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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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Licht des Veranstaltungssaals wirkten diese festlich gedeckten Tische so erlesen wie bei einer prestigeträchtigen Preisverleihung.
    Der Konferenzraum füllte sich mit betuchten Gästen: Frauen in bodenlangen schwarzen, weißen und goldenen Abendkleidern, in denen sie durch den Raum zu schweben schienen, und Männer in perfekt geschnittenen schwarzen Anzügen à la George Clooney, so dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn er jeden Moment höchstpersönlich hereingeschlendert wäre.
    Wir versuchten, uns die Szenerie so gut es ging einzuprägen, da Sophie beim nächsten Treffen bestimmt jedes Detail hören wollte. Schließlich rissen Wren und ich uns schweren Herzens los und gingen über den Tanzboden auf die Bühne zu. Ein schwarzer Vorhang, der an einer Seite herabhing, schuf einen kleinen Backstage-Bereich, wo Charlie, Jack und Tom bereits versammelt waren und auf Koffern und Stühlen herumsaßen, die sie aus der Hotellobby stibitzt hatten. Alle drei Jungs trugen frisch gebügelte schwarze Hemden, schwarze Hosen und weiße Krawatten.
    »Wow, Rom, tolles Kleid!«, rief Tom anerkennend. »Du könntest deine Beine ruhig öfter zeigen.«
    Ich vollführte eine kleine Pirouette und lächelte Tom zu. »Du siehst auch nicht übel aus.«
    »Ha, hört ihr? Rom hat eben Geschmack! Seid ihr Damen bereit?«
    Wren nickte. »Wann geht’s los?«
    Charlie warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir fangen gegen Viertel nach acht an. Um Viertel nach neun ist Büfettpause, und anschließend legt der DJ auf. Gegen elf kommen wir zurück und spielen ins neue Jahr hinein, und danach übernimmt wieder der DJ bis ungefähr zwei Uhr.«
    Tom zog ein finsteres Gesicht. »Das wird eine lange Nacht, Leute. Ich glaube kaum, dass wir unser Zeug zusammenpacken können, solange DJ ›Disco Paul‹ sein Programm abspult.«
    Jack schüttelte den Kopf: »Tut mir leid. Ich habe mit Eric, dem Hochzeitsplaner, gesprochen, und er meinte, wenn wir früher gingen, würde es ›die Ästhetik der Atmosphäre verderben‹ – was immer das auch bedeuten mag.«
    »Wir wollen doch niemandem die Ästhetik verderben!«, bemerkte ich spöttisch.
    »Vor allem, wenn wir die ›demografischen Gegebenheiten‹ berücksichtigen wollen«, fügte Wren hinzu.
    Charlie stöhnte. »Apropos demografische Gegebenheiten: Weiß jemand, wo sich unser geschätzter Supermanager rumtreibt?«
    Keiner wusste es.
    »Er sollte sich besser mal hier blicken lassen«, sagte Tom, während er seine Gitarre zu stimmen begann.
    »Das wird er«, warf Wren hastig ein. »Er hat versprochen dazu zu kommen.«
    Der Vorhang wurde ein Stück beiseitegeschoben, und Eric steckte den Kopf herein. »Seid ihr so weit?«
    Plötzlich lag eine fast greifbare Spannung in der Luft. Mein Pulsschlag beschleunigte sich, und in der Magengegend spürte ich dieses vertraute Flattern. Ich summte zwei Tonleitern und schüttelte die Hände, um sie zu lockern – zwei Rituale, die mir vor einem Gig immer halfen, meine Nerven zu beruhigen.
    Ganz gleich, wo der Gig stattfand, wie groß das Publikum war oder welche Songs ich singen würde, dieser Moment war immer gleich: Es fühlte sich an, als stünde man an einem Steilhang und machte sich zum Sprung bereit. Obwohl ich schon auf zahllosen Bühnen in den Kulissen gewartet hatte, und obwohl ich die Songliste in- und auswendig kannte, blieb immer eine Spur von Ungewissheit, die erst verschwand, wenn ich vor dem Pub likum stand. Es war eine berauschende Mischung aus Risiko und Möglichkeit, deren aufputschender Wirkung man sich unmöglich entziehen konnte.
    Die Gäste wurden willkommen geheißen und nach vorne auf die Tanzfläche gebeten. Die steigende Erwartung trieb das Adrenalin noch mehr in die Höhe. Ich wusste, dass dieser Moment von uns allen extrem intensiv erlebt wurde. Charlie zog die Trommelstöcke aus seiner hinteren Hosentasche und sprang die Stufen zur Bühne hoch. Jack nahm seinen Musikordner und trat zur Seite, um Tom den Vortritt zu lassen. Während Wren und ich auf die Bühne gingen, steckten wir uns die Stöpsel des In-Ear-Monitoring-Systems in die Ohren und schalteten die tragbaren Empfänger ein.
    »Meine Damen und Herren, ein Applaus für die Band des heutigen Abends – The Pinstripes!«
    Wie oft bei Silvestergigs verlief die Veranstaltung im Excelsior relativ ereignislos. Es gab wohlmeinende Zwi schenrufe, harmlose Pöbeleien Betrunkener und pein liches »Papi-Tanzen« – was eben so passierte, wenn zweihundertfünfzig angesäuselte Hochzeitsgäste in

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