Und dann kusste er mich
schweigen davon, dass wir wahrscheinlich als Alkoholikerinnen enden würden.«
Wren ließ sich nicht beirren. »Nun, in diesem Fall könntest du ihm auf einem Treffen der Anonymen Alkoholiker begegnen, also hätte sich das Trinken gelohnt.«
Ich sah mich in der vollen Kneipe um. »Ich glaube nicht, dass er hier ist, Wren.«
»Du hast auch nicht geglaubt, dass du ihn am Valentinstag in diesem Supermarkt sehen würdest, aber er war da, oder? Es geht um die Möglichkeit , Rom! So, ich hole uns jetzt was zu trinken, und du hältst weiter nach ihm Ausschau, okay?«
Lächelnd blickte ich ihr nach, als sie zur Bar ging. Die Chance, dass wir PK hier zufällig treffen würden, war gleich null, doch Wrens Zuversicht steckte mich an. Ich checkte auf meinem Handy die E-Mails und entdeckte, dass ich auf meinen letzten Blog-Eintrag drei Reaktionen erhalten hatte. Ich wollte die Mails gerade öffnen, als die Tür aufging und Charlie und Jack hereinspazierten.
Natürlich entdeckten sie mich sofort. Charlie wirkte eher überrascht als erfreut, wohingegen Jack über das ganze Gesicht strahlte und sofort auf mich zusteuerte.
»Ich wusste gar nicht, dass du heute Abend hier sein würdest«, sagte Jack, als er sich mit Charlie zu mir durchgedrängt hatte.
»Umgekehrt genauso«, erwiderte ich. »Wren meinte, wir sollten uns hier mal umsehen.«
»Äh«, stammelte Jack verwirrt. »Und warum?«
»Wir sind im Rahmen meiner Suche hier.«
Charlie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und blickte zur Bar hinüber.
»Hast du ihn noch einmal gesehen?«
Als ich antwortete, sah ich verstohlen zu Charlie hinüber, der sich sichtlich unwohl fühlte. »Nein, nichts dergleichen. Wren dachte einfach …«
»Aha! Ihr spioniert uns also nach!«, rief Wren, die mit zwei Drinks – Jack Daniels mit Cola – zurückkam.
Jack erhob sich von Wrens Platz und stellte sich zu Charlie. »Das hättest du wohl gern! Nein, wir hatten Lust auf einen Männerabend, nicht wahr, Chas?«
Charlie murmelte irgendetwas Unverständliches und vermied beharrlich jeden Blickkontakt mit mir.
Wren und Jack sahen sich vielsagend an, während ich stur in meinen Drink starrte.
Jack klopfte Charlie auf den Rücken. »Tja, Mädels«, sagte er eine Spur zu fröhlich, »wir werden euch jetzt wie der allein lassen und uns ein schönes Ale genehmigen.«
»Schönen Abend«, murmelte ich.
Charlie streifte mich mit einem kurzen Blick. »Euch auch.« Und weg waren sie, verschwunden im Getümmel rund um die Bar.
Kichernd beugte sich Wren zu mir: »Liebe Güte, wie peinlich war das denn?«
Mürrisch drehte ich mein Glas in der kleinen feuchten Pfütze auf der dunklen, glänzenden Tischoberfläche herum.
»Vergiss ihn, Rom. Er muss noch erwachsen werden. Ha, stell dir vor, wie dumm er aus der Wäsche schauen wird, wenn du den geheimnisvollen Fremden findest und ihr glücklich lebt bis ans Ende eurer Tage.«
Ich erwiderte Wrens Lächeln. Doch im Verlauf des Abends, der für mich letztlich ergebnislos war (wenigstens nicht für Wren, die es schaffte, dem sehr süßen Barkeeper seine Telefonnummer abzuluchsen), musste ich immer wieder an Charlies abweisendes Verhalten denken. Ich hatte gehofft, dass sich zwischen uns wieder alles normalisieren würde, doch seine Reaktion heute Abend erinnerte mich wieder an den schrecklichen Streit, den wir auf der Rückfahrt von dem Silvesterauftritt gehabt hatten. Würde es von nun an so mit uns weitergehen?
Nachdem wir mit dem Bus zurück zu Wren gefahren waren, verabschiedete ich mich und winkte ein Taxi heran. Während die Lichter der Stadt in einem flirrenden Nebel vorbeizogen, ließ ich mich tief in den Sitz sinken und dachte an PK. Sollte Charlie Wakeley doch denken, was er wollte! Ich würde meine Suche fortsetzen. Wren hatte Recht: Ich musste daran glauben, dass ich ihm irgendwo, irgendwann zufällig begegnen würde. Wenn das ein Mal geschehen war, warum nicht ein zweites Mal?
Ich zog mein Handy aus der Handtasche, dessen Display zu meiner Überraschung eine SMS von Charlie anzeigte: Ich hoffe, die Suche geht voran. Tut mir leid, dass ich so ein Depp war. Bis morgen, Cx
Immer mehr Leute kommentierten voller Begeisterung meinen Blog, und es berührte mich ungemein, dass völlig fremde Menschen unbeirrt an meine Sache glaubten.
Auch auf Jacks Freundin, Sophie, traf das zu. Nach der Probe am nächsten Tag kam sie zu unser aller Freude mit drei großen Pizzaschachteln vorbei.
»Ernsthaft, Rom, inzwischen lesen alle auf der
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