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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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das Gespräch geschickt zu seinen Gunsten lenkte, um das Supergeschäft zu machen.
    »Entscheidend sind List und Geduld, Romily«, erklärte er, nachdem er den Preis für einen Christbaumschmuck in Form eines winzigen stilisierten Panzers von fünfunddreißig auf fünfzehn Pfund heruntergehandelt hatte. »Ich bin wie ein Flohmarkt-Ninja – bereit zuzuschlagen, wenn es am wenigsten erwartet wird. Diese kleine Schönheit wurde während des Ersten Weltkriegs in einer berühmten Birminghamer Waffenfabrik hergestellt. Dürf te ungefähr fünfzig Pfund wert sein. Der Ausgangspreis war fünfunddreißig, und hätte der Händler höher angefangen, hätte ich auch vierzig gezahlt. Tja, die Typen, die behaupten, sich mit der Ware am besten auszukennen, haben meistens keine Ahnung. Wenn ein Händler aber nicht herumprahlt und sich auch der Preis nicht bewegt, kann man davon ausgehen, dass er den Wert seiner Ware kennt.«
    Wir gingen zu »Dave’s Diner« – dem schäbig aussehenden Snack-Wagen in der Mitte der Wiese – und tranken aus Styroporbechern brühheißen Tee, aus dem graue Dampfschwaden aufstiegen. Der heller werdende Himmel und der anschwellende Vogelgesang kündeten das Nahen der Morgendämmerung an.
    »Und, wie findest du es hier?«
    »Nett. Auf eine merkwürdig feuchte und frostige Art.«
    Onkel Dudley boxte mich leicht in den Arm. »Deshalb mag ich dich so, Romily. Du bringst mich zum Lachen.«
    »Danke. So, wie ist der neueste Stand bei der ›Operation Phantomküsser‹?«
    Seine Augen leuchteten auf. »Richtig. Einen Moment, Kleines.« Er reichte mir seinen Becher, kramte in seinen Taschen herum und zog schließlich ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. »Gestern Abend habe ich im Netz gesurft und diese Sachen hier gefunden …« Er räusperte sich, faltete das Blatt auf und begann vorzulesen. »Ellen Adams, zweiundvierzig, hat ihren Retter wiedergefunden, der sie bei einem Schneesturm am Valentinstag vor zwanzig Jahren aus ihrem Wagen befreit hatte. Eine beiläufige Bemerkung gegenüber einer Freundin führte zu der Idee eines Blogs, um den attraktiven Fremden wiederzufinden, der ihr in all den Jahren nie aus dem Sinn gegangen war. Zufällig las die Schwester des Mannes, die vierundvierzigjährige Janet Milson, in ihrer Lokalzeitung über die Kampagne und ermunterte ihren Bruder, John Ireland, sich mit Ellen in Verbindung zu setzen. Als sich das Paar im August dieses Jahres traf, fühlten sich beide sofort zueinander hingezogen. Sie begannen sich zu verabreden, und vergangene Woche machte John seiner Ellen einen Heiratsantrag. ›Das beweist mal wieder, dass sich wahre Liebe immer durchsetzt‹, meint Ellen strahlend. ›Ich habe ihn nie vergessen, und wunderbarerweise ist es ihm genauso gegangen.‹ Das Paar will nächstes Jahr am Valentinstag heiraten, genau einundzwanzig Jahre nach seiner ersten Begegnung. »Na, Rom, wie findest du das?«
    »Wow! Das ist …«
    »Im Netz findest du unzählige solcher Geschichten! Paare, die sich nach dreißig, vierzig, ja fünfzig Jahren wiedergefunden haben, oftmals durch seltsame Zufälle. Ist dir klar, was das heißt?«
    Offen gestanden war mir das nicht klar. So nett die Geschichte auch war, was hatte sie mit meinem hübschen Fremden und mir zu tun? Ich konnte nicht zwanzig Jahre warten. Ich hatte nur ein Jahr Zeit – nein, inzwischen weniger als ein Jahr –, um ihn zu finden. »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Onkel Dudley.«
    »Das heißt, es ist möglich , Schätzchen! Es gibt so viele Leute, die ihrem Herzen gefolgt sind und an Träume geglaubt haben, die von ihrer Umwelt als Blödsinn verspottet wurden. Und doch sind diese Träume in Erfüllung gegangen! Ich will damit nicht sagen, dass du dreißig Jahre auf dein Glück warten musst. Ich sage nur, dass die Idee funktioniert! Und wenn wir die Geschichte in die Zeitungen kriegen könnten – umso besser!«
    »Lass uns erst mal abwarten, was der Blog bringt«, schlug ich rasch vor, um Onkel Dudley zu bremsen. »Ich glaube nicht, dass ich zu einem peinlichen Aufruf in den Zeitungen bereit bin.«
    »Dudley Parker, du hast mir Donuts versprochen!«, schrie Tante Mags, während sie über die matschige Wiese auf uns zustapfte. Im Schlepptau hatte sie Elvis, der in einen kleidsamen babyblauen Steppanzug gehüllt war und ausgesprochen zufrieden dreinblickte, weil er mal wieder terra firma unter den Pfoten hatte.
    »Gleich kriegst du deine Donuts, meine Liebe. Einen Tee dazu?«
    Tante Mags warf einen Blick

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