Und dann kusste er mich
nahmen Charlie und Tom das Sofa in Besitz, Wren thronte auf der Armlehne und D’Wayne lümmelte in dem abgewetzten Armlehnsessel, den Sophie seit vier Jahren erfolglos zu restaurieren versuchte.
»Da wir jetzt alle zusammen sind, werde ich euch erzählen, was ich für nächstes Jahr angeleiert habe«, sagte D’Wayne. Er schenkte sich ein großes Glas Rotwein ein und warf einen Blick auf sein iPhone.
Tom fegte ein paar Kekskrümel von seiner Hose. »Da bin ich aber neugierig.«
Wren knuffte ihn in die Rippen: »Sch!«
D’Wayne schoss ihm einen tadelnden Blick zu. »Mach dich auf eine Überraschung gefasst, mein Freund.«
»Oh, ich kann es kaum erwarten, Alter!«
»Gut. Wie ihr wisst, haben wir nächste Woche an Silvester die Hochzeitsfeier im Excelsior in Solihull. Ich fände es gut, wenn das Rock-’n’-Roll-Medley eingebaut wird.« Der Vorschlag stieß bei uns allen auf lautstarken Protest, den D’Wayne zum Verstummen brachte, indem er seine großen Hände hob. »Ich weiß, ihr hasst das, aber genau das wünschen sich die Kunden nun mal. Die meisten Hochzeitsgäste entstammen der Nachkriegsgeneration. Ihr müsst die demografischen Gegebenheiten beachten, Leute.«
»Das ist todlangweilig!«, maulte Tom. »Sechs Songs mit identischem Akkordaufbau. Das könnte ich genauso gut Jack zum Sequenzieren überlassen und während des gesamten Medleys an die Bar gehen.«
Ich lachte: »Dir ist wohl jede Ausrede recht, Tom.«
»Nun ja. Es ist eine Berufung.«
»Vielleicht sollten wir nach Gigs mit jüngerem Publikum Ausschau halten«, murmelte Jack, während Wren und Charlie aufstöhnten. Über dieses Thema herrschten innerhalb der Band große Meinungsverschiedenheiten, die sich in absehbarer Zeit wohl auch nicht klären lassen würden.
»Ältere Leute haben mehr Geld«, warf Sophie ein und schenkte sich Wein nach. »Wenn man sich nur auf eine junge Zielgruppe konzentriert, braucht man mehr Gigs, damit es irgendwie rentabel ist.«
»Dann ist es ja ein Glück, dass alle Gigs, die für nächstes Jahr im Terminkalender stehen, gut bezahlt sein werden«, meldete sich D’Wayne erneut zu Wort, sichtlich zufrieden mit sich selbst. »Könnten wir jetzt also wieder zum Programm für nächstes Jahr zurückkehren?«
Tom zuckte die Achseln und schnappte sich eine Handvoll Nüsse. »Wir sind ganz Ohr, großer D’Wayne.«
»Okay. Im Januar haben wir am vierzehnten einen fünfzigsten Geburtstag und am einundzwanzigsten eine Hochzeit auf dem Elston Farm Estate in Somerset, eine kleinere Gesellschaft, aber die Gäste sind alle auf dem Anwesen untergebracht, sind also wahrscheinlich in guter Partylaune. Im Februar habe ich für euch einen Auftritt bei einer exklusiven Valentinstagsparty organisiert, der Veranstaltungsort muss noch bestätigt werden. Es geht um zwei Fünfundvierzig-Minuten-Sets, bevor der DJ übernimmt, und die Auftraggeber sind bereit, einen Zuschlag zu zahlen, insgesamt also um die zweihundertfünfzig Pfund für jeden.«
Überraschtes Gemurmel wurde laut. Der Februar ist in Bezug auf Gigs traditionell ein toter Monat. Nach Weihnachten sind alle Leute – auch wir – ziemlich pleite, und alles, was im Februar hereinkommt, ist ein wahrer Segen.
»Der März ist momentan noch etwas ruhig, aber ich bin gerade an etwas dran – ein Gig auf einem mittelalterlichen Hochzeitsbankett in Northumberland. Braut und Bräutigam arbeiten beide für eine große Londoner Anwaltsfirma, die Gagen sollten also entsprechend ausfallen. Nächsten Monat kann ich darüber hoffentlich schon mehr sagen.«
»Da müssen wir wohl schnell ein paar Madrigale einstudieren«, witzelte Jack.
Tom lachte: »Und ich muss den Staub von meiner Mandoline entfernen.«
»Die Leute wollen das normale Repertoire«, entgegnete D’Wayne. »Und es handelt sich um ein jüngeres Publikum, wie du es bevorzugst, Tom.« Er trank seinen Wein aus und klickte sich durch den Terminkalender in seinem iPhone. »Zwei Hochzeiten im April, der ganze Mai ist dann mehr oder weniger mit Hochzeiten ausgebucht – drei Samstage und ein Sonntag, einmal auch in einem hübschen schottischen Schloss in der Nähe von Fort William. Im Juni ist eine Hochzeitsfeier im Re gency, im Juli ein Sommerball für eine große Londoner Steueranwaltskanzlei und Ende Juli eventuell eine Strand hochzeit in Devon, aus der wir vielleicht einen kostenlosen Wochenendurlaub für uns herausschlagen können. Ich habe noch mehr Sachen am Laufen, aber ich finde, das lässt sich bisher sehr gut
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