht nur ein Kuchen, Rom. Das ist Liebe auf den ersten Blick.«
    »Meine Güte! Wenn das die vielen Mädels wüssten, die hinter dir her sind! Ein Kuchen, das ist der ganze Trick.«
    Grinsend brach er ein Stückchen ab und stopfte es sich in den Mund. Er schloss die Augen und legte die Hand auf sein Herz. »Finde eine Frau für mich, die so einen Kuchen backen kann, und ich werde für immer ihr gehören.«
    »Meine Tante ist leider schon vergeben.«
    »Schade.« Er riss die Augen auf, und das Funkeln darin war so typisch Charlie. »Vielleicht sollte ich nach einem Mädchen Ausschau halten, das zumindest so einen Kuchen herbeischaffen kann …«
    »Ja, ja, viel Glück bei der Suche«, erwiderte ich grinsend.
    Er lächelte mich an, und seine mitternachtsblauen Augen hielten meinen Blick etwas länger fest als üblich. Und in diesem Moment geschah es. Mein Herz machte einen Hüpfer, die Welt um mich herum versank – und ich wusste, dass ich verliebt war. Diese Erkenntnis warf mich total aus der Bahn, und während Charlie sich wieder dem

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