Und dann kusste er mich
in einem Auftritt die Bühne verlässt, was?«
»Ha, ha. Vielen Dank für dein Verständnis.«
»Keine Ursache. Der Typ war also wirklich da?«
Ich bemerkte, wie Charlie, der am anderen Ende der Bank saß, seine Zeitung aufschlug und sich darin vertiefte. »Ich glaube … Nein, ich bin mir sicher.«
Tom setzte sich auf die Wiese und zupfte die Krümel des riesigen Sandwichs, das er gerade verdrückte, von seinem Hemd. »Schade, dass wir ihn nicht gesehen haben. Eigentlich würde ich gern alle Typen, mit denen du dich triffst, zuerst unter die Lupe nehmen.«
»Welche Typen, bitte schön? Ich hatte seit über einem Jahr kein Date mehr.«
Er feixte. »Also, wenn du irgendwann einen Kerl findest, der genügend Mumm hat, um es mit dir auszuhalten, Rom, bin ich gern bereit, ihn auf Herz und Nieren zu prüfen.«
Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Was bin ich doch froh, dass ich meine Mittagspause geopfert habe, um mit euch zusammen zu sein.«
Jack umarmte mich. »Es ist doch nur, weil wir dich alle so lieben. Ich finde es gut, dass du den Typen suchst.«
»Oh, lieb von dir, Jack.«
Ein gefährliches Glitzern trat in Jacks Augen, das nur eines bedeuten konnte – und leider war es auch so: »Es ist wirklich an der Zeit, dass mal jemandem auffällt, wie wunderbar du bist. Findest du nicht auch, Chas?«
Angesichts von Jacks brachialem Vorpreschen, das ungefähr so sensibel war wie ein Vorschlaghammer, ruckte Charlies Kopf in die Höhe, und seine Wangen färbten sich tiefrot. »Wie bitte?«
Ach, du liebe Zeit. Bitte nicht noch einmal! Aber: »Ich sagte, Rom sollte jemanden finden, der sie wirklich wertschätzt.«
Charlies mitternachtsblauer Blick glitt von Jack zu mir, und wir sahen uns einen Moment intensiv in die Augen, ehe Charlie diesen Augenblick mit einem Blinzeln zunichtemachte. »Entschuldige, Jack, ich hatte gar nicht richtig zugehört. Wann wollen wir diese Woche proben?«
Seine brüske Art verletzte mich, und ich biss in mein Sandwich, um es zu überspielen. Tom war meine Reaktion nicht entgangen. Er zwinkerte mir zu und klopfte einladend neben sich auf die Wiese. Dankbar nahm ich das Angebot an und überließ Jack und Charlie sich selbst.
»Ignorier ihn, Süße. Er ist nun mal ein ausgemachter Trottel.«
»Ich weiß.«
»Gut. Aber irgendwie finde ich es auch cool. Ziemlich borderlinemäßig, aber trotzdem cool. Und, was macht dein Blog?«
»Alles bestens. Ich hatte ungefähr zehn Nachrichten von Leuten, die mich unterstützen, was mich riesig gefreut hat.«
Toms Lächeln war wie warmer Honig. Kein Wunder, dass er so gut bei Frauen ankommt. »Ich finde es total gut, dass du den Typen auf unserem Gig gesehen hast.«
»Echt?«
»Klar. Weil du jetzt weißt, dass es möglich ist, ihn wiederzufinden. Er lebt in dieser Stadt, vielleicht sogar in deiner Nähe. Er könnte über Ricky WahWah’s wohnen.« Er deutete auf das bekannte Musikgeschäft, wo er und Charlie gelegentlich Musikunterricht gaben. »Er könnte abends auf ein paar Drinks in The Garter gehen. Wahrscheinlich trinkt er irgend so einen angesagten Scheiß wie belgisches Leffe-Bier oder mexikanisches Sol-Bier – kein Ale, was richtige Kerle wie wir bevorzugen.« Er blickte zu einer älteren Dame hinüber, die einen struppigen Hund an der Leine führte. »Und das könnte seine Omi sein …«
Tom verfügte über die wunderbare Gabe, mich mit einem einzigen gut platzierten Satz jeden Stress und Zorn vergessen zu lassen. Er hatte einen erstaunlichen Blick für Situationskomik. Früher wollte er das sogar zu seinem Beruf machen. Vor seinem Universitätsstudium hatte er einen Auftritt als Stand-up-Comedian auf dem Kulturfestival von Edinburgh, dem berühmten Edinburgh Fringe , und war ziemlich gut angekommen. Aber der Wunsch, Musik zu machen, war dann doch stärker gewesen, und jetzt kamen nur noch wir in den Genuss seines komischen Talents.
»Danke, Tom.«
Er streichelte meine Hand. »Weißt du, wenn dieser Typ auch nur einen Funken von Verstand hat, wird er dich ebenfalls suchen. Also drücken wir die Daumen, dass sich bald irgendetwas tut, okay?«
Erfreut über seine Zuversicht, nickte ich. Doch ich ahnte natürlich nicht, welche durchschlagende Wirkung sein Wunsch haben sollte …
Ich wollte dir nur sagen, dass ich deine Suche klasse finde. Bleib dran! Maisie x
Eine Freundin hat mir von deinem Blog erzählt, und ich bin ihr dafür wirklich dankbar. Deine Suche ist wie ein Märchen, das hoffentlich wahr werden wird. C.
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